Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schmolck, Benjamin: Das Himmlische Vergnügen in Gott, oder vollständiges Gebett-Buch. Neue Aufl. Basel, 1753.

Bild:
<< vorherige Seite

Der gläubige Christ bittet,
offtmal in grosse Angst, und ich schäme mich mei-
nes vorigen, unartigen und unheiligen Lebens, da
ich, leyder! nach dem Trieb meines Hertzens und
nach der Gewohnheit der Welt-Menschen mit ge-
sündiget, und mit unheiligen Worten und Wercken
dich beleidiget habe. Ach! soll niemand dein Ant-
litz schauen, ohne die Heiligung, o wie wenig wer-
den denn selig werden, o wie viele werden verdammt
werden! denn hilff HErr, die Heiligen haben ab-
genommen! o darum, du heiliger GOtt! gieb mir
dieses alles wohl zu erkennen, damit ich mich möge
hinfüro der wahren Heiligung innwendig und aus-
wendig befleißigen. O JEsu! heilige mich durch deine
Gerechtigkeit, Verdienst und Blut, ach! schencke mir
von Natur Unheiligen deine Heiligkeit, auf daß ich
darinn, als meinem schönsten Schmuck, vor deinem
himmlischen Vatter erscheinen und bestehen könne!
Heilige mein Leben durch dein heiliges Wort. Hei-
lige mein Hertz, daß es immer mit guten Gedancken
möge umgehen. Heilige meinen Mund, daß er
nichts unanständiges, unchristliches und böses mö-
ge reden. Heilige meinen Willen, damit ich das
allein wolle und vollbringe, was dir gefällig ist.
O heiliger GOtt! zeuch mich ab von der Welt, ver-
einige mich mit dir, damit ich in mir durch deinen
heiligen Geist das Zeugniß habe, daß ich ein Kind
GOttes neugebohren sey, und in der Gnade stehe.
Laß aber auch diese Heiligung wahrhafftig seyn, daß
ich nicht etwa nur heilig sey, und der Heiligung
mich befleißige, in der Kirche, bey dem heiligen

Abend-

Der gläubige Chriſt bittet,
offtmal in groſſe Angſt, und ich ſchäme mich mei-
nes vorigen, unartigen und unheiligen Lebens, da
ich, leyder! nach dem Trieb meines Hertzens und
nach der Gewohnheit der Welt-Menſchen mit ge-
ſündiget, und mit unheiligen Worten und Wercken
dich beleidiget habe. Ach! ſoll niemand dein Ant-
litz ſchauen, ohne die Heiligung, o wie wenig wer-
den denn ſelig werden, o wie viele werden verdammt
werden! denn hilff HErr, die Heiligen haben ab-
genommen! o darum, du heiliger GOtt! gieb mir
dieſes alles wohl zu erkennen, damit ich mich möge
hinfüro der wahren Heiligung innwendig und aus-
wendig befleißigen. O JEſu! heilige mich durch deine
Gerechtigkeit, Verdienſt und Blut, ach! ſchencke mir
von Natur Unheiligen deine Heiligkeit, auf daß ich
darinn, als meinem ſchönſten Schmuck, vor deinem
himmliſchen Vatter erſcheinen und beſtehen könne!
Heilige mein Leben durch dein heiliges Wort. Hei-
lige mein Hertz, daß es immer mit guten Gedancken
möge umgehen. Heilige meinen Mund, daß er
nichts unanſtändiges, unchriſtliches und böſes mö-
ge reden. Heilige meinen Willen, damit ich das
allein wolle und vollbringe, was dir gefällig iſt.
O heiliger GOtt! zeuch mich ab von der Welt, ver-
einige mich mit dir, damit ich in mir durch deinen
heiligen Geiſt das Zeugniß habe, daß ich ein Kind
GOttes neugebohren ſey, und in der Gnade ſtehe.
Laß aber auch dieſe Heiligung wahrhafftig ſeyn, daß
ich nicht etwa nur heilig ſey, und der Heiligung
mich befleißige, in der Kirche, bey dem heiligen

Abend-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0112" n="90"/><fw place="top" type="header">Der gläubige Chri&#x017F;t bittet,</fw><lb/>
offtmal in gro&#x017F;&#x017F;e Ang&#x017F;t, und ich &#x017F;chäme mich mei-<lb/>
nes vorigen, unartigen und unheiligen Lebens, da<lb/>
ich, leyder! nach dem Trieb meines Hertzens und<lb/>
nach der Gewohnheit der Welt-Men&#x017F;chen mit ge-<lb/>
&#x017F;ündiget, und mit unheiligen Worten und Wercken<lb/>
dich beleidiget habe. Ach! &#x017F;oll niemand dein Ant-<lb/>
litz &#x017F;chauen, ohne die Heiligung, o wie wenig wer-<lb/>
den denn &#x017F;elig werden, o wie viele werden verdammt<lb/>
werden! denn hilff HErr, die Heiligen haben ab-<lb/>
genommen! o darum, du heiliger GOtt! gieb mir<lb/>
die&#x017F;es alles wohl zu erkennen, damit ich mich möge<lb/>
hinfüro der wahren Heiligung innwendig und aus-<lb/>
wendig befleißigen. O JE&#x017F;u! heilige mich durch deine<lb/>
Gerechtigkeit, Verdien&#x017F;t und Blut, ach! &#x017F;chencke mir<lb/>
von Natur Unheiligen deine Heiligkeit, auf daß ich<lb/>
darinn, als meinem &#x017F;chön&#x017F;ten Schmuck, vor deinem<lb/>
himmli&#x017F;chen Vatter er&#x017F;cheinen und be&#x017F;tehen könne!<lb/>
Heilige mein Leben durch dein heiliges Wort. Hei-<lb/>
lige mein Hertz, daß es immer mit guten Gedancken<lb/>
möge umgehen. Heilige meinen Mund, daß er<lb/>
nichts unan&#x017F;tändiges, unchri&#x017F;tliches und bö&#x017F;es mö-<lb/>
ge reden. Heilige meinen Willen, damit ich das<lb/>
allein wolle und vollbringe, was dir gefällig i&#x017F;t.<lb/>
O heiliger GOtt! zeuch mich ab von der Welt, ver-<lb/>
einige mich mit dir, damit ich in mir durch deinen<lb/>
heiligen Gei&#x017F;t das Zeugniß habe, daß ich ein Kind<lb/>
GOttes neugebohren &#x017F;ey, und in der Gnade &#x017F;tehe.<lb/>
Laß aber auch die&#x017F;e Heiligung wahrhafftig &#x017F;eyn, daß<lb/>
ich nicht etwa nur heilig &#x017F;ey, und der Heiligung<lb/>
mich befleißige, in der Kirche, bey dem heiligen<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Abend-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[90/0112] Der gläubige Chriſt bittet, offtmal in groſſe Angſt, und ich ſchäme mich mei- nes vorigen, unartigen und unheiligen Lebens, da ich, leyder! nach dem Trieb meines Hertzens und nach der Gewohnheit der Welt-Menſchen mit ge- ſündiget, und mit unheiligen Worten und Wercken dich beleidiget habe. Ach! ſoll niemand dein Ant- litz ſchauen, ohne die Heiligung, o wie wenig wer- den denn ſelig werden, o wie viele werden verdammt werden! denn hilff HErr, die Heiligen haben ab- genommen! o darum, du heiliger GOtt! gieb mir dieſes alles wohl zu erkennen, damit ich mich möge hinfüro der wahren Heiligung innwendig und aus- wendig befleißigen. O JEſu! heilige mich durch deine Gerechtigkeit, Verdienſt und Blut, ach! ſchencke mir von Natur Unheiligen deine Heiligkeit, auf daß ich darinn, als meinem ſchönſten Schmuck, vor deinem himmliſchen Vatter erſcheinen und beſtehen könne! Heilige mein Leben durch dein heiliges Wort. Hei- lige mein Hertz, daß es immer mit guten Gedancken möge umgehen. Heilige meinen Mund, daß er nichts unanſtändiges, unchriſtliches und böſes mö- ge reden. Heilige meinen Willen, damit ich das allein wolle und vollbringe, was dir gefällig iſt. O heiliger GOtt! zeuch mich ab von der Welt, ver- einige mich mit dir, damit ich in mir durch deinen heiligen Geiſt das Zeugniß habe, daß ich ein Kind GOttes neugebohren ſey, und in der Gnade ſtehe. Laß aber auch dieſe Heiligung wahrhafftig ſeyn, daß ich nicht etwa nur heilig ſey, und der Heiligung mich befleißige, in der Kirche, bey dem heiligen Abend-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang: Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Linda Kirsten, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Erbauungsschriften zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW): Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schmolck_vergnuegen_1753
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schmolck_vergnuegen_1753/112
Zitationshilfe: Schmolck, Benjamin: Das Himmlische Vergnügen in Gott, oder vollständiges Gebett-Buch. Neue Aufl. Basel, 1753, S. 90. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmolck_vergnuegen_1753/112>, abgerufen am 24.07.2024.