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Schmolck, Benjamin: Der Lustige Sabbath. Jauer u. a., 1712.

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Am Char-Freytage.
1. (ben/
MEin bester Freund ist mir gestor-
Ach sollt ich nicht im Leide gehn?
Der mir den Himmel hat erworben/
Den seh ich auff der Bahre stehn.
Der mir das Leben hat gebracht/
Versinckt in schwartze Todes-Nacht
2.
Wie ist mir/ seh ich JEsum sterben?
Ach ja! ich seh es allzu klar/
Wie sich die blassen Lippen färben/
Sein Antlitz stellt die Sonne dar/
Wenn sie zu Rüste gangen ist/
Und allen ihren Glantz verschlüßt.
3.
Die Augen sind nicht nur gebrochen/
Weil schon das Hertze selbsten bricht.
Kaum ist das letzte Wort gesprochen/
Da man von seinem Tode spr[i]cht.
Das Haupt/ das so viel Strahlen
zeigt/
Hat sich zur Erden schon geneigt.
4. (fähret/
O Schwerdt/ das meine Brust durch-
O Todt/ der mich zum Todten macht.
Mein Hertz ist mir gantz umbgekehret/
Jndem es seinen Freund betracht/
Wie er den letzten Abschieds-Kuß
Mit kalten Lippen geben muß.
5. (len/
Die Sonne selbst versteckt die Strah-
Der Himmel kreucht in einen Sack.
Das Echo rufft zu tausend mahlen:
Das ist ein rechter Trauer-Tag.
Der
Am Char-Freytage.
1. (ben/
MEin beſter Fꝛeund iſt mir geſtor-
Ach ſollt ich nicht im Leide gehn?
Der mir den Himmel hat erworben/
Den ſeh ich auff der Bahre ſtehn.
Der mir das Leben hat gebracht/
Verſinckt in ſchwartze Todes-Nacht
2.
Wie iſt mir/ ſeh ich JEſum ſterben?
Ach ja! ich ſeh es allzu klar/
Wie ſich die blaſſen Lippen faͤrben/
Sein Antlitz ſtellt die Sonne dar/
Wenn ſie zu Ruͤſte gangen iſt/
Und allen ihren Glantz verſchluͤßt.
3.
Die Augen ſind nicht nur gebrochen/
Weil ſchon das Hertze ſelbſten bricht.
Kaum iſt das letzte Wort geſprochen/
Da man von ſeinem Tode ſpr[i]cht.
Das Haupt/ das ſo viel Strahlen
zeigt/
Hat ſich zur Erden ſchon geneigt.
4. (faͤhret/
O Schweꝛdt/ das meine Bruſt durch-
O Todt/ der mich zum Todten macht.
Mein Hertz iſt mir gantz umbgekehret/
Jndem es ſeinen Freund betracht/
Wie er den letzten Abſchieds-Kuß
Mit kalten Lippen geben muß.
5. (len/
Die Sonne ſelbſt verſteckt die Strah-
Der Himmel kreucht in einen Sack.
Das Echo rufft zu tauſend mahlen:
Das iſt ein rechter Trauer-Tag.
Der
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[89/0117] Am Char-Freytage. 1. (ben/ MEin beſter Fꝛeund iſt mir geſtor- Ach ſollt ich nicht im Leide gehn? Der mir den Himmel hat erworben/ Den ſeh ich auff der Bahre ſtehn. Der mir das Leben hat gebracht/ Verſinckt in ſchwartze Todes-Nacht 2. Wie iſt mir/ ſeh ich JEſum ſterben? Ach ja! ich ſeh es allzu klar/ Wie ſich die blaſſen Lippen faͤrben/ Sein Antlitz ſtellt die Sonne dar/ Wenn ſie zu Ruͤſte gangen iſt/ Und allen ihren Glantz verſchluͤßt. 3. Die Augen ſind nicht nur gebrochen/ Weil ſchon das Hertze ſelbſten bricht. Kaum iſt das letzte Wort geſprochen/ Da man von ſeinem Tode ſpricht. Das Haupt/ das ſo viel Strahlen zeigt/ Hat ſich zur Erden ſchon geneigt. 4. (faͤhret/ O Schweꝛdt/ das meine Bruſt durch- O Todt/ der mich zum Todten macht. Mein Hertz iſt mir gantz umbgekehret/ Jndem es ſeinen Freund betracht/ Wie er den letzten Abſchieds-Kuß Mit kalten Lippen geben muß. 5. (len/ Die Sonne ſelbſt verſteckt die Strah- Der Himmel kreucht in einen Sack. Das Echo rufft zu tauſend mahlen: Das iſt ein rechter Trauer-Tag. Der

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Zitationshilfe: Schmolck, Benjamin: Der Lustige Sabbath. Jauer u. a., 1712, S. 89. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmolck_sabbath_1712/117>, abgerufen am 21.11.2024.