Hast du auch mit Sauffen dein Leben verkürtzet? Wie viel mahl hast du dich biß- her besoffen, und ist dir es ietzo wohl ein Ernst allen Rausch und Völlerey hinführo zu meiden, oder ist dir die reitzende Com- pagnie lieber, als GOtt der Heilige Geist in der nüchternen Seelen? Hast du bey deinen Gastmahlen deinen Nächsten nicht auch zu über flüßigen schändlichen Trincken genöth get? Erinnerst du dich auch öffters deines Todes, und bereitest dich alle Tage darzu/ oder ist dir verdrüßlich, wenn man viel von dem Tode redet? Hast du aus Un- gedult dir nicht den Tod offt gewünschet? Hast du dir auch viel Feinde muthwillig und ohne Noth gemacht? Hast du deinem Feind von Hertzen alle Fehler vergeben, oder bist du nicht auf Rache bedacht gewe- sen, und hast dich bemühet, wie du in alles Elend und Jammer ihn stürtzen möchtest? Und wie stehts ietzo um dein Hertz? Dür- stets nicht auch nach Rache? Hast du nicht auch andere Leute deinem Feind auf den Halß gehetzet; Hast du nicht auch dem andern den Tod gewünschet, und auf sei- nen Tod gehoffet? Hast du iemand an sei- nem Leibe Schaden gethan, dessen Blut zu GOtt um Rache schreyet?
Was
Der zu JEſu nahende Sůnder,
Haſt du auch mit Sauffen dein Leben verkürtzet? Wie viel mahl haſt du dich biß- her beſoffen, und iſt dir es ietzo wohl ein Ernſt allen Rauſch und Völlerey hinführo zu meiden, oder iſt dir die reitzende Com- pagnie lieber, als GOtt der Heilige Geiſt in der nüchternen Seelen? Haſt du bey deinen Gaſtmahlen deinen Nächſten nicht auch zu über flüßigen ſchändlichen Trincken genöth get? Erinnerſt du dich auch öffters deines Todes, und bereiteſt dich alle Tage darzu/ oder iſt dir verdrüßlich, wenn man viel von dem Tode redet? Haſt du aus Un- gedult dir nicht den Tod offt gewünſchet? Haſt du dir auch viel Feinde muthwillig und ohne Noth gemacht? Haſt du deinem Feind von Hertzen alle Fehler vergeben, oder biſt du nicht auf Rache bedacht gewe- ſen, und haſt dich bemühet, wie du in alles Elend und Jammer ihn ſtürtzen möchteſt? Und wie ſtehts ietzo um dein Hertz? Dür- ſtets nicht auch nach Rache? Haſt du nicht auch andere Leute deinem Feind auf den Halß gehetzet; Haſt du nicht auch dem andern den Tod gewünſchet, und auf ſei- nen Tod gehoffet? Haſt du iemand an ſei- nem Leibe Schaden gethan, deſſen Blut zu GOtt um Rache ſchreyet?
Was
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><divn="5"><pbfacs="#f0066"n="38"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#fr">Der zu JEſu nahende Sůnder,</hi></fw><lb/><p>Haſt du auch mit Sauffen dein Leben<lb/>
verkürtzet? Wie viel mahl haſt du dich biß-<lb/>
her beſoffen, und iſt dir es ietzo wohl ein<lb/>
Ernſt allen Rauſch und Völlerey hinführo<lb/>
zu meiden, oder iſt dir die reitzende Com-<lb/>
pagnie lieber, als GOtt der Heilige Geiſt<lb/>
in der nüchternen Seelen? Haſt du bey<lb/>
deinen Gaſtmahlen deinen Nächſten nicht<lb/>
auch zu über flüßigen ſchändlichen Trincken<lb/>
genöth get? Erinnerſt du dich auch öffters<lb/>
deines Todes, und bereiteſt dich alle Tage<lb/>
darzu/ oder iſt dir verdrüßlich, wenn man<lb/>
viel von dem Tode redet? Haſt du aus Un-<lb/>
gedult dir nicht den Tod offt gewünſchet?<lb/>
Haſt du dir auch viel Feinde muthwillig<lb/>
und ohne Noth gemacht? Haſt du deinem<lb/>
Feind von Hertzen alle Fehler vergeben,<lb/>
oder biſt du nicht auf Rache bedacht gewe-<lb/>ſen, und haſt dich bemühet, wie du in alles<lb/>
Elend und Jammer ihn ſtürtzen möchteſt?<lb/>
Und wie ſtehts ietzo um dein Hertz? Dür-<lb/>ſtets nicht auch nach Rache? Haſt du nicht<lb/>
auch andere Leute deinem Feind auf den<lb/>
Halß gehetzet; Haſt du nicht auch dem<lb/>
andern den Tod gewünſchet, und auf ſei-<lb/>
nen Tod gehoffet? Haſt du iemand an ſei-<lb/>
nem Leibe Schaden gethan, deſſen Blut zu<lb/>
GOtt um Rache ſchreyet?</p></div><lb/><fwplace="bottom"type="catch"><hirendition="#fr">Was</hi></fw><lb/></div></div></div></div></body></text></TEI>
[38/0066]
Der zu JEſu nahende Sůnder,
Haſt du auch mit Sauffen dein Leben
verkürtzet? Wie viel mahl haſt du dich biß-
her beſoffen, und iſt dir es ietzo wohl ein
Ernſt allen Rauſch und Völlerey hinführo
zu meiden, oder iſt dir die reitzende Com-
pagnie lieber, als GOtt der Heilige Geiſt
in der nüchternen Seelen? Haſt du bey
deinen Gaſtmahlen deinen Nächſten nicht
auch zu über flüßigen ſchändlichen Trincken
genöth get? Erinnerſt du dich auch öffters
deines Todes, und bereiteſt dich alle Tage
darzu/ oder iſt dir verdrüßlich, wenn man
viel von dem Tode redet? Haſt du aus Un-
gedult dir nicht den Tod offt gewünſchet?
Haſt du dir auch viel Feinde muthwillig
und ohne Noth gemacht? Haſt du deinem
Feind von Hertzen alle Fehler vergeben,
oder biſt du nicht auf Rache bedacht gewe-
ſen, und haſt dich bemühet, wie du in alles
Elend und Jammer ihn ſtürtzen möchteſt?
Und wie ſtehts ietzo um dein Hertz? Dür-
ſtets nicht auch nach Rache? Haſt du nicht
auch andere Leute deinem Feind auf den
Halß gehetzet; Haſt du nicht auch dem
andern den Tod gewünſchet, und auf ſei-
nen Tod gehoffet? Haſt du iemand an ſei-
nem Leibe Schaden gethan, deſſen Blut zu
GOtt um Rache ſchreyet?
Was
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang:
Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Schmolck, Benjamin: Der mit Rechtschaffenen Hertzen Zu seinem Jesu sich nahende Sünder, In auserlesenen Buß- Beicht- und Comunion-Andachten. Chemnitz, 1736, S. 38. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmolck_andachten_1736/66>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.