Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schmidt, Johann Georg: Die gestriegelte Rocken-Philosophia, oder auffrichtige Untersuchung derer von vielen super-klugen Weibern hochgehaltenen Aberglauben. Bd. 2. Chemnitz, 1705.

Bild:
<< vorherige Seite

Weibern hochgehaltenen Aberglauben.
Weibern möchte vermehren. Aber die albern
Narren möchten doch ein wenig überlegen/ wie
abgeschmackt und thörieht ihr Vornehmen sey?
und der Satan denen ihren gesunden Verstand
beraubet haben müsse/ die solche Narren-Possen
glauben und practiciren. Denn der rechte
und wahre Verstand dieses ihres Glaubens-Ar-
ticuls ist also beschaffen: Zu der Zeit/ wenn ein
Weib Abends zu Bette gehet/ da die Sterne am
Himmel zu sehen sind/ so ist es finster; wenn sie
nun die sichtbaren Sterne grüsset/ so nimmt ihr
der Geyer oder Habicht kein jung Huhn/ denn
die Gluck-Henne sitzet zu der Zeit drüber/ und ist
auch in der finstern Lufft kein Geyer anzutreffen/
der eines nehmen könne. Ist also freylich wahr/
daß der Habicht ihr kein Huhn nimmt/ wenn sie
zu Bette gehet/ oder wenn sie die Sterne am
Himmel sehen und grüssen kan. Auff folgen-
den Tag aber hat sie dessen keinen Bürgen.

Kan auch wohl ein Peter Sqvens
Einen solchen Reverens
In dem Spiele machen/
Als die Weiber Abends-Zeit
Mit dem Grusse sind bereit?
Dessen man muß lachen.
Sie begrüssen nicht den HErrn/
Sondern nur desselben Storn/
In besonderm Glauben/
Daß
P

Weibern hochgehaltenen Aberglauben.
Weibern moͤchte vermehren. Aber die albern
Narren moͤchten doch ein wenig uͤberlegen/ wie
abgeſchmackt und thoͤrieht ihr Vornehmen ſey?
und der Satan denen ihren geſunden Verſtand
beraubet haben muͤſſe/ die ſolche Narren-Poſſen
glauben und practiciren. Denn der rechte
und wahre Verſtand dieſes ihres Glaubens-Ar-
ticuls iſt alſo beſchaffen: Zu der Zeit/ wenn ein
Weib Abends zu Bette gehet/ da die Sterne am
Himmel zu ſehen ſind/ ſo iſt es finſter; wenn ſie
nun die ſichtbaren Sterne gruͤſſet/ ſo nimmt ihr
der Geyer oder Habicht kein jung Huhn/ denn
die Gluck-Henne ſitzet zu der Zeit druͤber/ und iſt
auch in der finſtern Lufft kein Geyer anzutreffen/
der eines nehmen koͤnne. Iſt alſo freylich wahr/
daß der Habicht ihr kein Huhn nimmt/ wenn ſie
zu Bette gehet/ oder wenn ſie die Sterne am
Himmel ſehen und gruͤſſen kan. Auff folgen-
den Tag aber hat ſie deſſen keinen Buͤrgen.

Kan auch wohl ein Peter Sqvens
Einen ſolchen Reverens
In dem Spiele machen/
Als die Weiber Abends-Zeit
Mit dem Gruſſe ſind bereit?
Deſſen man muß lachen.
Sie begruͤſſen nicht den HErrn/
Sondern nur deſſelben Storn/
In beſonderm Glauben/
Daß
P
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0049" n="225"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#fr">Weibern hochgehaltenen Aberglauben.</hi></fw><lb/>
Weibern mo&#x0364;chte vermehren. Aber die albern<lb/>
Narren mo&#x0364;chten doch ein wenig u&#x0364;berlegen/ wie<lb/>
abge&#x017F;chmackt und tho&#x0364;rieht ihr Vornehmen &#x017F;ey?<lb/>
und der Satan denen ihren ge&#x017F;unden Ver&#x017F;tand<lb/>
beraubet haben mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e/ die &#x017F;olche Narren-Po&#x017F;&#x017F;en<lb/>
glauben und <hi rendition="#aq">practicir</hi>en. Denn der rechte<lb/>
und wahre Ver&#x017F;tand die&#x017F;es ihres Glaubens-Ar-<lb/>
ticuls i&#x017F;t al&#x017F;o be&#x017F;chaffen: Zu der Zeit/ wenn ein<lb/>
Weib Abends zu Bette gehet/ da die Sterne am<lb/>
Himmel zu &#x017F;ehen &#x017F;ind/ &#x017F;o i&#x017F;t es fin&#x017F;ter; wenn &#x017F;ie<lb/>
nun die &#x017F;ichtbaren Sterne gru&#x0364;&#x017F;&#x017F;et/ &#x017F;o nimmt ihr<lb/>
der Geyer oder Habicht kein jung Huhn/ denn<lb/>
die Gluck-Henne &#x017F;itzet zu der Zeit dru&#x0364;ber/ und i&#x017F;t<lb/>
auch in der fin&#x017F;tern Lufft kein Geyer anzutreffen/<lb/>
der eines nehmen ko&#x0364;nne. I&#x017F;t al&#x017F;o freylich wahr/<lb/>
daß der Habicht ihr kein Huhn nimmt/ wenn &#x017F;ie<lb/>
zu Bette gehet/ oder wenn &#x017F;ie die Sterne am<lb/>
Himmel &#x017F;ehen und gru&#x0364;&#x017F;&#x017F;en kan. Auff folgen-<lb/>
den Tag aber hat &#x017F;ie de&#x017F;&#x017F;en keinen Bu&#x0364;rgen.</p><lb/>
        <lg type="poem">
          <l>Kan auch wohl ein Peter Sqvens</l><lb/>
          <l>Einen &#x017F;olchen Reverens</l><lb/>
          <l>In dem Spiele machen/</l><lb/>
          <l>Als die Weiber Abends-Zeit</l><lb/>
          <l>Mit dem Gru&#x017F;&#x017F;e &#x017F;ind bereit?</l><lb/>
          <l>De&#x017F;&#x017F;en man muß lachen.</l><lb/>
          <l>Sie begru&#x0364;&#x017F;&#x017F;en nicht den HErrn/</l><lb/>
          <l>Sondern nur de&#x017F;&#x017F;elben Storn/</l><lb/>
          <l>In be&#x017F;onderm Glauben/</l><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig">P</fw>
          <fw place="bottom" type="catch">Daß</fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[225/0049] Weibern hochgehaltenen Aberglauben. Weibern moͤchte vermehren. Aber die albern Narren moͤchten doch ein wenig uͤberlegen/ wie abgeſchmackt und thoͤrieht ihr Vornehmen ſey? und der Satan denen ihren geſunden Verſtand beraubet haben muͤſſe/ die ſolche Narren-Poſſen glauben und practiciren. Denn der rechte und wahre Verſtand dieſes ihres Glaubens-Ar- ticuls iſt alſo beſchaffen: Zu der Zeit/ wenn ein Weib Abends zu Bette gehet/ da die Sterne am Himmel zu ſehen ſind/ ſo iſt es finſter; wenn ſie nun die ſichtbaren Sterne gruͤſſet/ ſo nimmt ihr der Geyer oder Habicht kein jung Huhn/ denn die Gluck-Henne ſitzet zu der Zeit druͤber/ und iſt auch in der finſtern Lufft kein Geyer anzutreffen/ der eines nehmen koͤnne. Iſt alſo freylich wahr/ daß der Habicht ihr kein Huhn nimmt/ wenn ſie zu Bette gehet/ oder wenn ſie die Sterne am Himmel ſehen und gruͤſſen kan. Auff folgen- den Tag aber hat ſie deſſen keinen Buͤrgen. Kan auch wohl ein Peter Sqvens Einen ſolchen Reverens In dem Spiele machen/ Als die Weiber Abends-Zeit Mit dem Gruſſe ſind bereit? Deſſen man muß lachen. Sie begruͤſſen nicht den HErrn/ Sondern nur deſſelben Storn/ In beſonderm Glauben/ Daß P

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schmidt_rockenphilosophia02_1705
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schmidt_rockenphilosophia02_1705/49
Zitationshilfe: Schmidt, Johann Georg: Die gestriegelte Rocken-Philosophia, oder auffrichtige Untersuchung derer von vielen super-klugen Weibern hochgehaltenen Aberglauben. Bd. 2. Chemnitz, 1705, S. 225. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmidt_rockenphilosophia02_1705/49>, abgerufen am 28.03.2024.