Schmidt, Johann Georg: Die gestriegelte Rocken-Philosophia, oder auffrichtige Untersuchung derer von vielen super-klugen Weibern hochgehaltenen Aberglauben. Bd. 2. Chemnitz, 1705.Untersuchung/ derer von super-klugen festigen können? im übrigen aber nichts darnachfragen/ ob der Haußwirth arm oder reich sey. Ist er nun arm/ so wird er von Storch-Nestern nicht einen Heller reicher werden. Weil aber die höchsten Häuser gemeiniglich denen wohlha- bensten Leuten gehören/ (wiewohl offt in einem kleinen Häußgen ein Besitzer steckt/ der drey an- dere in grossen Palästen auskauffen könte) so ist der albere Aberglaube entstanden/ ob würden diejenigen reich/ oder hätten Glück/ wohin die Störche ihre Nester baueten. Ich weiß aber Storch-Nester auff solchen Wohnungen/ die wegen der Besitzer Unvermögenheit bald gar einfallen werden. Wo aber alda das Glück steckt/ welches die Störche andeuten/ das weiß ich nicht? So wenig als der Storch wird Lieder sin- gen/ So wenig wird er Glück und Reichthum bringen. Er kömmt gantz leer mit seinem Weibe an/ Und muß sein Nest von Mooß und Dornen bauen/ Darinnen GOtte/ Wind und Wetter trauen/ Sonst aber weiter er nichts bringen kan/ Als
Unterſuchung/ derer von ſuper-klugen feſtigen koͤnnen? im uͤbrigen aber nichts darnachfragen/ ob der Haußwirth arm oder reich ſey. Iſt er nun arm/ ſo wird er von Storch-Neſtern nicht einen Heller reicher werden. Weil aber die hoͤchſten Haͤuſer gemeiniglich denen wohlha- benſten Leuten gehoͤren/ (wiewohl offt in einem kleinen Haͤußgen ein Beſitzer ſteckt/ der drey an- dere in groſſen Palaͤſten auskauffen koͤnte) ſo iſt der albere Aberglaube entſtanden/ ob wuͤrden diejenigen reich/ oder haͤtten Gluͤck/ wohin die Stoͤrche ihre Neſter baueten. Ich weiß aber Storch-Neſter auff ſolchen Wohnungen/ die wegen der Beſitzer Unvermoͤgenheit bald gar einfallen werden. Wo aber alda das Gluͤck ſteckt/ welches die Stoͤrche andeuten/ das weiß ich nicht? So wenig als der Storch wird Lieder ſin- gen/ So wenig wird er Glück und Reichthum bringen. Er koͤmmt gantz leer mit ſeinem Weibe an/ Und muß ſein Neſt von Mooß und Dornen bauen/ Darinnen GOtte/ Wind und Wetter trauen/ Sonſt aber weiter er nichts bringen kan/ Als
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Unterſuchung/ derer von ſuper-klugen
feſtigen koͤnnen? im uͤbrigen aber nichts darnach
fragen/ ob der Haußwirth arm oder reich ſey.
Iſt er nun arm/ ſo wird er von Storch-Neſtern
nicht einen Heller reicher werden. Weil aber
die hoͤchſten Haͤuſer gemeiniglich denen wohlha-
benſten Leuten gehoͤren/ (wiewohl offt in einem
kleinen Haͤußgen ein Beſitzer ſteckt/ der drey an-
dere in groſſen Palaͤſten auskauffen koͤnte) ſo iſt
der albere Aberglaube entſtanden/ ob wuͤrden
diejenigen reich/ oder haͤtten Gluͤck/ wohin die
Stoͤrche ihre Neſter baueten. Ich weiß aber
Storch-Neſter auff ſolchen Wohnungen/ die
wegen der Beſitzer Unvermoͤgenheit bald gar
einfallen werden. Wo aber alda das Gluͤck
ſteckt/ welches die Stoͤrche andeuten/ das weiß
ich nicht?
So wenig als der Storch wird Lieder ſin-
gen/
So wenig wird er Glück und Reichthum
bringen.
Er koͤmmt gantz leer mit ſeinem Weibe
an/
Und muß ſein Neſt von Mooß und Dornen
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