Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schmidt, Johann Georg: Die gestriegelte Rocken-Philosophia, oder auffrichtige Untersuchung derer von vielen super-klugen Weibern hochgehaltenen Aberglauben. Bd. 1. Chemnitz, 1705.

Bild:
<< vorherige Seite

Weibern hochgehaltenen Aberglauben.
stecken gehabt/ welches eben auch dergleichen
Wirckung haben solte; ich kan aber hieraus nur
so viel schliessen/ daß der Weiber Meynung sol-
cher Gestalt ein sehr schwach fundament haben
müsse/ und sind in ihren Glaubens-Puncten so
ungewiß/ daß sie ohne Sorge ein Kuhe und eine
Ofen-Gabel vor ein Ding achten/ weil iedes
zwey Hörner forn naus hat. Wer Butter ma-
chen will/ und hat guten Raam/ und stösset fleißig
zu/ der bekömmt bald Butter ohne ein drey-creu-
tzig Messer/ wer aber nicht fleißig stösset/ der mag
10. drey creutzige Messer um das Butter-Faß
stecken/ so wird davon keine Butter werden. O-
der wenn iemand ein Stück Zucker zum Possen
in Raam geworffen hätte/ so würde so bald auch
keine Butter zu hoffen seyn.

Das 73. Capitel.

Wenn an denen Thielen in einer
Wohn-Stube sich Splitter ablösen/ so
bedeuten solche frembde
Gäste.

WEnn manche Magd oder Weib einen
Splitter in der Stuben siehet von denen
Thielen abgehen/ nimmt sie solchen also-
bald/ und legt ihn auffrecht auff einen Stuhl/
vorgebend/ daß es ein Ehren-werther Gast sey.
Nun will ich mir zwar den Kopff nicht drüber

zer-

Weibern hochgehaltenen Aberglauben.
ſtecken gehabt/ welches eben auch dergleichen
Wirckung haben ſolte; ich kan aber hieraus nur
ſo viel ſchlieſſen/ daß der Weiber Meynung ſol-
cher Geſtalt ein ſehr ſchwach fundament haben
muͤſſe/ und ſind in ihren Glaubens-Puncten ſo
ungewiß/ daß ſie ohne Sorge ein Kuhe und eine
Ofen-Gabel vor ein Ding achten/ weil iedes
zwey Hoͤrner forn naus hat. Wer Butter ma-
chen will/ und hat guten Raam/ und ſtoͤſſet fleißig
zu/ der bekoͤmmt bald Butter ohne ein drey-creu-
tzig Meſſer/ wer aber nicht fleißig ſtoͤſſet/ der mag
10. drey creutzige Meſſer um das Butter-Faß
ſtecken/ ſo wird davon keine Butter werden. O-
der wenn iemand ein Stuͤck Zucker zum Poſſen
in Raam geworffen haͤtte/ ſo wuͤrde ſo bald auch
keine Butter zu hoffen ſeyn.

Das 73. Capitel.

Wenn an denen Thielen in einer
Wohn-Stube ſich Splitter abloͤſen/ ſo
bedeuten ſolche frembde
Gaͤſte.

WEnn manche Magd oder Weib einen
Splitter in der Stuben ſiehet von denen
Thielen abgehen/ nimmt ſie ſolchen alſo-
bald/ und legt ihn auffrecht auff einen Stuhl/
vorgebend/ daß es ein Ehren-werther Gaſt ſey.
Nun will ich mir zwar den Kopff nicht druͤber

zer-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0145" n="123"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#fr">Weibern hochgehaltenen Aberglauben.</hi></fw><lb/>
&#x017F;tecken gehabt/ welches eben auch dergleichen<lb/>
Wirckung haben &#x017F;olte; ich kan aber hieraus nur<lb/>
&#x017F;o viel &#x017F;chlie&#x017F;&#x017F;en/ daß der Weiber Meynung &#x017F;ol-<lb/>
cher Ge&#x017F;talt ein &#x017F;ehr &#x017F;chwach <hi rendition="#aq">fundament</hi> haben<lb/>
mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e/ und &#x017F;ind in ihren Glaubens-Puncten &#x017F;o<lb/>
ungewiß/ daß &#x017F;ie ohne Sorge ein Kuhe und eine<lb/>
Ofen-Gabel vor ein Ding achten/ weil iedes<lb/>
zwey Ho&#x0364;rner forn naus hat. Wer Butter ma-<lb/>
chen will/ und hat guten Raam/ und &#x017F;to&#x0364;&#x017F;&#x017F;et fleißig<lb/>
zu/ der beko&#x0364;mmt bald Butter ohne ein drey-creu-<lb/>
tzig Me&#x017F;&#x017F;er/ wer aber nicht fleißig &#x017F;to&#x0364;&#x017F;&#x017F;et/ der mag<lb/>
10. drey creutzige Me&#x017F;&#x017F;er um das Butter-Faß<lb/>
&#x017F;tecken/ &#x017F;o wird davon keine Butter werden. O-<lb/>
der wenn iemand ein Stu&#x0364;ck Zucker zum Po&#x017F;&#x017F;en<lb/>
in Raam geworffen ha&#x0364;tte/ &#x017F;o wu&#x0364;rde &#x017F;o bald auch<lb/>
keine Butter zu hoffen &#x017F;eyn.</p>
      </div><lb/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#b">Das 73. Capitel.</hi> </head><lb/>
        <argument>
          <p>Wenn an denen Thielen in einer<lb/><hi rendition="#c">Wohn-Stube &#x017F;ich Splitter ablo&#x0364;&#x017F;en/ &#x017F;o<lb/>
bedeuten &#x017F;olche frembde<lb/>
Ga&#x0364;&#x017F;te.</hi></p>
        </argument><lb/>
        <p><hi rendition="#in">W</hi>Enn manche Magd oder Weib einen<lb/>
Splitter in der Stuben &#x017F;iehet von denen<lb/>
Thielen abgehen/ nimmt &#x017F;ie &#x017F;olchen al&#x017F;o-<lb/>
bald/ und legt ihn auffrecht auff einen Stuhl/<lb/>
vorgebend/ daß es ein Ehren-werther Ga&#x017F;t &#x017F;ey.<lb/>
Nun will ich mir zwar den Kopff nicht dru&#x0364;ber<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">zer-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[123/0145] Weibern hochgehaltenen Aberglauben. ſtecken gehabt/ welches eben auch dergleichen Wirckung haben ſolte; ich kan aber hieraus nur ſo viel ſchlieſſen/ daß der Weiber Meynung ſol- cher Geſtalt ein ſehr ſchwach fundament haben muͤſſe/ und ſind in ihren Glaubens-Puncten ſo ungewiß/ daß ſie ohne Sorge ein Kuhe und eine Ofen-Gabel vor ein Ding achten/ weil iedes zwey Hoͤrner forn naus hat. Wer Butter ma- chen will/ und hat guten Raam/ und ſtoͤſſet fleißig zu/ der bekoͤmmt bald Butter ohne ein drey-creu- tzig Meſſer/ wer aber nicht fleißig ſtoͤſſet/ der mag 10. drey creutzige Meſſer um das Butter-Faß ſtecken/ ſo wird davon keine Butter werden. O- der wenn iemand ein Stuͤck Zucker zum Poſſen in Raam geworffen haͤtte/ ſo wuͤrde ſo bald auch keine Butter zu hoffen ſeyn. Das 73. Capitel. Wenn an denen Thielen in einer Wohn-Stube ſich Splitter abloͤſen/ ſo bedeuten ſolche frembde Gaͤſte. WEnn manche Magd oder Weib einen Splitter in der Stuben ſiehet von denen Thielen abgehen/ nimmt ſie ſolchen alſo- bald/ und legt ihn auffrecht auff einen Stuhl/ vorgebend/ daß es ein Ehren-werther Gaſt ſey. Nun will ich mir zwar den Kopff nicht druͤber zer-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schmidt_rockenphilosophia01_1705
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schmidt_rockenphilosophia01_1705/145
Zitationshilfe: Schmidt, Johann Georg: Die gestriegelte Rocken-Philosophia, oder auffrichtige Untersuchung derer von vielen super-klugen Weibern hochgehaltenen Aberglauben. Bd. 1. Chemnitz, 1705, S. 123. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmidt_rockenphilosophia01_1705/145>, abgerufen am 03.10.2024.