Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schmidt, Johann Georg: Die gestriegelte Rocken-Philosophia, oder auffrichtige Untersuchung derer von vielen super-klugen Weibern hochgehaltenen Aberglauben. Bd. 1. Chemnitz, 1705.

Bild:
<< vorherige Seite

Untersuchung derer von super-klugen
hernach die Taubheit/ und weil um die Weyh-
nacht-Zeit gemeiniglich die Kälte hefftig ist/ so ist
kein Zweiffel/ daß in der Christ-Nacht ehemahls
einige Hunde in das Ubel gerathen sind; daran
ist aber nicht die heilige Zeit/ sondern die zu solcher
Zeit eingefallene hefftige Kälte schuld. Womit
also zur Gnüge erwiesen seyn wird/ daß auff die-
sen Punct nichts zu bauen ist.

Das 70. Capitel.

Wer einer Katzen Schaden thut/ o-
der dieselbe gar umbringet/ dem stehet
ein groß Unglück vor.

ICh möchte gern die Ursach wissen/ warum
doch die falschen Katzen einen Vorzug vor
andern Thieren haben solten/ daß man sie
nicht umbringen dürffe. Das ist zwar bekandt/
daß in vieler bewährter Autorum Schrifften
und Historien/ wie auch in denen in Aemtern und
Gerichten hin und wieder befindlichen Inqvisi-
tions
- und Hexen-Acten/ zu finden ist/ wie der
Teuffel offt sein Spiel durch Katzen verrichtet/
und wie sich die Hexen in Katzen verwandelt ha-
ben sollen; welches ich dahin gestellet seyn lasse/
wiewohl mir es nicht recht gläublich fürkömmt.
Jedoch erinnere ich mich noch sehr wohl/ wie ich
vor ohngefähr 28. Jahren einen Bauer in Thü-
ringen gekennet habe/ der/ meines Behalts/ der

Schwe-

Unterſuchung derer von ſuper-klugen
hernach die Taubheit/ und weil um die Weyh-
nacht-Zeit gemeiniglich die Kaͤlte hefftig iſt/ ſo iſt
kein Zweiffel/ daß in der Chriſt-Nacht ehemahls
einige Hunde in das Ubel gerathen ſind; daran
iſt aber nicht die heilige Zeit/ ſondern die zu ſolcher
Zeit eingefallene hefftige Kaͤlte ſchuld. Womit
alſo zur Gnuͤge erwieſen ſeyn wird/ daß auff die-
ſen Punct nichts zu bauen iſt.

Das 70. Capitel.

Wer einer Katzen Schaden thut/ o-
der dieſelbe gar umbringet/ dem ſtehet
ein groß Ungluͤck vor.

ICh moͤchte gern die Urſach wiſſen/ warum
doch die falſchen Katzen einen Vorzug vor
andern Thieren haben ſolten/ daß man ſie
nicht umbringen duͤrffe. Das iſt zwar bekandt/
daß in vieler bewaͤhrter Autorum Schrifften
und Hiſtorien/ wie auch in denen in Aemtern und
Gerichten hin und wieder befindlichen Inqviſi-
tions
- und Hexen-Acten/ zu finden iſt/ wie der
Teuffel offt ſein Spiel durch Katzen verrichtet/
und wie ſich die Hexen in Katzen verwandelt ha-
ben ſollen; welches ich dahin geſtellet ſeyn laſſe/
wiewohl mir es nicht recht glaͤublich fuͤrkoͤmmt.
Jedoch erinnere ich mich noch ſehr wohl/ wie ich
vor ohngefaͤhr 28. Jahren einen Bauer in Thuͤ-
ringen gekennet habe/ der/ meines Behalts/ der

Schwe-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0140" n="118"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#fr">Unter&#x017F;uchung derer von</hi><hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">&#x017F;uper-</hi></hi><hi rendition="#fr">klugen</hi></fw><lb/>
hernach die Taubheit/ und weil um die Weyh-<lb/>
nacht-Zeit gemeiniglich die Ka&#x0364;lte hefftig i&#x017F;t/ &#x017F;o i&#x017F;t<lb/>
kein Zweiffel/ daß in der Chri&#x017F;t-Nacht ehemahls<lb/>
einige Hunde in das Ubel gerathen &#x017F;ind; daran<lb/>
i&#x017F;t aber nicht die heilige Zeit/ &#x017F;ondern die zu &#x017F;olcher<lb/>
Zeit eingefallene hefftige Ka&#x0364;lte &#x017F;chuld. Womit<lb/>
al&#x017F;o zur Gnu&#x0364;ge erwie&#x017F;en &#x017F;eyn wird/ daß auff die-<lb/>
&#x017F;en Punct nichts zu bauen i&#x017F;t.</p>
      </div><lb/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#b">Das 70. Capitel.</hi> </head><lb/>
        <argument>
          <p>Wer einer Katzen Schaden thut/ o-<lb/><hi rendition="#c">der die&#x017F;elbe gar umbringet/ dem &#x017F;tehet<lb/>
ein groß Unglu&#x0364;ck vor.</hi></p>
        </argument><lb/>
        <p><hi rendition="#in">I</hi>Ch mo&#x0364;chte gern die Ur&#x017F;ach wi&#x017F;&#x017F;en/ warum<lb/>
doch die fal&#x017F;chen Katzen einen Vorzug vor<lb/>
andern Thieren haben &#x017F;olten/ daß man &#x017F;ie<lb/>
nicht umbringen du&#x0364;rffe. Das i&#x017F;t zwar bekandt/<lb/>
daß in vieler bewa&#x0364;hrter <hi rendition="#aq">Autorum</hi> Schrifften<lb/>
und Hi&#x017F;torien/ wie auch in denen in Aemtern und<lb/>
Gerichten hin und wieder befindlichen <hi rendition="#aq">Inqvi&#x017F;i-<lb/>
tions</hi>- und Hexen-<hi rendition="#aq">Act</hi>en/ zu finden i&#x017F;t/ wie der<lb/>
Teuffel offt &#x017F;ein Spiel durch Katzen verrichtet/<lb/>
und wie &#x017F;ich die Hexen in Katzen verwandelt ha-<lb/>
ben &#x017F;ollen; welches ich dahin ge&#x017F;tellet &#x017F;eyn la&#x017F;&#x017F;e/<lb/>
wiewohl mir es nicht recht gla&#x0364;ublich fu&#x0364;rko&#x0364;mmt.<lb/>
Jedoch erinnere ich mich noch &#x017F;ehr wohl/ wie ich<lb/>
vor ohngefa&#x0364;hr 28. Jahren einen Bauer in Thu&#x0364;-<lb/>
ringen gekennet habe/ der/ meines Behalts/ der<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Schwe-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[118/0140] Unterſuchung derer von ſuper-klugen hernach die Taubheit/ und weil um die Weyh- nacht-Zeit gemeiniglich die Kaͤlte hefftig iſt/ ſo iſt kein Zweiffel/ daß in der Chriſt-Nacht ehemahls einige Hunde in das Ubel gerathen ſind; daran iſt aber nicht die heilige Zeit/ ſondern die zu ſolcher Zeit eingefallene hefftige Kaͤlte ſchuld. Womit alſo zur Gnuͤge erwieſen ſeyn wird/ daß auff die- ſen Punct nichts zu bauen iſt. Das 70. Capitel. Wer einer Katzen Schaden thut/ o- der dieſelbe gar umbringet/ dem ſtehet ein groß Ungluͤck vor. ICh moͤchte gern die Urſach wiſſen/ warum doch die falſchen Katzen einen Vorzug vor andern Thieren haben ſolten/ daß man ſie nicht umbringen duͤrffe. Das iſt zwar bekandt/ daß in vieler bewaͤhrter Autorum Schrifften und Hiſtorien/ wie auch in denen in Aemtern und Gerichten hin und wieder befindlichen Inqviſi- tions- und Hexen-Acten/ zu finden iſt/ wie der Teuffel offt ſein Spiel durch Katzen verrichtet/ und wie ſich die Hexen in Katzen verwandelt ha- ben ſollen; welches ich dahin geſtellet ſeyn laſſe/ wiewohl mir es nicht recht glaͤublich fuͤrkoͤmmt. Jedoch erinnere ich mich noch ſehr wohl/ wie ich vor ohngefaͤhr 28. Jahren einen Bauer in Thuͤ- ringen gekennet habe/ der/ meines Behalts/ der Schwe-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schmidt_rockenphilosophia01_1705
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schmidt_rockenphilosophia01_1705/140
Zitationshilfe: Schmidt, Johann Georg: Die gestriegelte Rocken-Philosophia, oder auffrichtige Untersuchung derer von vielen super-klugen Weibern hochgehaltenen Aberglauben. Bd. 1. Chemnitz, 1705, S. 118. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmidt_rockenphilosophia01_1705/140>, abgerufen am 08.10.2024.