Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schmidt, Johann Georg: Die gestriegelte Rocken-Philosophia, oder auffrichtige Untersuchung derer von vielen super-klugen Weibern hochgehaltenen Aberglauben. Bd. 1. Chemnitz, 1705.

Bild:
<< vorherige Seite

Weibern hochgehaltenen Aberglauben.
er wohl durstig bleiben. Es kan sich aber gleich-
wohl zutragen/ daß man erstlich einen guten par-
ticul
Suppe/ oder eine frische Milch mit Sem-
mel und dergleichen/ isset/ oder man kan den Ran-
tzen voll Kuchen und ander Gebackens gefüllet
haben/ daß einer ferner keinen Appetit zu essen
hat. Wenn denn solcher Gestalt ein Brod noch
gantz auff dem Tische lieget/ so kan es ohne Be-
dencken unauffgeschnitten wieder hinaus getra-
gen werden. Ich wette/ es wird gewiß niemand
hungerig vom Tische gehen.

Das 65. Capitel.

Wer Saltz verschüttet/ soll es nicht
wieder auffraffen/ er hat sonst
kein Glück.

WIe soll doch das auffgeraffte Saltz eine
Hinderniß des Glücks machen! Wer
Saltz ins Wasser oder in Koth verschüt-
tet/ daß es nicht wieder kan auffgeraffet werden/
der hat kein Glück/ zumahl wenn des Saltzes viel
gewesen/ daß dadurch ein mercklicher Verlust
entstanden ist. Wenn ihr Weiber aber nun
gleichwohl euern Glaubens-Punct vertheidigen
wollet/ so sagt mir doch/ was denn derjenige/ wel-
cher das verschüttete Saltz nicht wieder auffraf-
fet/ vor besser Glück haben werde/ als der/ wel-
cher es wieder auffgeraffet hat? Ihr werdet mir

schwer-

Weibern hochgehaltenen Aberglauben.
er wohl durſtig bleiben. Es kan ſich aber gleich-
wohl zutragen/ daß man erſtlich einen guten par-
ticul
Suppe/ oder eine friſche Milch mit Sem-
mel und dergleichen/ iſſet/ oder man kan den Ran-
tzen voll Kuchen und ander Gebackens gefuͤllet
haben/ daß einer ferner keinen Appetit zu eſſen
hat. Wenn denn ſolcher Geſtalt ein Brod noch
gantz auff dem Tiſche lieget/ ſo kan es ohne Be-
dencken unauffgeſchnitten wieder hinaus getra-
gen werden. Ich wette/ es wird gewiß niemand
hungerig vom Tiſche gehen.

Das 65. Capitel.

Wer Saltz verſchuͤttet/ ſoll es nicht
wieder auffraffen/ er hat ſonſt
kein Gluͤck.

WIe ſoll doch das auffgeraffte Saltz eine
Hinderniß des Gluͤcks machen! Wer
Saltz ins Waſſer oder in Koth verſchuͤt-
tet/ daß es nicht wieder kan auffgeraffet werden/
der hat kein Gluͤck/ zumahl wenn des Saltzes viel
geweſen/ daß dadurch ein mercklicher Verluſt
entſtanden iſt. Wenn ihr Weiber aber nun
gleichwohl euern Glaubens-Punct vertheidigen
wollet/ ſo ſagt mir doch/ was denn derjenige/ wel-
cher das verſchuͤttete Saltz nicht wieder auffraf-
fet/ vor beſſer Gluͤck haben werde/ als der/ wel-
cher es wieder auffgeraffet hat? Ihr werdet mir

ſchwer-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0133" n="111"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#fr">Weibern hochgehaltenen Aberglauben.</hi></fw><lb/>
er wohl dur&#x017F;tig bleiben. Es kan &#x017F;ich aber gleich-<lb/>
wohl zutragen/ daß man er&#x017F;tlich einen guten <hi rendition="#aq">par-<lb/>
ticul</hi> Suppe/ oder eine fri&#x017F;che Milch mit Sem-<lb/>
mel und dergleichen/ i&#x017F;&#x017F;et/ oder man kan den Ran-<lb/>
tzen voll Kuchen und ander Gebackens gefu&#x0364;llet<lb/>
haben/ daß einer ferner keinen <hi rendition="#aq">Appetit</hi> zu e&#x017F;&#x017F;en<lb/>
hat. Wenn denn &#x017F;olcher Ge&#x017F;talt ein Brod noch<lb/>
gantz auff dem Ti&#x017F;che lieget/ &#x017F;o kan es ohne Be-<lb/>
dencken unauffge&#x017F;chnitten wieder hinaus getra-<lb/>
gen werden. Ich wette/ es wird gewiß niemand<lb/>
hungerig vom Ti&#x017F;che gehen.</p>
      </div><lb/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#b">Das 65. Capitel.</hi> </head><lb/>
        <argument>
          <p>Wer Saltz ver&#x017F;chu&#x0364;ttet/ &#x017F;oll es nicht<lb/><hi rendition="#c">wieder auffraffen/ er hat &#x017F;on&#x017F;t<lb/>
kein Glu&#x0364;ck.</hi></p>
        </argument><lb/>
        <p><hi rendition="#in">W</hi>Ie &#x017F;oll doch das auffgeraffte Saltz eine<lb/>
Hinderniß des Glu&#x0364;cks machen! Wer<lb/>
Saltz ins Wa&#x017F;&#x017F;er oder in Koth ver&#x017F;chu&#x0364;t-<lb/>
tet/ daß es nicht wieder kan auffgeraffet werden/<lb/>
der hat kein Glu&#x0364;ck/ zumahl wenn des Saltzes viel<lb/>
gewe&#x017F;en/ daß dadurch ein mercklicher Verlu&#x017F;t<lb/>
ent&#x017F;tanden i&#x017F;t. Wenn ihr Weiber aber nun<lb/>
gleichwohl euern Glaubens-Punct vertheidigen<lb/>
wollet/ &#x017F;o &#x017F;agt mir doch/ was denn derjenige/ wel-<lb/>
cher das ver&#x017F;chu&#x0364;ttete Saltz nicht wieder auffraf-<lb/>
fet/ vor be&#x017F;&#x017F;er Glu&#x0364;ck haben werde/ als der/ wel-<lb/>
cher es wieder auffgeraffet hat? Ihr werdet mir<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;chwer-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[111/0133] Weibern hochgehaltenen Aberglauben. er wohl durſtig bleiben. Es kan ſich aber gleich- wohl zutragen/ daß man erſtlich einen guten par- ticul Suppe/ oder eine friſche Milch mit Sem- mel und dergleichen/ iſſet/ oder man kan den Ran- tzen voll Kuchen und ander Gebackens gefuͤllet haben/ daß einer ferner keinen Appetit zu eſſen hat. Wenn denn ſolcher Geſtalt ein Brod noch gantz auff dem Tiſche lieget/ ſo kan es ohne Be- dencken unauffgeſchnitten wieder hinaus getra- gen werden. Ich wette/ es wird gewiß niemand hungerig vom Tiſche gehen. Das 65. Capitel. Wer Saltz verſchuͤttet/ ſoll es nicht wieder auffraffen/ er hat ſonſt kein Gluͤck. WIe ſoll doch das auffgeraffte Saltz eine Hinderniß des Gluͤcks machen! Wer Saltz ins Waſſer oder in Koth verſchuͤt- tet/ daß es nicht wieder kan auffgeraffet werden/ der hat kein Gluͤck/ zumahl wenn des Saltzes viel geweſen/ daß dadurch ein mercklicher Verluſt entſtanden iſt. Wenn ihr Weiber aber nun gleichwohl euern Glaubens-Punct vertheidigen wollet/ ſo ſagt mir doch/ was denn derjenige/ wel- cher das verſchuͤttete Saltz nicht wieder auffraf- fet/ vor beſſer Gluͤck haben werde/ als der/ wel- cher es wieder auffgeraffet hat? Ihr werdet mir ſchwer-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schmidt_rockenphilosophia01_1705
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schmidt_rockenphilosophia01_1705/133
Zitationshilfe: Schmidt, Johann Georg: Die gestriegelte Rocken-Philosophia, oder auffrichtige Untersuchung derer von vielen super-klugen Weibern hochgehaltenen Aberglauben. Bd. 1. Chemnitz, 1705, S. 111. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmidt_rockenphilosophia01_1705/133>, abgerufen am 23.11.2024.