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Schmidlin, Johann Gottlieb: Ueber öffentliche Kinder-Industrie-Anstalten überhaupt, und insbesondere in Württemberg. Stuttgart, 1821.

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Auswendig-Lernen aufgegeben. -- Daneben benützen
die Vorsteher, die Freunde, und Freundinnen der An-
stalt ihre häufigen Berührungen mit den Kindern so sehr
wie möglich, um durch ihr Beyspiel, durch Besprechun-
gen, durch Beurtheilung vorkommender Fälle gute
Gefühle
in ihnen zu beleben, und ihnen christlich-
rechtschaffene Grundsätze
einzuprägen. -- Bey
jeder Gelegeuheit wird darauf gesehen, daß sie allem,
was Gott und Religion angeht, mit Wort und
That Ehrerbietung beweisen, und gottlose
Reden
werden nie von ihnen geduldet. -- Uberhaupt
wird alles angewendet, um es dahin zu bringen, daß
sie sich eineu kindlich-frommen Sinn, eine christ-
liche, rechtschaffene, würdige Denkungsart

zu eigen machen, daß sie sich zum Wandel vor
Gott
und zur christlichen Tugend-Uebung
gewöhnen, daß sie nichts thun, als was Gott ge-
fällig
ist, überhaupt daß sie wahrhaft gute, got-
tesfürchtige
und gottselige Menschen werden.

§. 53.

Zu Beförderung der moralischen Bildung
der Kinder wird denselben theils in Verbindung mit
dem Religions- eigentlicher Unterricht in der
Moral
ertheilt, theils werden ihnen lehrreiche
Geschichten
, in welchen die Moral in Hand-
lungen
erscheint, entweder erzählt, oder aus sorg-
fältig ausgewählten guten Jugendschriften, z. B. Ro-
chows Kinderfreund, vorgelesen, das Erzählte und
Vorgelesene wird ihnen erläutert, und wieder abge-
fragt, von Einzelnen wieder erzählt, und auf ihr eige-
nes sittliche Verhalten zweckmäßig angewendet. Auch
sonst werden sie bey jeder schicklichen Gelegenheit zu

Auswendig-Lernen aufgegeben. — Daneben benuͤtzen
die Vorſteher, die Freunde, und Freundinnen der An-
ſtalt ihre haͤufigen Beruͤhrungen mit den Kindern ſo ſehr
wie moͤglich, um durch ihr Beyſpiel, durch Beſprechun-
gen, durch Beurtheilung vorkommender Faͤlle gute
Gefuͤhle
in ihnen zu beleben, und ihnen chriſtlich-
rechtſchaffene Grundſaͤtze
einzupraͤgen. — Bey
jeder Gelegeuheit wird darauf geſehen, daß ſie allem,
was Gott und Religion angeht, mit Wort und
That Ehrerbietung beweiſen, und gottloſe
Reden
werden nie von ihnen geduldet. — Uberhaupt
wird alles angewendet, um es dahin zu bringen, daß
ſie ſich eineu kindlich-frommen Sinn, eine chriſt-
liche, rechtſchaffene, wuͤrdige Denkungsart

zu eigen machen, daß ſie ſich zum Wandel vor
Gott
und zur chriſtlichen Tugend-Uebung
gewoͤhnen, daß ſie nichts thun, als was Gott ge-
faͤllig
iſt, uͤberhaupt daß ſie wahrhaft gute, got-
tesfuͤrchtige
und gottſelige Menſchen werden.

§. 53.

Zu Befoͤrderung der moraliſchen Bildung
der Kinder wird denſelben theils in Verbindung mit
dem Religions- eigentlicher Unterricht in der
Moral
ertheilt, theils werden ihnen lehrreiche
Geſchichten
, in welchen die Moral in Hand-
lungen
erſcheint, entweder erzaͤhlt, oder aus ſorg-
faͤltig ausgewaͤhlten guten Jugendſchriften, z. B. Ro-
chows Kinderfreund, vorgeleſen, das Erzaͤhlte und
Vorgeleſene wird ihnen erlaͤutert, und wieder abge-
fragt, von Einzelnen wieder erzaͤhlt, und auf ihr eige-
nes ſittliche Verhalten zweckmaͤßig angewendet. Auch
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[66/0076] Auswendig-Lernen aufgegeben. — Daneben benuͤtzen die Vorſteher, die Freunde, und Freundinnen der An- ſtalt ihre haͤufigen Beruͤhrungen mit den Kindern ſo ſehr wie moͤglich, um durch ihr Beyſpiel, durch Beſprechun- gen, durch Beurtheilung vorkommender Faͤlle gute Gefuͤhle in ihnen zu beleben, und ihnen chriſtlich- rechtſchaffene Grundſaͤtze einzupraͤgen. — Bey jeder Gelegeuheit wird darauf geſehen, daß ſie allem, was Gott und Religion angeht, mit Wort und That Ehrerbietung beweiſen, und gottloſe Reden werden nie von ihnen geduldet. — Uberhaupt wird alles angewendet, um es dahin zu bringen, daß ſie ſich eineu kindlich-frommen Sinn, eine chriſt- liche, rechtſchaffene, wuͤrdige Denkungsart zu eigen machen, daß ſie ſich zum Wandel vor Gott und zur chriſtlichen Tugend-Uebung gewoͤhnen, daß ſie nichts thun, als was Gott ge- faͤllig iſt, uͤberhaupt daß ſie wahrhaft gute, got- tesfuͤrchtige und gottſelige Menſchen werden. §. 53. Zu Befoͤrderung der moraliſchen Bildung der Kinder wird denſelben theils in Verbindung mit dem Religions- eigentlicher Unterricht in der Moral ertheilt, theils werden ihnen lehrreiche Geſchichten, in welchen die Moral in Hand- lungen erſcheint, entweder erzaͤhlt, oder aus ſorg- faͤltig ausgewaͤhlten guten Jugendſchriften, z. B. Ro- chows Kinderfreund, vorgeleſen, das Erzaͤhlte und Vorgeleſene wird ihnen erlaͤutert, und wieder abge- fragt, von Einzelnen wieder erzaͤhlt, und auf ihr eige- nes ſittliche Verhalten zweckmaͤßig angewendet. Auch ſonſt werden ſie bey jeder ſchicklichen Gelegenheit zu

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Zitationshilfe: Schmidlin, Johann Gottlieb: Ueber öffentliche Kinder-Industrie-Anstalten überhaupt, und insbesondere in Württemberg. Stuttgart, 1821, S. 66. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmidlin_kinderindustrie_1821/76>, abgerufen am 25.11.2024.