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Schmidlin, Johann Gottlieb: Ueber öffentliche Kinder-Industrie-Anstalten überhaupt, und insbesondere in Württemberg. Stuttgart, 1821.

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Schwächeren nähen, Wolle spinnen etc., die Stärkeren
Leinwand weben, Bindgarn machen etc. -- Selbst
Blinde und Taubstumme lernen spinnen etc. --
Ob (wie schon behauptet worden ist) die Wollen-Ar-
beiten, oder auch andere der oben aufgezählten Arbei-
ten, der Gesundheit der Schüler im Allgemeinen,
oder wenigstens Einzelnen von ihnen nachtheilig seyen,
muß der Prüfung und Entscheidung der Aerzte über-
lassen werden. -- Für die Knaben werden haupt-
sächlich die Arbeiten a, bis k, für die Mädchen die
Arbeiten l, bis z, und aa, bis hh, tauglich seyn;
doch taugen auch mehrere der letzteren, z. B. o, p, t,
u, y, bb,
vorzüglich für die Knaben; für viele Kna-
ben, besonders künftige Strumpfstricker, Soldaten etc.
wäre das Stricken sehr angemessen; und selbst das
Spinnen und andere dergleichen sogenannte weibliche
Arbeiten können in keinem Falle so unschicklich, als der
Müßiggang und Bettel, könnten überhaupt nur dann
unschicklich für sie seyn, wenn sie sich dadurch schwere-
ren, für sie ebenso nützlichen, Arbeiten muthwillig ent-
zögen, nie aber, wenn diese Arbeiten das einzige Mit-
tel sind, sich künftig ihren Unterhalt auf eine rechtliche
Weise zu erwerben; es wird also, um sie auch zu sol-
chen Arbeiten geneigter zu machen, als dieß gewöhnlich
der Fall zu seyn scheint, nur darauf ankommen, daß
ihnen und anderen dieß auf eine zwekmäßige Art vor-
gestellt, hiedurch das Vorurtheil, welches sie und an-
dere etwa gegen solche Arbeiten haben möchten, zer-
streut, und so viel möglich verhindert wird, daß nicht
Andere sie durch Aeußerung solcher Vorurtheile necken;
wirklich werden auch verschiedene dergleichen sogenannte
weibliche Arbeiten in mehreren württembergischen Jn-
dustrie-Schulen schon seit vielen Jahren mit gutem Er-

Schwaͤcheren naͤhen, Wolle ſpinnen ꝛc., die Staͤrkeren
Leinwand weben, Bindgarn machen ꝛc. — Selbſt
Blinde und Taubſtumme lernen ſpinnen ꝛc. —
Ob (wie ſchon behauptet worden iſt) die Wollen-Ar-
beiten, oder auch andere der oben aufgezaͤhlten Arbei-
ten, der Geſundheit der Schuͤler im Allgemeinen,
oder wenigſtens Einzelnen von ihnen nachtheilig ſeyen,
muß der Pruͤfung und Entſcheidung der Aerzte uͤber-
laſſen werden. — Fuͤr die Knaben werden haupt-
ſaͤchlich die Arbeiten a, bis k, fuͤr die Maͤdchen die
Arbeiten l, bis z, und aa, bis hh, tauglich ſeyn;
doch taugen auch mehrere der letzteren, z. B. o, p, t,
u, y, bb,
vorzuͤglich fuͤr die Knaben; fuͤr viele Kna-
ben, beſonders kuͤnftige Strumpfſtricker, Soldaten ꝛc.
waͤre das Stricken ſehr angemeſſen; und ſelbſt das
Spinnen und andere dergleichen ſogenannte weibliche
Arbeiten koͤnnen in keinem Falle ſo unſchicklich, als der
Muͤßiggang und Bettel, koͤnnten uͤberhaupt nur dann
unſchicklich fuͤr ſie ſeyn, wenn ſie ſich dadurch ſchwere-
ren, fuͤr ſie ebenſo nuͤtzlichen, Arbeiten muthwillig ent-
zoͤgen, nie aber, wenn dieſe Arbeiten das einzige Mit-
tel ſind, ſich kuͤnftig ihren Unterhalt auf eine rechtliche
Weiſe zu erwerben; es wird alſo, um ſie auch zu ſol-
chen Arbeiten geneigter zu machen, als dieß gewoͤhnlich
der Fall zu ſeyn ſcheint, nur darauf ankommen, daß
ihnen und anderen dieß auf eine zwekmaͤßige Art vor-
geſtellt, hiedurch das Vorurtheil, welches ſie und an-
dere etwa gegen ſolche Arbeiten haben moͤchten, zer-
ſtreut, und ſo viel moͤglich verhindert wird, daß nicht
Andere ſie durch Aeußerung ſolcher Vorurtheile necken;
wirklich werden auch verſchiedene dergleichen ſogenannte
weibliche Arbeiten in mehreren wuͤrttembergiſchen Jn-
duſtrie-Schulen ſchon ſeit vielen Jahren mit gutem Er-

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[53/0063] Schwaͤcheren naͤhen, Wolle ſpinnen ꝛc., die Staͤrkeren Leinwand weben, Bindgarn machen ꝛc. — Selbſt Blinde und Taubſtumme lernen ſpinnen ꝛc. — Ob (wie ſchon behauptet worden iſt) die Wollen-Ar- beiten, oder auch andere der oben aufgezaͤhlten Arbei- ten, der Geſundheit der Schuͤler im Allgemeinen, oder wenigſtens Einzelnen von ihnen nachtheilig ſeyen, muß der Pruͤfung und Entſcheidung der Aerzte uͤber- laſſen werden. — Fuͤr die Knaben werden haupt- ſaͤchlich die Arbeiten a, bis k, fuͤr die Maͤdchen die Arbeiten l, bis z, und aa, bis hh, tauglich ſeyn; doch taugen auch mehrere der letzteren, z. B. o, p, t, u, y, bb, vorzuͤglich fuͤr die Knaben; fuͤr viele Kna- ben, beſonders kuͤnftige Strumpfſtricker, Soldaten ꝛc. waͤre das Stricken ſehr angemeſſen; und ſelbſt das Spinnen und andere dergleichen ſogenannte weibliche Arbeiten koͤnnen in keinem Falle ſo unſchicklich, als der Muͤßiggang und Bettel, koͤnnten uͤberhaupt nur dann unſchicklich fuͤr ſie ſeyn, wenn ſie ſich dadurch ſchwere- ren, fuͤr ſie ebenſo nuͤtzlichen, Arbeiten muthwillig ent- zoͤgen, nie aber, wenn dieſe Arbeiten das einzige Mit- tel ſind, ſich kuͤnftig ihren Unterhalt auf eine rechtliche Weiſe zu erwerben; es wird alſo, um ſie auch zu ſol- chen Arbeiten geneigter zu machen, als dieß gewoͤhnlich der Fall zu ſeyn ſcheint, nur darauf ankommen, daß ihnen und anderen dieß auf eine zwekmaͤßige Art vor- geſtellt, hiedurch das Vorurtheil, welches ſie und an- dere etwa gegen ſolche Arbeiten haben moͤchten, zer- ſtreut, und ſo viel moͤglich verhindert wird, daß nicht Andere ſie durch Aeußerung ſolcher Vorurtheile necken; wirklich werden auch verſchiedene dergleichen ſogenannte weibliche Arbeiten in mehreren wuͤrttembergiſchen Jn- duſtrie-Schulen ſchon ſeit vielen Jahren mit gutem Er-

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Zitationshilfe: Schmidlin, Johann Gottlieb: Ueber öffentliche Kinder-Industrie-Anstalten überhaupt, und insbesondere in Württemberg. Stuttgart, 1821, S. 53. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmidlin_kinderindustrie_1821/63>, abgerufen am 25.11.2024.