großen Aufwand erfordern, und der Gebrauch der Stroh-Arbeiten sehr allgemein und bekannt ist.
§. 41.
Auch dergleichen Kunst-Arbeiten können also der künftige Beruf der Kinder seyn, und wenn auch diejenigen besonderen Arbeiten, welche man sie in ihrer Jugend lehrt, künftig nicht gerade die- jenigen seyn werden, womit sie sich ihr Brod werden erwerben können, so werden sie doch dadurch, beson- ders wenn man sie nicht nur Eine, sondern verschiedene Arbeiten dieser Art lehrt, im Allgemeinen zu Kunst-Ar- beiten geschickt und darin geübt, was ihnen künftig die Erlernung jeder neuen Kunstfertigkeit sehr erleichtern muß. -- Sucht man sie überdieß auf der einen Seite bey jeder Gelegenheit von der Nützlichkeit und Noth- wendigkeit der Erlernung und Betreibung solcher Ar- beiten überhaupt zu überzeugen, auf der anderen Seite aber stets darauf aufmerksam zu machen, daß nicht immer ein und ebendasselbe Kunstgewerbe Verdienst und Nahrung verschaffe, daß sie also nach Beschaffenheit des Ortes, der Zeiten, und der übrigen Umstände viel- leicht künftig einmal, oder auch mehrmals ihr Gewerbe wieder gegen ein anderes werden vertauschen müssen; so werden sie von der verderblichen Beharrlichkeit auf dem einmal ergriffenen Gewerbszweige und von dem Vorurtheile gegen die Ergreifung eines neuen, welche seit neueren Zeiten, nahmentlich auch in Württemberg, viele tausend Menschen dem größten Elende entgegen- führen, frey bleiben, und sich denjenigen Speculations- Geist, diejenige eigentliche Jndustrie zu eigen machen, welcher es nie an neuem Stoff zu einem nützlichen
großen Aufwand erfordern, und der Gebrauch der Stroh-Arbeiten ſehr allgemein und bekannt iſt.
§. 41.
Auch dergleichen Kunſt-Arbeiten koͤnnen alſo der kuͤnftige Beruf der Kinder ſeyn, und wenn auch diejenigen beſonderen Arbeiten, welche man ſie in ihrer Jugend lehrt, kuͤnftig nicht gerade die- jenigen ſeyn werden, womit ſie ſich ihr Brod werden erwerben koͤnnen, ſo werden ſie doch dadurch, beſon- ders wenn man ſie nicht nur Eine, ſondern verſchiedene Arbeiten dieſer Art lehrt, im Allgemeinen zu Kunſt-Ar- beiten geſchickt und darin geuͤbt, was ihnen kuͤnftig die Erlernung jeder neuen Kunſtfertigkeit ſehr erleichtern muß. — Sucht man ſie uͤberdieß auf der einen Seite bey jeder Gelegenheit von der Nuͤtzlichkeit und Noth- wendigkeit der Erlernung und Betreibung ſolcher Ar- beiten uͤberhaupt zu uͤberzeugen, auf der anderen Seite aber ſtets darauf aufmerkſam zu machen, daß nicht immer ein und ebendaſſelbe Kunſtgewerbe Verdienſt und Nahrung verſchaffe, daß ſie alſo nach Beſchaffenheit des Ortes, der Zeiten, und der uͤbrigen Umſtaͤnde viel- leicht kuͤnftig einmal, oder auch mehrmals ihr Gewerbe wieder gegen ein anderes werden vertauſchen muͤſſen; ſo werden ſie von der verderblichen Beharrlichkeit auf dem einmal ergriffenen Gewerbszweige und von dem Vorurtheile gegen die Ergreifung eines neuen, welche ſeit neueren Zeiten, nahmentlich auch in Wuͤrttemberg, viele tauſend Menſchen dem groͤßten Elende entgegen- fuͤhren, frey bleiben, und ſich denjenigen Speculations- Geiſt, diejenige eigentliche Jnduſtrie zu eigen machen, welcher es nie an neuem Stoff zu einem nuͤtzlichen
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großen Aufwand erfordern, und der Gebrauch der
Stroh-Arbeiten ſehr allgemein und bekannt iſt.
§. 41.
Auch dergleichen Kunſt-Arbeiten koͤnnen
alſo der kuͤnftige Beruf der Kinder ſeyn,
und wenn auch diejenigen beſonderen Arbeiten, welche
man ſie in ihrer Jugend lehrt, kuͤnftig nicht gerade die-
jenigen ſeyn werden, womit ſie ſich ihr Brod werden
erwerben koͤnnen, ſo werden ſie doch dadurch, beſon-
ders wenn man ſie nicht nur Eine, ſondern verſchiedene
Arbeiten dieſer Art lehrt, im Allgemeinen zu Kunſt-Ar-
beiten geſchickt und darin geuͤbt, was ihnen kuͤnftig die
Erlernung jeder neuen Kunſtfertigkeit ſehr erleichtern
muß. — Sucht man ſie uͤberdieß auf der einen Seite
bey jeder Gelegenheit von der Nuͤtzlichkeit und Noth-
wendigkeit der Erlernung und Betreibung ſolcher Ar-
beiten uͤberhaupt zu uͤberzeugen, auf der anderen Seite
aber ſtets darauf aufmerkſam zu machen, daß nicht
immer ein und ebendaſſelbe Kunſtgewerbe Verdienſt und
Nahrung verſchaffe, daß ſie alſo nach Beſchaffenheit
des Ortes, der Zeiten, und der uͤbrigen Umſtaͤnde viel-
leicht kuͤnftig einmal, oder auch mehrmals ihr Gewerbe
wieder gegen ein anderes werden vertauſchen muͤſſen;
ſo werden ſie von der verderblichen Beharrlichkeit auf
dem einmal ergriffenen Gewerbszweige und von dem
Vorurtheile gegen die Ergreifung eines neuen, welche
ſeit neueren Zeiten, nahmentlich auch in Wuͤrttemberg,
viele tauſend Menſchen dem groͤßten Elende entgegen-
fuͤhren, frey bleiben, und ſich denjenigen Speculations-
Geiſt, diejenige eigentliche Jnduſtrie zu eigen machen,
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Schmidlin, Johann Gottlieb: Ueber öffentliche Kinder-Industrie-Anstalten überhaupt, und insbesondere in Württemberg. Stuttgart, 1821, S. 46. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmidlin_kinderindustrie_1821/56>, abgerufen am 26.06.2024.
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