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Schmidlin, Johann Gottlieb: Ueber öffentliche Kinder-Industrie-Anstalten überhaupt, und insbesondere in Württemberg. Stuttgart, 1821.

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auftragen des für die Schule erforderlichen Brenn-
holzes
, und zum Einheitzen der Schulzimmer,
unter gehöriger Aufsicht, verwendet werden. --

§. 36.

Jndessen sind die schwereren land- und hauswirth-
schaftlichen Arbeiten bey weitem nicht die einzige
Beschäftigung, womit sich die Kinder der Landleute in
Zukunft ihr Brod erwerben müssen, und sie sind bey
weitem nicht der künftige Beruf aller Kinder. Zwar
ist allerdings die Urproduction, d. h. die Land-
wirthschaft,
oder die Gewinnung der Lebensbedürf-
nisse durch Cultivirung und Benützung des Grund und
Bodens in der Regel ein weit nothwendigeres
und sichereres Gewerbe, als die Kunst-Pro-
duction,
und es wäre daher höchst unzweckmäßig,
Menschen, welche bey dem ersteren ihre Nahrung fin-
den können, besonders an Orten, wo noch ödes Land
vorhanden ist, und wo überhaupt die Landwirthschaft
ihrer Hände bedarf, demselben entziehen, oder gar
fremde unvermögliche Menschen, welchen man nicht
das zu Producirung der ersten Lebensbedürfnisse für sie
und ihre wahrscheinlich noch zahlreicheren Nachkommen
erforderliche Land anweisen kann, herbeylocken und
aufnehmen, und sie zu Ergreifung eines Kunstgewer-
bes veranlassen zu wollen, welches vielleicht bereits von
allzuvielen betrieben wird, oder wenigstens in Zukunft
durch Uebersetzung der Zahl der Arbeiter, durch Erfin-
dung neuer Maschinen, durch Territorial- und sonstige
den Handelszug bestimmende Veränderungen, durch
Veränderungen der Mode etc. so sehr niedergedrückt
werden kann, daß es zuletzt denen, welche es anfangs

auftragen des fuͤr die Schule erforderlichen Brenn-
holzes
, und zum Einheitzen der Schulzimmer,
unter gehoͤriger Aufſicht, verwendet werden. —

§. 36.

Jndeſſen ſind die ſchwereren land- und hauswirth-
ſchaftlichen Arbeiten bey weitem nicht die einzige
Beſchaͤftigung, womit ſich die Kinder der Landleute in
Zukunft ihr Brod erwerben muͤſſen, und ſie ſind bey
weitem nicht der kuͤnftige Beruf aller Kinder. Zwar
iſt allerdings die Urproduction, d. h. die Land-
wirthſchaft,
oder die Gewinnung der Lebensbeduͤrf-
niſſe durch Cultivirung und Benuͤtzung des Grund und
Bodens in der Regel ein weit nothwendigeres
und ſichereres Gewerbe, als die Kunſt-Pro-
duction,
und es waͤre daher hoͤchſt unzweckmaͤßig,
Menſchen, welche bey dem erſteren ihre Nahrung fin-
den koͤnnen, beſonders an Orten, wo noch oͤdes Land
vorhanden iſt, und wo uͤberhaupt die Landwirthſchaft
ihrer Haͤnde bedarf, demſelben entziehen, oder gar
fremde unvermoͤgliche Menſchen, welchen man nicht
das zu Producirung der erſten Lebensbeduͤrfniſſe fuͤr ſie
und ihre wahrſcheinlich noch zahlreicheren Nachkommen
erforderliche Land anweiſen kann, herbeylocken und
aufnehmen, und ſie zu Ergreifung eines Kunſtgewer-
bes veranlaſſen zu wollen, welches vielleicht bereits von
allzuvielen betrieben wird, oder wenigſtens in Zukunft
durch Ueberſetzung der Zahl der Arbeiter, durch Erfin-
dung neuer Maſchinen, durch Territorial- und ſonſtige
den Handelszug beſtimmende Veraͤnderungen, durch
Veraͤnderungen der Mode ꝛc. ſo ſehr niedergedruͤckt
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[40/0050] auftragen des fuͤr die Schule erforderlichen Brenn- holzes, und zum Einheitzen der Schulzimmer, unter gehoͤriger Aufſicht, verwendet werden. — §. 36. Jndeſſen ſind die ſchwereren land- und hauswirth- ſchaftlichen Arbeiten bey weitem nicht die einzige Beſchaͤftigung, womit ſich die Kinder der Landleute in Zukunft ihr Brod erwerben muͤſſen, und ſie ſind bey weitem nicht der kuͤnftige Beruf aller Kinder. Zwar iſt allerdings die Urproduction, d. h. die Land- wirthſchaft, oder die Gewinnung der Lebensbeduͤrf- niſſe durch Cultivirung und Benuͤtzung des Grund und Bodens in der Regel ein weit nothwendigeres und ſichereres Gewerbe, als die Kunſt-Pro- duction, und es waͤre daher hoͤchſt unzweckmaͤßig, Menſchen, welche bey dem erſteren ihre Nahrung fin- den koͤnnen, beſonders an Orten, wo noch oͤdes Land vorhanden iſt, und wo uͤberhaupt die Landwirthſchaft ihrer Haͤnde bedarf, demſelben entziehen, oder gar fremde unvermoͤgliche Menſchen, welchen man nicht das zu Producirung der erſten Lebensbeduͤrfniſſe fuͤr ſie und ihre wahrſcheinlich noch zahlreicheren Nachkommen erforderliche Land anweiſen kann, herbeylocken und aufnehmen, und ſie zu Ergreifung eines Kunſtgewer- bes veranlaſſen zu wollen, welches vielleicht bereits von allzuvielen betrieben wird, oder wenigſtens in Zukunft durch Ueberſetzung der Zahl der Arbeiter, durch Erfin- dung neuer Maſchinen, durch Territorial- und ſonſtige den Handelszug beſtimmende Veraͤnderungen, durch Veraͤnderungen der Mode ꝛc. ſo ſehr niedergedruͤckt werden kann, daß es zuletzt denen, welche es anfangs

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Zitationshilfe: Schmidlin, Johann Gottlieb: Ueber öffentliche Kinder-Industrie-Anstalten überhaupt, und insbesondere in Württemberg. Stuttgart, 1821, S. 40. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmidlin_kinderindustrie_1821/50>, abgerufen am 26.04.2024.