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Schmid, Hermann: Mohrenfranzl. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 16. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 88–178. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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du mir bös, Hanney? Sei es nicht, fuhr sie fort, als er beharrlich schwieg. Wenn du dir Alles recht überlegst, mußt du sagen, daß ich Recht gethan habe. Die heimtückische Schwarze hat es darauf angelegt, dich anzuködern, und der Himmel weiß, was sie dazu für Mittel gebraucht hat. . . Und was hätte draus werden sollen? Du wärst mit ihr ins schlechte Gerede gekommen, und ein Bursch, wie du, hätte ja doch nie mit ihr Ernst machen und eine Mohrin heirathen können . . .

Gieb dir keine Mühe, Wolfsind, erwiderte er endlich kalt. Du machst dich umsonst so schön. Du hast ein boshaftes Gemüth, sonst hättest du der armen Franzel und mir den Spott nicht angethan! . . .

Aus den Augen des Mädchens stürzten Thränen. Das kannst du mir sagen? schluchzte sie. Und du weißt doch, wie viel ich immer auf dich gehalten, wie ich dich allen Andern vorgezogen habe. . .

Ich hab's gespürt gestern, sagte er und suchte seine Hand los zu machen, die sie ergriffen hatte. Sie ließ ihn aber nicht los, sondern drängte sich noch enger an ihn und rief leidenschaftlich: Und wenn ich gefehlt habe, darfst du mir ein hartes Wort sagen deßwegen? Warum habe ich denn Alles gethan, als deinetwegen?

Meinetwegen?

Ja stell dich nur an, als ob du von nichts wüßtest! Warum habe ich's gethan, als weil ich's nicht vertragen kann, dich mit einer Andern zu sehn? Weil

du mir bös, Hanney? Sei es nicht, fuhr sie fort, als er beharrlich schwieg. Wenn du dir Alles recht überlegst, mußt du sagen, daß ich Recht gethan habe. Die heimtückische Schwarze hat es darauf angelegt, dich anzuködern, und der Himmel weiß, was sie dazu für Mittel gebraucht hat. . . Und was hätte draus werden sollen? Du wärst mit ihr ins schlechte Gerede gekommen, und ein Bursch, wie du, hätte ja doch nie mit ihr Ernst machen und eine Mohrin heirathen können . . .

Gieb dir keine Mühe, Wolfsind, erwiderte er endlich kalt. Du machst dich umsonst so schön. Du hast ein boshaftes Gemüth, sonst hättest du der armen Franzel und mir den Spott nicht angethan! . . .

Aus den Augen des Mädchens stürzten Thränen. Das kannst du mir sagen? schluchzte sie. Und du weißt doch, wie viel ich immer auf dich gehalten, wie ich dich allen Andern vorgezogen habe. . .

Ich hab's gespürt gestern, sagte er und suchte seine Hand los zu machen, die sie ergriffen hatte. Sie ließ ihn aber nicht los, sondern drängte sich noch enger an ihn und rief leidenschaftlich: Und wenn ich gefehlt habe, darfst du mir ein hartes Wort sagen deßwegen? Warum habe ich denn Alles gethan, als deinetwegen?

Meinetwegen?

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[0079] du mir bös, Hanney? Sei es nicht, fuhr sie fort, als er beharrlich schwieg. Wenn du dir Alles recht überlegst, mußt du sagen, daß ich Recht gethan habe. Die heimtückische Schwarze hat es darauf angelegt, dich anzuködern, und der Himmel weiß, was sie dazu für Mittel gebraucht hat. . . Und was hätte draus werden sollen? Du wärst mit ihr ins schlechte Gerede gekommen, und ein Bursch, wie du, hätte ja doch nie mit ihr Ernst machen und eine Mohrin heirathen können . . . Gieb dir keine Mühe, Wolfsind, erwiderte er endlich kalt. Du machst dich umsonst so schön. Du hast ein boshaftes Gemüth, sonst hättest du der armen Franzel und mir den Spott nicht angethan! . . . Aus den Augen des Mädchens stürzten Thränen. Das kannst du mir sagen? schluchzte sie. Und du weißt doch, wie viel ich immer auf dich gehalten, wie ich dich allen Andern vorgezogen habe. . . Ich hab's gespürt gestern, sagte er und suchte seine Hand los zu machen, die sie ergriffen hatte. Sie ließ ihn aber nicht los, sondern drängte sich noch enger an ihn und rief leidenschaftlich: Und wenn ich gefehlt habe, darfst du mir ein hartes Wort sagen deßwegen? Warum habe ich denn Alles gethan, als deinetwegen? Meinetwegen? Ja stell dich nur an, als ob du von nichts wüßtest! Warum habe ich's gethan, als weil ich's nicht vertragen kann, dich mit einer Andern zu sehn? Weil

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Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-16T11:20:55Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-16T11:20:55Z)

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Zitationshilfe: Schmid, Hermann: Mohrenfranzl. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 16. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 88–178. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmid_mohrenfranzl_1910/79>, abgerufen am 19.05.2024.