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Schmid, Hermann: Mohrenfranzl. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 16. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 88–178. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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wankender Stimme. Du hast schon genug gethan für mich; du kannst nichts mehr thun, und es wäre Unrecht, wenn ich dich hindern und dich aufhalten wollte -- du hast noch dein ganzes junges Leben vor dir.

Aber ich will auch künftig für dich sorgen! rief Hanney glühend. Ich will in meinem ganzen Leben nicht von dir lassen!

Ein Schauder des Entzückens durchrieselte das Mädchen, daß sie nur zu stammeln vermochte. Hanney... flüsterte sie.

Ja, ich kann nicht leben ohne dich! rief er innig. Jetzt auf einmal ist es mir klar, daß ich dich von Jugend auf lieb gehabt habe; jetzt weiß ich erst, daß ich dich noch immer lieb habe, daß ich dich lieb haben muß, so lang ich lebe . . .

Franzel vermochte noch immer nichts zu erwidern; stärker durchloderte sie der Glutgedanke, sich geliebt zu wissen.

Aber du? fuhr Hanney zärtlich fort. Wirst auch du mich lieb haben . . . wirst auch du nur mir gehören wollen?

Er drückte die Schweigende fest an sich, und überdeckte ihre schwellenden Lippen mit feurigen Küssen -- sie widerstrebte nicht -- ihr unausgesprochenen wortlosen Glück des sich Angehörens hielten Beide sich fest umschlungen.

Da schlug höhnisches Gelächter an ihr Ohr und schreckte sie aus ihrem Traum empor. Es war Wolf-

wankender Stimme. Du hast schon genug gethan für mich; du kannst nichts mehr thun, und es wäre Unrecht, wenn ich dich hindern und dich aufhalten wollte — du hast noch dein ganzes junges Leben vor dir.

Aber ich will auch künftig für dich sorgen! rief Hanney glühend. Ich will in meinem ganzen Leben nicht von dir lassen!

Ein Schauder des Entzückens durchrieselte das Mädchen, daß sie nur zu stammeln vermochte. Hanney... flüsterte sie.

Ja, ich kann nicht leben ohne dich! rief er innig. Jetzt auf einmal ist es mir klar, daß ich dich von Jugend auf lieb gehabt habe; jetzt weiß ich erst, daß ich dich noch immer lieb habe, daß ich dich lieb haben muß, so lang ich lebe . . .

Franzel vermochte noch immer nichts zu erwidern; stärker durchloderte sie der Glutgedanke, sich geliebt zu wissen.

Aber du? fuhr Hanney zärtlich fort. Wirst auch du mich lieb haben . . . wirst auch du nur mir gehören wollen?

Er drückte die Schweigende fest an sich, und überdeckte ihre schwellenden Lippen mit feurigen Küssen — sie widerstrebte nicht — ihr unausgesprochenen wortlosen Glück des sich Angehörens hielten Beide sich fest umschlungen.

Da schlug höhnisches Gelächter an ihr Ohr und schreckte sie aus ihrem Traum empor. Es war Wolf-

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[0063] wankender Stimme. Du hast schon genug gethan für mich; du kannst nichts mehr thun, und es wäre Unrecht, wenn ich dich hindern und dich aufhalten wollte — du hast noch dein ganzes junges Leben vor dir. Aber ich will auch künftig für dich sorgen! rief Hanney glühend. Ich will in meinem ganzen Leben nicht von dir lassen! Ein Schauder des Entzückens durchrieselte das Mädchen, daß sie nur zu stammeln vermochte. Hanney... flüsterte sie. Ja, ich kann nicht leben ohne dich! rief er innig. Jetzt auf einmal ist es mir klar, daß ich dich von Jugend auf lieb gehabt habe; jetzt weiß ich erst, daß ich dich noch immer lieb habe, daß ich dich lieb haben muß, so lang ich lebe . . . Franzel vermochte noch immer nichts zu erwidern; stärker durchloderte sie der Glutgedanke, sich geliebt zu wissen. Aber du? fuhr Hanney zärtlich fort. Wirst auch du mich lieb haben . . . wirst auch du nur mir gehören wollen? Er drückte die Schweigende fest an sich, und überdeckte ihre schwellenden Lippen mit feurigen Küssen — sie widerstrebte nicht — ihr unausgesprochenen wortlosen Glück des sich Angehörens hielten Beide sich fest umschlungen. Da schlug höhnisches Gelächter an ihr Ohr und schreckte sie aus ihrem Traum empor. Es war Wolf-

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-16T11:20:55Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-16T11:20:55Z)

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Zitationshilfe: Schmid, Hermann: Mohrenfranzl. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 16. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 88–178. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmid_mohrenfranzl_1910/63>, abgerufen am 19.05.2024.