ich danke Hrn. H. für die Belerung: etwas ähnliches hatte ich selbst schon in meiner Nordischen Geschichte S. 147 gesagt. Zur schuldigen Gegenbelerung habe ich die Ehre, Hrn. H. zu melden, daß Homer kein Dummkopf, und Anakreon kein Barden- sänger, sei.
IX. Hr. H. rühmt an unsern deutschen Compendien, daß sie bei aller Magerkeit und Dürre wenigstens Richtigkeit und Bestimmt- heit gehabt, an der dem Lehrlinge auch ge- wiß am meisten gelegen wäre. Aber 1) kan dann nicht auch in fetten Compendien Richtigkeit und Bestimmtheit seyn? Kan nicht in einem fetten Körper eine richtig denkende Seele wonen? Umgekehrt giebt es doch auch magre und dürre Compendia, mit sehr viel Unrichtigkeit und Unbestimmtheit. Mich deucht, ich höre hier einen alten Wolfianer sprechen, der der Philosophie und dem Men- schenverstande nahen Untergang weissagte, wie man anfieng, Moral und Metaphysik in andrem als Wolfianischem Styl vorzu- tragen. 2) Jch habe bei meinem Aufsatze Magerkeit und Dürre zu vermeiden gesucht: es ist möglich, daß ich darüber in entgegen gesetzte noch unausstehlichere Feler gefallen
bin;
ich danke Hrn. H. fuͤr die Belerung: etwas aͤhnliches hatte ich ſelbſt ſchon in meiner Nordiſchen Geſchichte S. 147 geſagt. Zur ſchuldigen Gegenbelerung habe ich die Ehre, Hrn. H. zu melden, daß Homer kein Dummkopf, und Anakreon kein Barden- ſaͤnger, ſei.
IX. Hr. H. ruͤhmt an unſern deutſchen Compendien, daß ſie bei aller Magerkeit und Dürre wenigſtens Richtigkeit und Beſtimmt- heit gehabt, an der dem Lehrlinge auch ge- wiß am meiſten gelegen wäre. Aber 1) kan dann nicht auch in fetten Compendien Richtigkeit und Beſtimmtheit ſeyn? Kan nicht in einem fetten Koͤrper eine richtig denkende Seele wonen? Umgekehrt giebt es doch auch magre und duͤrre Compendia, mit ſehr viel Unrichtigkeit und Unbeſtimmtheit. Mich deucht, ich hoͤre hier einen alten Wolfianer ſprechen, der der Philoſophie und dem Men- ſchenverſtande nahen Untergang weiſſagte, wie man anfieng, Moral und Metaphyſik in andrem als Wolfianiſchem Styl vorzu- tragen. 2) Jch habe bei meinem Aufſatze Magerkeit und Dürre zu vermeiden geſucht: es iſt moͤglich, daß ich daruͤber in entgegen geſetzte noch unausſtehlichere Feler gefallen
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[380[156]/0176]
ich danke Hrn. H. fuͤr die Belerung: etwas
aͤhnliches hatte ich ſelbſt ſchon in meiner
Nordiſchen Geſchichte S. 147 geſagt.
Zur ſchuldigen Gegenbelerung habe ich die
Ehre, Hrn. H. zu melden, daß Homer kein
Dummkopf, und Anakreon kein Barden-
ſaͤnger, ſei.
IX. Hr. H. ruͤhmt an unſern deutſchen
Compendien, daß ſie bei aller Magerkeit und
Dürre wenigſtens Richtigkeit und Beſtimmt-
heit gehabt, an der dem Lehrlinge auch ge-
wiß am meiſten gelegen wäre. Aber 1)
kan dann nicht auch in fetten Compendien
Richtigkeit und Beſtimmtheit ſeyn? Kan nicht
in einem fetten Koͤrper eine richtig denkende
Seele wonen? Umgekehrt giebt es doch auch
magre und duͤrre Compendia, mit ſehr viel
Unrichtigkeit und Unbeſtimmtheit. Mich
deucht, ich hoͤre hier einen alten Wolfianer
ſprechen, der der Philoſophie und dem Men-
ſchenverſtande nahen Untergang weiſſagte,
wie man anfieng, Moral und Metaphyſik
in andrem als Wolfianiſchem Styl vorzu-
tragen. 2) Jch habe bei meinem Aufſatze
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Schlözer, August Ludwig von: August Ludwig Schlözers [...] Vorstellung seiner Universal-Historie. Bd. 2. Göttingen u. a., 1773, S. 380[156]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schloezer_universalhistorie02_1773/176>, abgerufen am 18.07.2024.
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