Schlözer, August Ludwig von: August Ludwig Schlözers [...] Vorstellung seiner Universal-Historie. Bd. 2. Göttingen u. a., 1773.voll Facta und Geschichte etwa im Tone Ta- citus haben. Möchte er nicht auch einen Katechismus etwa im Tone Tacitus; oder eine Dithyrambe, die aus lauter Ka- piteln voll Facta bestünde? -- K. Johann V von Portugall ließ sich in Rom einen Riß zu seinem Matra machen. Ein Bote brach- te den Riß in der Tasche: wie anders, sagte ein Portugiesischer Herder, wenn der Mann Steine und Kalk, oder das ganze Gebaeude fertig, mitgebracht haette (etwa wie die En- gel das Haus von Nazareth); wie anders! aber auch wie schwerer! wir nemen den (tragenden) Boten selbst zum Zeugen, wie (physisch) schwerer! -- * 3) Da wo in mei- * Daß mir doch Hr. H. nicht verzeihen kan,
daß ich bloß ein Jdeal, einen Plan, ei- nen Riß gemacht habe, und nicht lieber das ganze Gebäude (s. oben S. 283)! Ma- chen dann nicht andre Leute auch Jdeale, und niemand schmählt auf sie, wie Hr. H. auf mich. Eben lese ich einen berühmten Schriftsteller, der schon vor 6 Jaren den Plan zu einer pragmatischen Geschichte der Litteratur entworfen, aber ihn noch nicht ansgeführt hat, auch nicht einmal verspro- chen, daß er ihn ausführen wolle, und da sein voll Facta und Geſchichte etwa im Tone Ta- citus haben. Moͤchte er nicht auch einen Katechismus etwa im Tone Tacitus; oder eine Dithyrambe, die aus lauter Ka- piteln voll Facta beſtuͤnde? — K. Johann V von Portugall ließ ſich in Rom einen Riß zu ſeinem Matra machen. Ein Bote brach- te den Riß in der Taſche: wie anders, ſagte ein Portugieſiſcher Herder, wenn der Mann Steine und Kalk, oder das ganze Gebæude fertig, mitgebracht hætte (etwa wie die En- gel das Haus von Nazareth); wie anders! aber auch wie ſchwerer! wir nemen den (tragenden) Boten ſelbſt zum Zeugen, wie (phyſiſch) ſchwerer! — * 3) Da wo in mei- * Daß mir doch Hr. H. nicht verzeihen kan,
daß ich bloß ein Jdeal, einen Plan, ei- nen Riß gemacht habe, und nicht lieber das ganze Gebaͤude (ſ. oben S. 283)! Ma- chen dann nicht andre Leute auch Jdeale, und niemand ſchmaͤhlt auf ſie, wie Hr. H. auf mich. Eben leſe ich einen beruͤhmten Schriftſteller, der ſchon vor 6 Jaren den Plan zu einer pragmatiſchen Geſchichte der Litteratur entworfen, aber ihn noch nicht ansgefuͤhrt hat, auch nicht einmal verſpro- chen, daß er ihn ausfuͤhren wolle, und da ſein <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0172" n="376[152]"/><fw place="top" type="header"><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/></fw> dieſem Jdeal moͤchte Hr. H. lieber <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Capitel<lb/> voll Facta und Geſchichte etwa im Tone Ta-<lb/> citus</hi></hi> haben. Moͤchte er nicht auch einen<lb/> Katechismus <hi rendition="#fr">etwa im Tone Tacitus;</hi><lb/> oder eine Dithyrambe, die aus lauter <hi rendition="#fr">Ka-<lb/> piteln voll</hi> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Facta</hi></hi> beſtuͤnde? — K. Johann<lb/><hi rendition="#aq">V</hi> von Portugall ließ ſich in Rom einen Riß<lb/> zu ſeinem Matra machen. Ein Bote brach-<lb/> te den Riß in der Taſche: <hi rendition="#aq">wie anders,</hi> ſagte<lb/> ein Portugieſiſcher Herder, <hi rendition="#aq">wenn der Mann<lb/> Steine und Kalk, oder das ganze Gebæude<lb/> fertig, mitgebracht hætte (etwa wie die En-<lb/> gel das Haus von Nazareth); wie anders!<lb/> aber auch wie ſchwerer! wir nemen den<lb/> (tragenden) Boten ſelbſt zum Zeugen, wie<lb/> (phyſiſch) <hi rendition="#i">ſchwerer!</hi></hi> — <note xml:id="seg2pn_3_1" next="#seg2pn_3_2" place="foot" n="*">Daß mir doch Hr. H. nicht verzeihen kan,<lb/> daß ich bloß ein <hi rendition="#fr">Jdeal,</hi> einen <hi rendition="#fr">Plan,</hi> ei-<lb/> nen <hi rendition="#fr">Riß</hi> gemacht habe, und nicht lieber das<lb/> ganze Gebaͤude (ſ. oben S. 283)! Ma-<lb/> chen dann nicht andre Leute auch Jdeale,<lb/> und niemand ſchmaͤhlt auf ſie, wie Hr. H.<lb/> auf mich. Eben leſe ich einen beruͤhmten<lb/> Schriftſteller, der ſchon vor 6 Jaren den<lb/> Plan zu einer pragmatiſchen Geſchichte der<lb/> Litteratur entworfen, aber ihn noch nicht<lb/> ansgefuͤhrt <hi rendition="#fr">hat,</hi> auch nicht einmal verſpro-<lb/> chen, daß er ihn ausfuͤhren <hi rendition="#fr">wolle,</hi> und da<lb/> <fw place="bottom" type="catch">ſein</fw></note> 3) Da wo in<lb/> <fw place="bottom" type="catch">mei-</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [376[152]/0172]
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voll Facta und Geſchichte etwa im Tone Ta-
citus haben. Moͤchte er nicht auch einen
Katechismus etwa im Tone Tacitus;
oder eine Dithyrambe, die aus lauter Ka-
piteln voll Facta beſtuͤnde? — K. Johann
V von Portugall ließ ſich in Rom einen Riß
zu ſeinem Matra machen. Ein Bote brach-
te den Riß in der Taſche: wie anders, ſagte
ein Portugieſiſcher Herder, wenn der Mann
Steine und Kalk, oder das ganze Gebæude
fertig, mitgebracht hætte (etwa wie die En-
gel das Haus von Nazareth); wie anders!
aber auch wie ſchwerer! wir nemen den
(tragenden) Boten ſelbſt zum Zeugen, wie
(phyſiſch) ſchwerer! — * 3) Da wo in
mei-
* Daß mir doch Hr. H. nicht verzeihen kan,
daß ich bloß ein Jdeal, einen Plan, ei-
nen Riß gemacht habe, und nicht lieber das
ganze Gebaͤude (ſ. oben S. 283)! Ma-
chen dann nicht andre Leute auch Jdeale,
und niemand ſchmaͤhlt auf ſie, wie Hr. H.
auf mich. Eben leſe ich einen beruͤhmten
Schriftſteller, der ſchon vor 6 Jaren den
Plan zu einer pragmatiſchen Geſchichte der
Litteratur entworfen, aber ihn noch nicht
ansgefuͤhrt hat, auch nicht einmal verſpro-
chen, daß er ihn ausfuͤhren wolle, und da
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Zitationshilfe: | Schlözer, August Ludwig von: August Ludwig Schlözers [...] Vorstellung seiner Universal-Historie. Bd. 2. Göttingen u. a., 1773, S. 376[152]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schloezer_universalhistorie02_1773/172>, abgerufen am 18.07.2024. |