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Schliemann, Heinrich: Trojanische Alterthümer. Bericht über die Ausgrabungen in Troja. Leipzig, 1874.

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die sonderbaren schriftzüge.
welche im Anhange, Taf. 2, No. 61, genau abgebildet
ist; sie ist so herrlich eingravirt, dass man erstaunt, wie
solches in Terracotta möglich war. Da die Schrift ganz
um das kleine Carrousel herumgeht und dieses auf der
einen Seite so geformt ist wie auf der andern so ist
es mir, bei meiner vollkommenen Unkenntniss der
Sprache, unmöglich zu wissen, weder mit welchem Buch-
staben sie anfängt, noch welcher der obere oder der
untere Theil derselben ist. Auf einem gewöhnlichen
Stein fand ich gleichzeitig den Schriftzug: [Abbildung] . Unend-
lich sollte es mich freuen, wenn jemand fähig wäre,
diese Inschriften zu lesen, und somit im Stande, Auf-
klärung zu geben über den Gebrauch dieser sonder-
baren Stücke, über das Volk, welches sie anfertigte,
und über die Epoche, in der ich in 71/2 und 81/2 Meter
Tiefe war.

Wie ich zur Zeit der Abfassung meines letzten Auf-
satzes steinerne und nur steinerne Werkzeuge und Waffen
herauskommen sah und somit glauben musste, ich sei
in die Schuttschichten der Völker der Steinperiode vor-
gedrungen, da fürchtete ich wirklich schon, dass der
eigentliche Zweck meiner Ausgrabungen, hier die Per-
gamos des Priamos zu finden, verfehlt sei, dass ich schon
in die Epoche lange vor dem Trojanischen Kriege vor-
gedrungen, und dass die riesenmässigen Grabhügel der
Ebene von Troja vielleicht Jahrtausende älter seien als
die Thaten des Achilleus.

Da ich aber mehr und immer mehr Spuren von
Civilisation finde, je tiefer ich grabe, so bin ich jetzt
vollkommen überzeugt, dass ich noch nicht bis zum Zeit-
alter des Trojanischen Kriegs vorgedrungen bin, und

die sonderbaren schriftzüge.
welche im Anhange, Taf. 2, No. 61, genau abgebildet
ist; sie ist so herrlich eingravirt, dass man erstaunt, wie
solches in Terracotta möglich war. Da die Schrift ganz
um das kleine Carrousel herumgeht und dieses auf der
einen Seite so geformt ist wie auf der andern so ist
es mir, bei meiner vollkommenen Unkenntniss der
Sprache, unmöglich zu wissen, weder mit welchem Buch-
staben sie anfängt, noch welcher der obere oder der
untere Theil derselben ist. Auf einem gewöhnlichen
Stein fand ich gleichzeitig den Schriftzug: [Abbildung] . Unend-
lich sollte es mich freuen, wenn jemand fähig wäre,
diese Inschriften zu lesen, und somit im Stande, Auf-
klärung zu geben über den Gebrauch dieser sonder-
baren Stücke, über das Volk, welches sie anfertigte,
und über die Epoche, in der ich in 7½ und 8½ Meter
Tiefe war.

Wie ich zur Zeit der Abfassung meines letzten Auf-
satzes steinerne und nur steinerne Werkzeuge und Waffen
herauskommen sah und somit glauben musste, ich sei
in die Schuttschichten der Völker der Steinperiode vor-
gedrungen, da fürchtete ich wirklich schon, dass der
eigentliche Zweck meiner Ausgrabungen, hier die Per-
gamos des Priamos zu finden, verfehlt sei, dass ich schon
in die Epoche lange vor dem Trojanischen Kriege vor-
gedrungen, und dass die riesenmässigen Grabhügel der
Ebene von Troja vielleicht Jahrtausende älter seien als
die Thaten des Achilleus.

Da ich aber mehr und immer mehr Spuren von
Civilisation finde, je tiefer ich grabe, so bin ich jetzt
vollkommen überzeugt, dass ich noch nicht bis zum Zeit-
alter des Trojanischen Kriegs vorgedrungen bin, und

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[31/0097] die sonderbaren schriftzüge. welche im Anhange, Taf. 2, No. 61, genau abgebildet ist; sie ist so herrlich eingravirt, dass man erstaunt, wie solches in Terracotta möglich war. Da die Schrift ganz um das kleine Carrousel herumgeht und dieses auf der einen Seite so geformt ist wie auf der andern so ist es mir, bei meiner vollkommenen Unkenntniss der Sprache, unmöglich zu wissen, weder mit welchem Buch- staben sie anfängt, noch welcher der obere oder der untere Theil derselben ist. Auf einem gewöhnlichen Stein fand ich gleichzeitig den Schriftzug: [Abbildung] . Unend- lich sollte es mich freuen, wenn jemand fähig wäre, diese Inschriften zu lesen, und somit im Stande, Auf- klärung zu geben über den Gebrauch dieser sonder- baren Stücke, über das Volk, welches sie anfertigte, und über die Epoche, in der ich in 7½ und 8½ Meter Tiefe war. Wie ich zur Zeit der Abfassung meines letzten Auf- satzes steinerne und nur steinerne Werkzeuge und Waffen herauskommen sah und somit glauben musste, ich sei in die Schuttschichten der Völker der Steinperiode vor- gedrungen, da fürchtete ich wirklich schon, dass der eigentliche Zweck meiner Ausgrabungen, hier die Per- gamos des Priamos zu finden, verfehlt sei, dass ich schon in die Epoche lange vor dem Trojanischen Kriege vor- gedrungen, und dass die riesenmässigen Grabhügel der Ebene von Troja vielleicht Jahrtausende älter seien als die Thaten des Achilleus. Da ich aber mehr und immer mehr Spuren von Civilisation finde, je tiefer ich grabe, so bin ich jetzt vollkommen überzeugt, dass ich noch nicht bis zum Zeit- alter des Trojanischen Kriegs vorgedrungen bin, und

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Zitationshilfe: Schliemann, Heinrich: Trojanische Alterthümer. Bericht über die Ausgrabungen in Troja. Leipzig, 1874, S. 31. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schliemann_trojanische_1874/97>, abgerufen am 30.04.2024.