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Schliemann, Heinrich: Trojanische Alterthümer. Bericht über die Ausgrabungen in Troja. Leipzig, 1874.

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wie ich das vollste Recht dazu habe. Nur um Safvet
Pascha, den frühern Minister für Volksaufklärung, zu
schonen, gab ich in meinem ersten Aufsatz an, er habe
es auf meine Bitten, im Interesse der Wissenschaft,
durchgesetzt, dass der den beiden Türken in Kum-kale
gehörige Theil von Hissarlik von der Regierung ange-
kauft wurde. Der Wahrheit gemäss verhält sich aber
die Sache wie folgt. Seit meinen Ausgrabungen hier
im Anfang April 1870. war ich unablässig bemüht, dies
Feld zu kaufen, und gelang es mir endlich, nachdem ich
dreimal eigens dazu nach Koum-kale gereist war, die
beiden Eigenthümer auf 1000 Frs. herabzustimmen. Ich
ging alsdann im December 1870 zu Safvet Pascha nach
Konstantinopel, sagte ihm, dass es mir nach achtmonat-
lichen vergeblichen Bemühungen endlich gelungen
wäre, die Hauptstelle von Troja zu 1000 Frs. zu behan-
deln, und ich den Ankauf abschliessen würde, sobald er mir
die Erlaubniss ertheilen würde, das Feld auszugraben.
Er wusste nichts von Troja oder Homer; ich setzte es
ihm aber in der Kürze auseinander und sagte, dass ich
dort Alterthümer von unermesslichem Werth für die
Wissenschaft zu finden hoffte. Er meinte aber, ich
würde dort viel Gold finden, liess sich daher alle Details
von mir geben und ersuchte mich, nach acht Tagen wie-
derzukommen. Als ich aber wiederkam, hörte ich zu
meinem Schrecken von ihm, dass er bereits die beiden
Eigenthümer gezwungen habe, ihm das Feld zu 600 Frs.
zu verkaufen, dass ich daher graben könne, aber alles,
was ich fände, an ihn abgeben müsse. Ich setzte ihm
daher in den derbsten Worten das Gehässige und Er-
bärmliche seiner Handlungsweise auseinander und er-

einleitung.
wie ich das vollste Recht dazu habe. Nur um Safvet
Pascha, den frühern Minister für Volksaufklärung, zu
schonen, gab ich in meinem ersten Aufsatz an, er habe
es auf meine Bitten, im Interesse der Wissenschaft,
durchgesetzt, dass der den beiden Türken in Kum-kalé
gehörige Theil von Hissarlik von der Regierung ange-
kauft wurde. Der Wahrheit gemäss verhält sich aber
die Sache wie folgt. Seit meinen Ausgrabungen hier
im Anfang April 1870. war ich unablässig bemüht, dies
Feld zu kaufen, und gelang es mir endlich, nachdem ich
dreimal eigens dazu nach Koum-kalé gereist war, die
beiden Eigenthümer auf 1000 Frs. herabzustimmen. Ich
ging alsdann im December 1870 zu Safvet Pascha nach
Konstantinopel, sagte ihm, dass es mir nach achtmonat-
lichen vergeblichen Bemühungen endlich gelungen
wäre, die Hauptstelle von Troja zu 1000 Frs. zu behan-
deln, und ich den Ankauf abschliessen würde, sobald er mir
die Erlaubniss ertheilen würde, das Feld auszugraben.
Er wusste nichts von Troja oder Homer; ich setzte es
ihm aber in der Kürze auseinander und sagte, dass ich
dort Alterthümer von unermesslichem Werth für die
Wissenschaft zu finden hoffte. Er meinte aber, ich
würde dort viel Gold finden, liess sich daher alle Détails
von mir geben und ersuchte mich, nach acht Tagen wie-
derzukommen. Als ich aber wiederkam, hörte ich zu
meinem Schrecken von ihm, dass er bereits die beiden
Eigenthümer gezwungen habe, ihm das Feld zu 600 Frs.
zu verkaufen, dass ich daher graben könne, aber alles,
was ich fände, an ihn abgeben müsse. Ich setzte ihm
daher in den derbsten Worten das Gehässige und Er-
bärmliche seiner Handlungsweise auseinander und er-

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[LIII/0059] einleitung. wie ich das vollste Recht dazu habe. Nur um Safvet Pascha, den frühern Minister für Volksaufklärung, zu schonen, gab ich in meinem ersten Aufsatz an, er habe es auf meine Bitten, im Interesse der Wissenschaft, durchgesetzt, dass der den beiden Türken in Kum-kalé gehörige Theil von Hissarlik von der Regierung ange- kauft wurde. Der Wahrheit gemäss verhält sich aber die Sache wie folgt. Seit meinen Ausgrabungen hier im Anfang April 1870. war ich unablässig bemüht, dies Feld zu kaufen, und gelang es mir endlich, nachdem ich dreimal eigens dazu nach Koum-kalé gereist war, die beiden Eigenthümer auf 1000 Frs. herabzustimmen. Ich ging alsdann im December 1870 zu Safvet Pascha nach Konstantinopel, sagte ihm, dass es mir nach achtmonat- lichen vergeblichen Bemühungen endlich gelungen wäre, die Hauptstelle von Troja zu 1000 Frs. zu behan- deln, und ich den Ankauf abschliessen würde, sobald er mir die Erlaubniss ertheilen würde, das Feld auszugraben. Er wusste nichts von Troja oder Homer; ich setzte es ihm aber in der Kürze auseinander und sagte, dass ich dort Alterthümer von unermesslichem Werth für die Wissenschaft zu finden hoffte. Er meinte aber, ich würde dort viel Gold finden, liess sich daher alle Détails von mir geben und ersuchte mich, nach acht Tagen wie- derzukommen. Als ich aber wiederkam, hörte ich zu meinem Schrecken von ihm, dass er bereits die beiden Eigenthümer gezwungen habe, ihm das Feld zu 600 Frs. zu verkaufen, dass ich daher graben könne, aber alles, was ich fände, an ihn abgeben müsse. Ich setzte ihm daher in den derbsten Worten das Gehässige und Er- bärmliche seiner Handlungsweise auseinander und er-

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Zitationshilfe: Schliemann, Heinrich: Trojanische Alterthümer. Bericht über die Ausgrabungen in Troja. Leipzig, 1874, S. LIII. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schliemann_trojanische_1874/59>, abgerufen am 30.04.2024.