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Schliemann, Heinrich: Trojanische Alterthümer. Bericht über die Ausgrabungen in Troja. Leipzig, 1874.

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in ilium keinerlei byzant. denkmäler.
hunderts ganz verlassen und unbewohnt geblieben
ist. Ich hatte mich irreführen lassen durch die Anga-
ben meines geehrten Freundes, des Herrn Frank Calvert
in den Dardanellen, welcher behauptete, es lägen Ur-
kunden vor, dass der Ort bis ins 13. oder 14.
Jahrhundert n. Chr. bewohnt gewesen sei. Solche
Urkunden, falls sie wirklich existiren sollten, müssen
sich nothwendigerweise auf Alexandria Troas, welches
immer nur, und so auch im Neuen Testament, schlecht-
hin Troas genannt wird, beziehen, denn dort findet man
sogar an der Oberfläche riesige Massen byzantinischer
Alterthümer, welche zu beweisen scheinen, dass die
Stadt bis ins 14. Jahrhundert oder noch länger be-
wohnt war. Hier in Ilium dagegen fehlt jegliche
Spur byzantinischer Architektur, byzantinischer Sculptur
oder byzantinischer Töpferwaare, und byzantinischer Mün-
zen. Ich fand im ganzen nur zwei kupferne Medaillen von
byzantinischen Klöstern, die von Schäfern verloren sein
mögen. Münzen von Constantin dem Grossen und
Constans II. kommen zu Hunderten vor, dagegen fehlen
die Medaillen der spätern Kaiser gänzlich.

Als ich bisher nur in der Pergamos grabend keine Spur
aus byzantinischer Zeit fand, glaubte ich, bloss die Burg sei
in byzantinischer Zeit unbewohnt, das Stadtgebiet aber be-
wohnt gewesen. Jedoch meine funfzehn Brunnen, die ich an
den verschiedensten Stellen der Baustelle Iliums grabe,
sowie die beiden bereits bis auf den Urboden gegrabe-
nen Brunnen beweisen, wie sich ja jeder überzeugen
kann, dass an und unter der Oberfläche keine Spur aus
byzantinischer Zeit ist, ja dass, eine ganz dünne Humus-
schicht abgerechnet, die übrigens nur an wenigen

in ilium keinerlei byzant. denkmäler.
hunderts ganz verlassen und unbewohnt geblieben
ist. Ich hatte mich irreführen lassen durch die Anga-
ben meines geehrten Freundes, des Herrn Frank Calvert
in den Dardanellen, welcher behauptete, es lägen Ur-
kunden vor, dass der Ort bis ins 13. oder 14.
Jahrhundert n. Chr. bewohnt gewesen sei. Solche
Urkunden, falls sie wirklich existiren sollten, müssen
sich nothwendigerweise auf Alexandria Troas, welches
immer nur, und so auch im Neuen Testament, schlecht-
hin Troas genannt wird, beziehen, denn dort findet man
sogar an der Oberfläche riesige Massen byzantinischer
Alterthümer, welche zu beweisen scheinen, dass die
Stadt bis ins 14. Jahrhundert oder noch länger be-
wohnt war. Hier in Ilium dagegen fehlt jegliche
Spur byzantinischer Architektur, byzantinischer Sculptur
oder byzantinischer Töpferwaare, und byzantinischer Mün-
zen. Ich fand im ganzen nur zwei kupferne Medaillen von
byzantinischen Klöstern, die von Schäfern verloren sein
mögen. Münzen von Constantin dem Grossen und
Constans II. kommen zu Hunderten vor, dagegen fehlen
die Medaillen der spätern Kaiser gänzlich.

Als ich bisher nur in der Pergamos grabend keine Spur
aus byzantinischer Zeit fand, glaubte ich, bloss die Burg sei
in byzantinischer Zeit unbewohnt, das Stadtgebiet aber be-
wohnt gewesen. Jedoch meine funfzehn Brunnen, die ich an
den verschiedensten Stellen der Baustelle Iliums grabe,
sowie die beiden bereits bis auf den Urboden gegrabe-
nen Brunnen beweisen, wie sich ja jeder überzeugen
kann, dass an und unter der Oberfläche keine Spur aus
byzantinischer Zeit ist, ja dass, eine ganz dünne Humus-
schicht abgerechnet, die übrigens nur an wenigen

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[286/0352] in ilium keinerlei byzant. denkmäler. hunderts ganz verlassen und unbewohnt geblieben ist. Ich hatte mich irreführen lassen durch die Anga- ben meines geehrten Freundes, des Herrn Frank Calvert in den Dardanellen, welcher behauptete, es lägen Ur- kunden vor, dass der Ort bis ins 13. oder 14. Jahrhundert n. Chr. bewohnt gewesen sei. Solche Urkunden, falls sie wirklich existiren sollten, müssen sich nothwendigerweise auf Alexandria Troas, welches immer nur, und so auch im Neuen Testament, schlecht- hin Troas genannt wird, beziehen, denn dort findet man sogar an der Oberfläche riesige Massen byzantinischer Alterthümer, welche zu beweisen scheinen, dass die Stadt bis ins 14. Jahrhundert oder noch länger be- wohnt war. Hier in Ilium dagegen fehlt jegliche Spur byzantinischer Architektur, byzantinischer Sculptur oder byzantinischer Töpferwaare, und byzantinischer Mün- zen. Ich fand im ganzen nur zwei kupferne Medaillen von byzantinischen Klöstern, die von Schäfern verloren sein mögen. Münzen von Constantin dem Grossen und Constans II. kommen zu Hunderten vor, dagegen fehlen die Medaillen der spätern Kaiser gänzlich. Als ich bisher nur in der Pergamos grabend keine Spur aus byzantinischer Zeit fand, glaubte ich, bloss die Burg sei in byzantinischer Zeit unbewohnt, das Stadtgebiet aber be- wohnt gewesen. Jedoch meine funfzehn Brunnen, die ich an den verschiedensten Stellen der Baustelle Iliums grabe, sowie die beiden bereits bis auf den Urboden gegrabe- nen Brunnen beweisen, wie sich ja jeder überzeugen kann, dass an und unter der Oberfläche keine Spur aus byzantinischer Zeit ist, ja dass, eine ganz dünne Humus- schicht abgerechnet, die übrigens nur an wenigen

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Zitationshilfe: Schliemann, Heinrich: Trojanische Alterthümer. Bericht über die Ausgrabungen in Troja. Leipzig, 1874, S. 286. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schliemann_trojanische_1874/352>, abgerufen am 29.11.2024.