zu stammen glaubte, muss jedenfalls aus der Zeit Con- stantin's I. oder Constans' II. stammen, als der Minerva- tempel durch den frommen Eifer der ersten Christen zerstört wurde.
Von den Mauern und Festungswerken dieser grie- chischen Colonie sind hauptsächlich nur die anscheinlich von Lysimachos erbauten erhalten geblieben, und sieht man von denselben auf Tafel 109, gleich links, eine Bastion, sowie auf Tafel 112 eine Mauer. Aus älterer Zeit, und wahrscheinlich vom Anfang der griechischen Colonie, stammt der untere, hervorstehende Theil der Thurmmauer, die man auf Tafel 212 in dem Einschnitt auf jener Seite des Skaeischen Thors sieht. Grosse po- litische Convulsionen oder Katastrophen scheinen fortan wenig oder gar nicht mehr vorgekommen zu sein, denn die Schuttaufhäufung beträgt während der langen Dauer der griechischen Colonie, sage während 101/2 Jahrhun- derten, nur 2 Meter.
Merkwürdigerweise finde ich in diesen griechischen Trümmerschichten äusserst wenig Metall; ein halbes Dutzend sichelförmiger Messer, eine zweischneidige Axt, ein paar Dutzend Nägel, ein Becher, ein paar Lanzen und Pfeile u. s. w. sind so ziemlich alles was ich fand; ich beschrieb diese Gegenstände in meinen Aufsätzen und im Katalog als von Kupfer; wie sich aber bei näherer Untersuchung herausgestellt hat, sind sie von Bronze, und kommt reines Kupfer in der griechischen Colonie nicht mehr vor. Von Eisen fand ich nur ganz nahe an der Oberfläche einen Schlüssel merkwürdiger Form und ein paar Pfeile und Nägel. Wie wir aus Homer wissen, hatten auch die Trojaner Eisen, ja sogar das von ihm
einleitung.
zu stammen glaubte, muss jedenfalls aus der Zeit Con- stantin’s I. oder Constans’ II. stammen, als der Minerva- tempel durch den frommen Eifer der ersten Christen zerstört wurde.
Von den Mauern und Festungswerken dieser grie- chischen Colonie sind hauptsächlich nur die anscheinlich von Lysimachos erbauten erhalten geblieben, und sieht man von denselben auf Tafel 109, gleich links, eine Bastion, sowie auf Tafel 112 eine Mauer. Aus älterer Zeit, und wahrscheinlich vom Anfang der griechischen Colonie, stammt der untere, hervorstehende Theil der Thurmmauer, die man auf Tafel 212 in dem Einschnitt auf jener Seite des Skaeischen Thors sieht. Grosse po- litische Convulsionen oder Katastrophen scheinen fortan wenig oder gar nicht mehr vorgekommen zu sein, denn die Schuttaufhäufung beträgt während der langen Dauer der griechischen Colonie, sage während 10½ Jahrhun- derten, nur 2 Meter.
Merkwürdigerweise finde ich in diesen griechischen Trümmerschichten äusserst wenig Metall; ein halbes Dutzend sichelförmiger Messer, eine zweischneidige Axt, ein paar Dutzend Nägel, ein Becher, ein paar Lanzen und Pfeile u. s. w. sind so ziemlich alles was ich fand; ich beschrieb diese Gegenstände in meinen Aufsätzen und im Katalog als von Kupfer; wie sich aber bei näherer Untersuchung herausgestellt hat, sind sie von Bronze, und kommt reines Kupfer in der griechischen Colonie nicht mehr vor. Von Eisen fand ich nur ganz nahe an der Oberfläche einen Schlüssel merkwürdiger Form und ein paar Pfeile und Nägel. Wie wir aus Homer wissen, hatten auch die Trojaner Eisen, ja sogar das von ihm
<TEI><text><front><divn="1"><p><pbfacs="#f0035"n="XXIX"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#k">einleitung</hi>.</fw><lb/>
zu stammen glaubte, muss jedenfalls aus der Zeit Con-<lb/>
stantin’s I. oder Constans’ II. stammen, als der Minerva-<lb/>
tempel durch den frommen Eifer der ersten Christen<lb/>
zerstört wurde.</p><lb/><p>Von den Mauern und Festungswerken dieser grie-<lb/>
chischen Colonie sind hauptsächlich nur die anscheinlich<lb/>
von Lysimachos erbauten erhalten geblieben, und sieht<lb/>
man von denselben auf Tafel 109, gleich links, eine<lb/>
Bastion, sowie auf Tafel 112 eine Mauer. Aus älterer<lb/>
Zeit, und wahrscheinlich vom Anfang der griechischen<lb/>
Colonie, stammt der untere, hervorstehende Theil der<lb/>
Thurmmauer, die man auf Tafel 212 in dem Einschnitt<lb/>
auf jener Seite des Skaeischen Thors sieht. Grosse po-<lb/>
litische Convulsionen oder Katastrophen scheinen fortan<lb/>
wenig oder gar nicht mehr vorgekommen zu sein, denn<lb/>
die Schuttaufhäufung beträgt während der langen Dauer<lb/>
der griechischen Colonie, sage während 10½ Jahrhun-<lb/>
derten, nur 2 Meter.</p><lb/><p>Merkwürdigerweise finde ich in diesen griechischen<lb/>
Trümmerschichten äusserst wenig Metall; ein halbes<lb/>
Dutzend sichelförmiger Messer, eine zweischneidige Axt,<lb/>
ein paar Dutzend Nägel, ein Becher, ein paar Lanzen und<lb/>
Pfeile u. s. w. sind so ziemlich alles was ich fand; ich<lb/>
beschrieb diese Gegenstände in meinen Aufsätzen und<lb/>
im Katalog als von Kupfer; wie sich aber bei näherer<lb/>
Untersuchung herausgestellt hat, sind sie von Bronze,<lb/>
und kommt reines Kupfer in der griechischen Colonie<lb/>
nicht mehr vor. Von Eisen fand ich nur ganz nahe an<lb/>
der Oberfläche einen Schlüssel merkwürdiger Form und<lb/>
ein paar Pfeile und Nägel. Wie wir aus Homer wissen,<lb/>
hatten auch die Trojaner Eisen, ja sogar das von ihm<lb/></p></div></front></text></TEI>
[XXIX/0035]
einleitung.
zu stammen glaubte, muss jedenfalls aus der Zeit Con-
stantin’s I. oder Constans’ II. stammen, als der Minerva-
tempel durch den frommen Eifer der ersten Christen
zerstört wurde.
Von den Mauern und Festungswerken dieser grie-
chischen Colonie sind hauptsächlich nur die anscheinlich
von Lysimachos erbauten erhalten geblieben, und sieht
man von denselben auf Tafel 109, gleich links, eine
Bastion, sowie auf Tafel 112 eine Mauer. Aus älterer
Zeit, und wahrscheinlich vom Anfang der griechischen
Colonie, stammt der untere, hervorstehende Theil der
Thurmmauer, die man auf Tafel 212 in dem Einschnitt
auf jener Seite des Skaeischen Thors sieht. Grosse po-
litische Convulsionen oder Katastrophen scheinen fortan
wenig oder gar nicht mehr vorgekommen zu sein, denn
die Schuttaufhäufung beträgt während der langen Dauer
der griechischen Colonie, sage während 10½ Jahrhun-
derten, nur 2 Meter.
Merkwürdigerweise finde ich in diesen griechischen
Trümmerschichten äusserst wenig Metall; ein halbes
Dutzend sichelförmiger Messer, eine zweischneidige Axt,
ein paar Dutzend Nägel, ein Becher, ein paar Lanzen und
Pfeile u. s. w. sind so ziemlich alles was ich fand; ich
beschrieb diese Gegenstände in meinen Aufsätzen und
im Katalog als von Kupfer; wie sich aber bei näherer
Untersuchung herausgestellt hat, sind sie von Bronze,
und kommt reines Kupfer in der griechischen Colonie
nicht mehr vor. Von Eisen fand ich nur ganz nahe an
der Oberfläche einen Schlüssel merkwürdiger Form und
ein paar Pfeile und Nägel. Wie wir aus Homer wissen,
hatten auch die Trojaner Eisen, ja sogar das von ihm
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Schliemann, Heinrich: Trojanische Alterthümer. Bericht über die Ausgrabungen in Troja. Leipzig, 1874, S. XXIX. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schliemann_trojanische_1874/35>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.