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Schliemann, Heinrich: Trojanische Alterthümer. Bericht über die Ausgrabungen in Troja. Leipzig, 1874.

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war als sie jetzt ist, wurde Ilium von einer griechischen
Colonie aufgebaut, und haben wir bereits versucht,
nachzuweisen, dass diese Niederlassung ungefähr um
700 v. Chr. erfolgt sein muss. Von nun an findet man
Reste hellenischer Hauswände von ohne Cement zusam-
mengelegten grossen behauenen Steinen; von ungefähr
1 Meter unter der Oberfläche aufwärts auch Trümmer
von Bauten, deren Steine mit Cement oder Kalk ver-
bunden sind. Kupferne Medaillen Iliums aus der römi-
schen Kaiserzeit von Augustus bis Constans II. und
Constantin II. sowie ältere ilische Münzen mit dem Bilde
der Minerva und Medaillen von Alexandria Troas kom-
men in grosser Menge vor, auch einige Münzen von
Tenedos, Ophrynium und Sigeion, einzeln bis 1 Meter,
aber grösstentheils in weniger als 50 Centimeter unter
der Oberfläche. Ich habe einmal irrthümlich bemerkt,
dass hier auch byzantinische Münzen nahe an der Ober-
fläche vorkommen. Aus späterer Zeit als Constans II.
und Constantin II. habe ich hier aber in meinen drei-
jährigen Ausgrabungen nicht eine einzige Medaille ge-
funden, ausser zwei schlechten Münzen eines byzantini-
schen Klosters, die von Schäfern verloren sein mögen;
und da hier jede Spur von byzantinischem Mauerwerk
oder byzantinischer Töpferwaare durchaus fehlt, so ist
als bestimmt anzunehmen, dass das Ilium der griechi-
schen Colonie gegen Mitte des 4. Jahrhunderts n. Chr.
untergegangen und nie wieder ein Dorf, geschweige
denn eine Stadt auf seiner Baustelle errichtet worden
ist. Die in meinem Aufsatz vom 1. März 1873 von mir
erwähnte, aus mit Cement vereinigten korinthischen
Säulen bestehende Mauer, die ich aus dem Mittelalter

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war als sie jetzt ist, wurde Ilium von einer griechischen
Colonie aufgebaut, und haben wir bereits versucht,
nachzuweisen, dass diese Niederlassung ungefähr um
700 v. Chr. erfolgt sein muss. Von nun an findet man
Reste hellenischer Hauswände von ohne Cement zusam-
mengelegten grossen behauenen Steinen; von ungefähr
1 Meter unter der Oberfläche aufwärts auch Trümmer
von Bauten, deren Steine mit Cement oder Kalk ver-
bunden sind. Kupferne Medaillen Iliums aus der römi-
schen Kaiserzeit von Augustus bis Constans II. und
Constantin II. sowie ältere ilische Münzen mit dem Bilde
der Minerva und Medaillen von Alexandria Troas kom-
men in grosser Menge vor, auch einige Münzen von
Tenedos, Ophrynium und Sigeion, einzeln bis 1 Meter,
aber grösstentheils in weniger als 50 Centimeter unter
der Oberfläche. Ich habe einmal irrthümlich bemerkt,
dass hier auch byzantinische Münzen nahe an der Ober-
fläche vorkommen. Aus späterer Zeit als Constans II.
und Constantin II. habe ich hier aber in meinen drei-
jährigen Ausgrabungen nicht eine einzige Medaille ge-
funden, ausser zwei schlechten Münzen eines byzantini-
schen Klosters, die von Schäfern verloren sein mögen;
und da hier jede Spur von byzantinischem Mauerwerk
oder byzantinischer Töpferwaare durchaus fehlt, so ist
als bestimmt anzunehmen, dass das Ilium der griechi-
schen Colonie gegen Mitte des 4. Jahrhunderts n. Chr.
untergegangen und nie wieder ein Dorf, geschweige
denn eine Stadt auf seiner Baustelle errichtet worden
ist. Die in meinem Aufsatz vom 1. März 1873 von mir
erwähnte, aus mit Cement vereinigten korinthischen
Säulen bestehende Mauer, die ich aus dem Mittelalter

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[XXVIII/0034] einleitung. war als sie jetzt ist, wurde Ilium von einer griechischen Colonie aufgebaut, und haben wir bereits versucht, nachzuweisen, dass diese Niederlassung ungefähr um 700 v. Chr. erfolgt sein muss. Von nun an findet man Reste hellenischer Hauswände von ohne Cement zusam- mengelegten grossen behauenen Steinen; von ungefähr 1 Meter unter der Oberfläche aufwärts auch Trümmer von Bauten, deren Steine mit Cement oder Kalk ver- bunden sind. Kupferne Medaillen Iliums aus der römi- schen Kaiserzeit von Augustus bis Constans II. und Constantin II. sowie ältere ilische Münzen mit dem Bilde der Minerva und Medaillen von Alexandria Troas kom- men in grosser Menge vor, auch einige Münzen von Tenedos, Ophrynium und Sigeion, einzeln bis 1 Meter, aber grösstentheils in weniger als 50 Centimeter unter der Oberfläche. Ich habe einmal irrthümlich bemerkt, dass hier auch byzantinische Münzen nahe an der Ober- fläche vorkommen. Aus späterer Zeit als Constans II. und Constantin II. habe ich hier aber in meinen drei- jährigen Ausgrabungen nicht eine einzige Medaille ge- funden, ausser zwei schlechten Münzen eines byzantini- schen Klosters, die von Schäfern verloren sein mögen; und da hier jede Spur von byzantinischem Mauerwerk oder byzantinischer Töpferwaare durchaus fehlt, so ist als bestimmt anzunehmen, dass das Ilium der griechi- schen Colonie gegen Mitte des 4. Jahrhunderts n. Chr. untergegangen und nie wieder ein Dorf, geschweige denn eine Stadt auf seiner Baustelle errichtet worden ist. Die in meinem Aufsatz vom 1. März 1873 von mir erwähnte, aus mit Cement vereinigten korinthischen Säulen bestehende Mauer, die ich aus dem Mittelalter

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Zitationshilfe: Schliemann, Heinrich: Trojanische Alterthümer. Bericht über die Ausgrabungen in Troja. Leipzig, 1874, S. XXVIII. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schliemann_trojanische_1874/34>, abgerufen am 25.04.2024.