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Schliemann, Heinrich: Trojanische Alterthümer. Bericht über die Ausgrabungen in Troja. Leipzig, 1874.

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steinwaffen und -geräthe, vasen.
Schuttschichten zwischen 2 und 8 Meter Tiefe vor,
während ich sie in meinen Ausgrabungen von 1871 und
1872 nur erst von 4 Meter Tiefe abwärts fand. Zwei
schöne steinerne Lanzen, die eine von Diorit, die andere
von hartem grünen Stein, wurden die eine in 6 Meter,
die andere in 31/2 Meter Tiefe gefunden; ich gebe
die Zeichnungen derselben, sowie ich auch die Bilder
aller andern Gegenstände gebe, die nur irgend Interesse
für die Wissenschaft haben. Messer von Silex in Form
von Sägen oder scharfen ein- oder zweischneidigen
Klingen kamen in dieser Woche sehr viel vor, auch
ein sehr hübsch geschnittenes Stück Glimmerschiefer mit
durchgehendem Loch und Rinne von oben, das zur Be-
festigung auf dem Feuerherd und als Stütze für die
Drehung des Bratspiesses gedient haben mag.

Ich habe bemerkt, dass die Terracottas sich hier in
grosser Zahl gewöhnlich erst in und unterhalb jener
mit ungeheuern Massen kleiner Muschelschalen ge-
mischten Schuttschichten finden, welche meistentheils
in 4, aber manchmal erst in 6 Meter Tiefe anfangen.
Es kommen aber auch hin und wieder oberhalb jener
Muschelschichten schöne Terracottas zum Vorschein,
und wurden so z. B. in dem grossen Einschnitt unmit-
telbar vor meiner Thür, in 3 Meter Tiefe, mehrere
grosse prachtvolle Gefässe gefunden, worunter eine
höchst elegante schwarze Vase in Gestalt einer Suppen-
terrine, und in 31/2 Meter Tiefe zwei Mischkrüge, wovon
der kleinere zwei, der grössere vier Henkel hat; letz-
terer Mischkrug ist 60 Centimeter hoch und seine Mün-
dung hat ebenso viel im Durchmesser. In 5 Meter Tiefe
fand ich eine höchst sonderbare grosse Vase, welche

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steinwaffen und -geräthe, vasen.
Schuttschichten zwischen 2 und 8 Meter Tiefe vor,
während ich sie in meinen Ausgrabungen von 1871 und
1872 nur erst von 4 Meter Tiefe abwärts fand. Zwei
schöne steinerne Lanzen, die eine von Diorit, die andere
von hartem grünen Stein, wurden die eine in 6 Meter,
die andere in 3½ Meter Tiefe gefunden; ich gebe
die Zeichnungen derselben, sowie ich auch die Bilder
aller andern Gegenstände gebe, die nur irgend Interesse
für die Wissenschaft haben. Messer von Silex in Form
von Sägen oder scharfen ein- oder zweischneidigen
Klingen kamen in dieser Woche sehr viel vor, auch
ein sehr hübsch geschnittenes Stück Glimmerschiefer mit
durchgehendem Loch und Rinne von oben, das zur Be-
festigung auf dem Feuerherd und als Stütze für die
Drehung des Bratspiesses gedient haben mag.

Ich habe bemerkt, dass die Terracottas sich hier in
grosser Zahl gewöhnlich erst in und unterhalb jener
mit ungeheuern Massen kleiner Muschelschalen ge-
mischten Schuttschichten finden, welche meistentheils
in 4, aber manchmal erst in 6 Meter Tiefe anfangen.
Es kommen aber auch hin und wieder oberhalb jener
Muschelschichten schöne Terracottas zum Vorschein,
und wurden so z. B. in dem grossen Einschnitt unmit-
telbar vor meiner Thür, in 3 Meter Tiefe, mehrere
grosse prachtvolle Gefässe gefunden, worunter eine
höchst elegante schwarze Vase in Gestalt einer Suppen-
terrine, und in 3½ Meter Tiefe zwei Mischkrüge, wovon
der kleinere zwei, der grössere vier Henkel hat; letz-
terer Mischkrug ist 60 Centimeter hoch und seine Mün-
dung hat ebenso viel im Durchmesser. In 5 Meter Tiefe
fand ich eine höchst sonderbare grosse Vase, welche

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[227/0293] steinwaffen und -geräthe, vasen. Schuttschichten zwischen 2 und 8 Meter Tiefe vor, während ich sie in meinen Ausgrabungen von 1871 und 1872 nur erst von 4 Meter Tiefe abwärts fand. Zwei schöne steinerne Lanzen, die eine von Diorit, die andere von hartem grünen Stein, wurden die eine in 6 Meter, die andere in 3½ Meter Tiefe gefunden; ich gebe die Zeichnungen derselben, sowie ich auch die Bilder aller andern Gegenstände gebe, die nur irgend Interesse für die Wissenschaft haben. Messer von Silex in Form von Sägen oder scharfen ein- oder zweischneidigen Klingen kamen in dieser Woche sehr viel vor, auch ein sehr hübsch geschnittenes Stück Glimmerschiefer mit durchgehendem Loch und Rinne von oben, das zur Be- festigung auf dem Feuerherd und als Stütze für die Drehung des Bratspiesses gedient haben mag. Ich habe bemerkt, dass die Terracottas sich hier in grosser Zahl gewöhnlich erst in und unterhalb jener mit ungeheuern Massen kleiner Muschelschalen ge- mischten Schuttschichten finden, welche meistentheils in 4, aber manchmal erst in 6 Meter Tiefe anfangen. Es kommen aber auch hin und wieder oberhalb jener Muschelschichten schöne Terracottas zum Vorschein, und wurden so z. B. in dem grossen Einschnitt unmit- telbar vor meiner Thür, in 3 Meter Tiefe, mehrere grosse prachtvolle Gefässe gefunden, worunter eine höchst elegante schwarze Vase in Gestalt einer Suppen- terrine, und in 3½ Meter Tiefe zwei Mischkrüge, wovon der kleinere zwei, der grössere vier Henkel hat; letz- terer Mischkrug ist 60 Centimeter hoch und seine Mün- dung hat ebenso viel im Durchmesser. In 5 Meter Tiefe fand ich eine höchst sonderbare grosse Vase, welche 15*

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Zitationshilfe: Schliemann, Heinrich: Trojanische Alterthümer. Bericht über die Ausgrabungen in Troja. Leipzig, 1874, S. 227. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schliemann_trojanische_1874/293>, abgerufen am 12.05.2024.