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Schliemann, Heinrich: Trojanische Alterthümer. Bericht über die Ausgrabungen in Troja. Leipzig, 1874.

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gräco-asiatischen Localalphabete angehören. Professor
H. Brunn in München schreibt mir, dass er diese In-
schriften dem Professor Haug gezeigt und dieser auf
Verwandtschaft und Zusammenhang mit dem Phöni-
zischen hingewiesen habe (von dem allerdings das grie-
chische Alphabet abhängig ist), und ferner auf gewisse
Analogien mit der Inschrift der Erztafel, die zu Idalion
auf Cypern gefunden und jetzt im Cabinet des medailles
zu Paris ist. Professor Brunn fügt hinzu, dass Beziehun-
gen der trojanischen Funde zu Cypern in keiner Weise
auffallen, sondern sich vielmehr sehr wohl mit Homer
vertragen würden; dass jedenfalls auf diese Beziehungen
ein Hauptaugenmerk zu richten ist, da nach seiner
Meinung Cypern die Wiege der griechischen Kunst,
oder sozusagen der Kessel ist, in dem asiatische, ägyp-
tische, griechische Ingredienzen zusammengebraut wur-
den, aus denen sich später die griechische Kunst ab-
klärte.

Herrliche Töpferwaare, und besonders grosse und
kleine Becher mit zwei Henkeln oder mit einem Griff
von unten in Form einer Krone, Vasen mit Röhren an
den Seiten und in gleicher Richtung mit Löchern im
Munde zum Aufhängen mit Schnüren, ferner alle andern
Arten von Hausgeräth finde ich in diesen trojanischen
Trümmerschichten in grosser Abondanz, auch eine schön
verzierte knöcherne Flöte, mehrere Theile von andern
Flöten und das herrlich verzierte elfenbeinene Stück
einer Leier mit nur vier Saiten, welches man auf
Tafel 98, No. 2044 sieht.

Ebenso wie die ersten Ansiedler dieser heiligen
Stätte waren auch die Trojaner von arischer Rasse,

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gräco-asiatischen Localalphabete angehören. Professor
H. Brunn in München schreibt mir, dass er diese In-
schriften dem Professor Haug gezeigt und dieser auf
Verwandtschaft und Zusammenhang mit dem Phöni-
zischen hingewiesen habe (von dem allerdings das grie-
chische Alphabet abhängig ist), und ferner auf gewisse
Analogien mit der Inschrift der Erztafel, die zu Idalion
auf Cypern gefunden und jetzt im Cabinet des médailles
zu Paris ist. Professor Brunn fügt hinzu, dass Beziehun-
gen der trojanischen Funde zu Cypern in keiner Weise
auffallen, sondern sich vielmehr sehr wohl mit Homer
vertragen würden; dass jedenfalls auf diese Beziehungen
ein Hauptaugenmerk zu richten ist, da nach seiner
Meinung Cypern die Wiege der griechischen Kunst,
oder sozusagen der Kessel ist, in dem asiatische, ägyp-
tische, griechische Ingredienzen zusammengebraut wur-
den, aus denen sich später die griechische Kunst ab-
klärte.

Herrliche Töpferwaare, und besonders grosse und
kleine Becher mit zwei Henkeln oder mit einem Griff
von unten in Form einer Krone, Vasen mit Röhren an
den Seiten und in gleicher Richtung mit Löchern im
Munde zum Aufhängen mit Schnüren, ferner alle andern
Arten von Hausgeräth finde ich in diesen trojanischen
Trümmerschichten in grosser Abondanz, auch eine schön
verzierte knöcherne Flöte, mehrere Theile von andern
Flöten und das herrlich verzierte elfenbeinene Stück
einer Leier mit nur vier Saiten, welches man auf
Tafel 98, No. 2044 sieht.

Ebenso wie die ersten Ansiedler dieser heiligen
Stätte waren auch die Trojaner von arischer Rasse,

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[XXII/0028] einleitung. gräco-asiatischen Localalphabete angehören. Professor H. Brunn in München schreibt mir, dass er diese In- schriften dem Professor Haug gezeigt und dieser auf Verwandtschaft und Zusammenhang mit dem Phöni- zischen hingewiesen habe (von dem allerdings das grie- chische Alphabet abhängig ist), und ferner auf gewisse Analogien mit der Inschrift der Erztafel, die zu Idalion auf Cypern gefunden und jetzt im Cabinet des médailles zu Paris ist. Professor Brunn fügt hinzu, dass Beziehun- gen der trojanischen Funde zu Cypern in keiner Weise auffallen, sondern sich vielmehr sehr wohl mit Homer vertragen würden; dass jedenfalls auf diese Beziehungen ein Hauptaugenmerk zu richten ist, da nach seiner Meinung Cypern die Wiege der griechischen Kunst, oder sozusagen der Kessel ist, in dem asiatische, ägyp- tische, griechische Ingredienzen zusammengebraut wur- den, aus denen sich später die griechische Kunst ab- klärte. Herrliche Töpferwaare, und besonders grosse und kleine Becher mit zwei Henkeln oder mit einem Griff von unten in Form einer Krone, Vasen mit Röhren an den Seiten und in gleicher Richtung mit Löchern im Munde zum Aufhängen mit Schnüren, ferner alle andern Arten von Hausgeräth finde ich in diesen trojanischen Trümmerschichten in grosser Abondanz, auch eine schön verzierte knöcherne Flöte, mehrere Theile von andern Flöten und das herrlich verzierte elfenbeinene Stück einer Leier mit nur vier Saiten, welches man auf Tafel 98, No. 2044 sieht. Ebenso wie die ersten Ansiedler dieser heiligen Stätte waren auch die Trojaner von arischer Rasse,

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Zitationshilfe: Schliemann, Heinrich: Trojanische Alterthümer. Bericht über die Ausgrabungen in Troja. Leipzig, 1874, S. XXII. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schliemann_trojanische_1874/28>, abgerufen am 23.04.2024.