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Schliemann, Heinrich: Trojanische Alterthümer. Bericht über die Ausgrabungen in Troja. Leipzig, 1874.

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näpfchen, trichter, kahnförmige salzfässer.
gehendes Loch haben. Ich vermuthe, dass alle diese
Näpfchen, welche sowol hingestellt als aufgehängt
werden konnten, den alten Trojanern als Lampen ge-
dient haben. Bei keiner der drei folgenden Nationen
finde ich eine Spur von Lampen, und erst in weniger
als 1 Meter Tiefe griechische lukhnoi.

In 2 Meter Tiefe fand ich in den Trümmern eines
Hauses eine grosse Masse von ganz kleinen, nur 2 Cen-
timeter hohen und 1 Centimeter breiten Näpfchen mit
ihren Deckelchen, deren Gebrauch mir unbekannt ist.
In 4 bis 7 Meter Tiefe finde ich grobe, in 7 bis 10
Meter Tiefe feinere, und in 13 bis 14 Meter Tiefe sehr
feine kleine flache Schälchen von 5 bis 8 Centimeter
im Durchmesser, die zwei sich gegenüberstehende
Löcher haben und deren Gebrauch mir vollends ein
Räthsel ist. In allen diesen Tiefen finde ich auch 7 bis
8 Centimeter lange und am breiten Ende nur 3 bis 31/2
Centimeter im Durchmesser habende Trichter, welche
in den obern Schichten von sehr schlechtem Thon sind,
aber allmählich mit zunehmender Tiefe besser werden
und in 14 Meter Tiefe von sehr guter Terracotta sind.
Höchst merkwürdig aber ist es, dass diese seltsame,
ganz unpraktische Art von Trichtern, wovon ich mehrere
photographiren lassen werde, sich in ganz unveränder-
ter Gestalt von der Gründung der Stadt ab bei allen
Völkern erhalten hat, die vor der griechischen Co-
lonie Ilium bewohnt haben. Auch finde ich in 4 bis
7 Meter Tiefe grobe, 10 Centimeter lange, und in 7 bis
10 Meter Tiefe feingearbeitete, 4 bis 7 Centimeter lange
Terracottas in der Form des primitiven, aus einem aus-
gehöhlten Baumstamm bestehenden Kahns, welche als

näpfchen, trichter, kahnförmige salzfässer.
gehendes Loch haben. Ich vermuthe, dass alle diese
Näpfchen, welche sowol hingestellt als aufgehängt
werden konnten, den alten Trojanern als Lampen ge-
dient haben. Bei keiner der drei folgenden Nationen
finde ich eine Spur von Lampen, und erst in weniger
als 1 Meter Tiefe griechische λύχνοι.

In 2 Meter Tiefe fand ich in den Trümmern eines
Hauses eine grosse Masse von ganz kleinen, nur 2 Cen-
timeter hohen und 1 Centimeter breiten Näpfchen mit
ihren Deckelchen, deren Gebrauch mir unbekannt ist.
In 4 bis 7 Meter Tiefe finde ich grobe, in 7 bis 10
Meter Tiefe feinere, und in 13 bis 14 Meter Tiefe sehr
feine kleine flache Schälchen von 5 bis 8 Centimeter
im Durchmesser, die zwei sich gegenüberstehende
Löcher haben und deren Gebrauch mir vollends ein
Räthsel ist. In allen diesen Tiefen finde ich auch 7 bis
8 Centimeter lange und am breiten Ende nur 3 bis 3½
Centimeter im Durchmesser habende Trichter, welche
in den obern Schichten von sehr schlechtem Thon sind,
aber allmählich mit zunehmender Tiefe besser werden
und in 14 Meter Tiefe von sehr guter Terracotta sind.
Höchst merkwürdig aber ist es, dass diese seltsame,
ganz unpraktische Art von Trichtern, wovon ich mehrere
photographiren lassen werde, sich in ganz unveränder-
ter Gestalt von der Gründung der Stadt ab bei allen
Völkern erhalten hat, die vor der griechischen Co-
lonie Ilium bewohnt haben. Auch finde ich in 4 bis
7 Meter Tiefe grobe, 10 Centimeter lange, und in 7 bis
10 Meter Tiefe feingearbeitete, 4 bis 7 Centimeter lange
Terracottas in der Form des primitiven, aus einem aus-
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[146/0212] näpfchen, trichter, kahnförmige salzfässer. gehendes Loch haben. Ich vermuthe, dass alle diese Näpfchen, welche sowol hingestellt als aufgehängt werden konnten, den alten Trojanern als Lampen ge- dient haben. Bei keiner der drei folgenden Nationen finde ich eine Spur von Lampen, und erst in weniger als 1 Meter Tiefe griechische λύχνοι. In 2 Meter Tiefe fand ich in den Trümmern eines Hauses eine grosse Masse von ganz kleinen, nur 2 Cen- timeter hohen und 1 Centimeter breiten Näpfchen mit ihren Deckelchen, deren Gebrauch mir unbekannt ist. In 4 bis 7 Meter Tiefe finde ich grobe, in 7 bis 10 Meter Tiefe feinere, und in 13 bis 14 Meter Tiefe sehr feine kleine flache Schälchen von 5 bis 8 Centimeter im Durchmesser, die zwei sich gegenüberstehende Löcher haben und deren Gebrauch mir vollends ein Räthsel ist. In allen diesen Tiefen finde ich auch 7 bis 8 Centimeter lange und am breiten Ende nur 3 bis 3½ Centimeter im Durchmesser habende Trichter, welche in den obern Schichten von sehr schlechtem Thon sind, aber allmählich mit zunehmender Tiefe besser werden und in 14 Meter Tiefe von sehr guter Terracotta sind. Höchst merkwürdig aber ist es, dass diese seltsame, ganz unpraktische Art von Trichtern, wovon ich mehrere photographiren lassen werde, sich in ganz unveränder- ter Gestalt von der Gründung der Stadt ab bei allen Völkern erhalten hat, die vor der griechischen Co- lonie Ilium bewohnt haben. Auch finde ich in 4 bis 7 Meter Tiefe grobe, 10 Centimeter lange, und in 7 bis 10 Meter Tiefe feingearbeitete, 4 bis 7 Centimeter lange Terracottas in der Form des primitiven, aus einem aus- gehöhlten Baumstamm bestehenden Kahns, welche als

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Zitationshilfe: Schliemann, Heinrich: Trojanische Alterthümer. Bericht über die Ausgrabungen in Troja. Leipzig, 1874, S. 146. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schliemann_trojanische_1874/212>, abgerufen am 28.04.2024.