Schliemann, Heinrich: Trojanische Alterthümer. Bericht über die Ausgrabungen in Troja. Leipzig, 1874.griech. terracotten gemischt mit den ältern typen. Strabo (XIII, 1. 42) wurde die Stadt unter lydischerHerrschaft gebaut, und mag dieses Ereigniss daher um circa 700 v. Chr. stattgefunden haben, denn den Anfang der lydischen Herrschaft hat man auf 797 v. Chr. fest- gestellt. Cannelirte Töpfe, denen die Archäologen ein Alter von 200 Jahren v. Chr. zuschreiben, kommen hier gleich unter der Oberfläche von 1/2 bis 1 Meter Tiefe vor. Keinesfalls scheint die griechische Colonie die Einwohner von Ilium ausgerottet zu haben, denn ich finde noch sehr viele vorgriechische Töpferwaare in 2 und sogar 11/2 Meter Tiefe. Jedenfalls scheinen mir griechischen Fabrikats zu sein die runden, lampen- ähnlichen, einen Töpferstempel tragenden und mit zwei Löchern am Rande versehenen Stücke Terracotta, welche bis zu 2 Meter Tiefe vorkommen. Die run- den Stücke mit einem Loch durch die Mitte, ohne Ver- zierungen oder mit Verzierungen, welche die Sonne mit ihren Strahlen, oder die Sonne mit Sternen, oder vier ein Kreuz bildende, doppelte oder dreifache auf- gehende Sonnen, oder auch die Sonne in der Mitte eines einfachen oder doppelten Kreuzes darstellen, kommen in Menge bis zu 1 Meter Tiefe vor; aber in diesen höchsten Schichten ist die Qualität des Thons dieser runden Stücke eine sehr schlechte, und die symbolischen Zeichen sind sehr grob und kunstlos eingeschnitten. Ja, meine Frau, die für die Aufdeckung Iliums schwärmt und mir eifrig bei meinen Ausgrabungen hilft, fand in einer Excavation, welche sie mit ihren Dienstmädchen neben unserm Hause auf diesem Berge machte, diesel- ben runden Terracottas, mit und ohne Verzierungen, sogar bis ganz dicht unter der Oberfläche. Wie diese griech. terracotten gemischt mit den ältern typen. Strabo (XIII, 1. 42) wurde die Stadt unter lydischerHerrschaft gebaut, und mag dieses Ereigniss daher um circa 700 v. Chr. stattgefunden haben, denn den Anfang der lydischen Herrschaft hat man auf 797 v. Chr. fest- gestellt. Cannelirte Töpfe, denen die Archäologen ein Alter von 200 Jahren v. Chr. zuschreiben, kommen hier gleich unter der Oberfläche von ½ bis 1 Meter Tiefe vor. Keinesfalls scheint die griechische Colonie die Einwohner von Ilium ausgerottet zu haben, denn ich finde noch sehr viele vorgriechische Töpferwaare in 2 und sogar 1½ Meter Tiefe. Jedenfalls scheinen mir griechischen Fabrikats zu sein die runden, lampen- ähnlichen, einen Töpferstempel tragenden und mit zwei Löchern am Rande versehenen Stücke Terracotta, welche bis zu 2 Meter Tiefe vorkommen. Die run- den Stücke mit einem Loch durch die Mitte, ohne Ver- zierungen oder mit Verzierungen, welche die Sonne mit ihren Strahlen, oder die Sonne mit Sternen, oder vier ein Kreuz bildende, doppelte oder dreifache auf- gehende Sonnen, oder auch die Sonne in der Mitte eines einfachen oder doppelten Kreuzes darstellen, kommen in Menge bis zu 1 Meter Tiefe vor; aber in diesen höchsten Schichten ist die Qualität des Thons dieser runden Stücke eine sehr schlechte, und die symbolischen Zeichen sind sehr grob und kunstlos eingeschnitten. Ja, meine Frau, die für die Aufdeckung Iliums schwärmt und mir eifrig bei meinen Ausgrabungen hilft, fand in einer Excavation, welche sie mit ihren Dienstmädchen neben unserm Hause auf diesem Berge machte, diesel- ben runden Terracottas, mit und ohne Verzierungen, sogar bis ganz dicht unter der Oberfläche. 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Strabo (XIII, 1. 42) wurde die Stadt unter lydischer
Herrschaft gebaut, und mag dieses Ereigniss daher um
circa 700 v. Chr. stattgefunden haben, denn den Anfang
der lydischen Herrschaft hat man auf 797 v. Chr. fest-
gestellt. Cannelirte Töpfe, denen die Archäologen
ein Alter von 200 Jahren v. Chr. zuschreiben, kommen
hier gleich unter der Oberfläche von ½ bis 1 Meter
Tiefe vor. Keinesfalls scheint die griechische Colonie
die Einwohner von Ilium ausgerottet zu haben, denn
ich finde noch sehr viele vorgriechische Töpferwaare in
2 und sogar 1½ Meter Tiefe. Jedenfalls scheinen
mir griechischen Fabrikats zu sein die runden, lampen-
ähnlichen, einen Töpferstempel tragenden und mit
zwei Löchern am Rande versehenen Stücke Terracotta,
welche bis zu 2 Meter Tiefe vorkommen. Die run-
den Stücke mit einem Loch durch die Mitte, ohne Ver-
zierungen oder mit Verzierungen, welche die Sonne mit
ihren Strahlen, oder die Sonne mit Sternen, oder vier
ein Kreuz bildende, doppelte oder dreifache auf-
gehende Sonnen, oder auch die Sonne in der Mitte
eines einfachen oder doppelten Kreuzes darstellen,
kommen in Menge bis zu 1 Meter Tiefe vor; aber in diesen
höchsten Schichten ist die Qualität des Thons dieser
runden Stücke eine sehr schlechte, und die symbolischen
Zeichen sind sehr grob und kunstlos eingeschnitten.
Ja, meine Frau, die für die Aufdeckung Iliums schwärmt
und mir eifrig bei meinen Ausgrabungen hilft, fand in
einer Excavation, welche sie mit ihren Dienstmädchen
neben unserm Hause auf diesem Berge machte, diesel-
ben runden Terracottas, mit und ohne Verzierungen,
sogar bis ganz dicht unter der Oberfläche. Wie diese
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Zitationshilfe: | Schliemann, Heinrich: Trojanische Alterthümer. Bericht über die Ausgrabungen in Troja. Leipzig, 1874, S. 126. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schliemann_trojanische_1874/192>, abgerufen am 16.02.2025. |