Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schliemann, Heinrich: Trojanische Alterthümer. Bericht über die Ausgrabungen in Troja. Leipzig, 1874.

Bild:
<< vorherige Seite

terracottakugeln mit symbolen.
nischen Schutzgöttin, welche zwar jenen in 10 bis 7 Me-
ter Tiefe an Grösse ungefähr gleichkommen, aber in
der Ausführung bedeutend nachstehen.

Besonders merkwürdig sind in diesen Schichten die
mit den mannichfaltigsten symbolischen Zeichen be-
deckten Terracottakugeln, wovon ich zwei in 5 Meter
Tiefe gefundene beschreiben will. Die Oberfläche der
einen ist durch Linien in acht gleiche Theile getheilt, und
sieht man in der einen Abtheilung eine Sonne mit zehn
Strahlen, wovon nur vier gerade sind, während die übrigen
alle religiöse Symbole vorzustellen scheinen. Ein Strahl
ist in Form des phönizischen "Nun" und muss den Blitz
bedeuten, ein anderer Strahl ist in Schlangenform, ein
noch anderer in Form einer Drei, ein vierter hat die Ge-
stalt eines mecklenburger Wegweisers und die beiden
übrigen die Form von Angelhaken; neben der Sonne
ist ein Stern. Im folgenden Fach ist ein Baum mit
acht Zweigen, ein Viereck mit zwei Sternen, und ein
Dreieck mit vier Sternen. Das dritte Feld enthält einen
Baum mit zwölf Zweigen, einen Kreis mit einem Sterne
und neben und über einem Strich zwölf Sterne, wovon
der eine einen Punkt im Centrum hat. Vielleicht be-
zeichnen diese zwölf Sternchen die zwölf Zeichen des
Thierkreises, welche als die zwölf Stationen der Sonne
im Rigveda personificirt sind durch die zwölf Adityas,
Söhne der Aditi, des untheilbaren unendlichen Raumes.
Das vierte Feld enthält einen Baum mit nur sechs
Zweigen, ein Dreieck mit drei Abtheilungen, in deren
einer ein Strich ist, und ferner zwei Vierecke. Das
fünfte Feld hat wieder eine Sonne mit sechs krummen
Strahlen und einem geraden Strahl. Das sechste Feld hat

terracottakugeln mit symbolen.
nischen Schutzgöttin, welche zwar jenen in 10 bis 7 Me-
ter Tiefe an Grösse ungefähr gleichkommen, aber in
der Ausführung bedeutend nachstehen.

Besonders merkwürdig sind in diesen Schichten die
mit den mannichfaltigsten symbolischen Zeichen be-
deckten Terracottakugeln, wovon ich zwei in 5 Meter
Tiefe gefundene beschreiben will. Die Oberfläche der
einen ist durch Linien in acht gleiche Theile getheilt, und
sieht man in der einen Abtheilung eine Sonne mit zehn
Strahlen, wovon nur vier gerade sind, während die übrigen
alle religiöse Symbole vorzustellen scheinen. Ein Strahl
ist in Form des phönizischen „Nun“ und muss den Blitz
bedeuten, ein anderer Strahl ist in Schlangenform, ein
noch anderer in Form einer Drei, ein vierter hat die Ge-
stalt eines mecklenburger Wegweisers und die beiden
übrigen die Form von Angelhaken; neben der Sonne
ist ein Stern. Im folgenden Fach ist ein Baum mit
acht Zweigen, ein Viereck mit zwei Sternen, und ein
Dreieck mit vier Sternen. Das dritte Feld enthält einen
Baum mit zwölf Zweigen, einen Kreis mit einem Sterne
und neben und über einem Strich zwölf Sterne, wovon
der eine einen Punkt im Centrum hat. Vielleicht be-
zeichnen diese zwölf Sternchen die zwölf Zeichen des
Thierkreises, welche als die zwölf Stationen der Sonne
im Rigvêda personificirt sind durch die zwölf Adityâs,
Söhne der Aditi, des untheilbaren unendlichen Raumes.
Das vierte Feld enthält einen Baum mit nur sechs
Zweigen, ein Dreieck mit drei Abtheilungen, in deren
einer ein Strich ist, und ferner zwei Vierecke. Das
fünfte Feld hat wieder eine Sonne mit sechs krummen
Strahlen und einem geraden Strahl. Das sechste Feld hat

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0186" n="120"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#k">terracottakugeln mit symbolen</hi>.</fw><lb/>
nischen Schutzgöttin, welche zwar jenen in 10 bis 7 Me-<lb/>
ter Tiefe an Grösse ungefähr gleichkommen, aber in<lb/>
der Ausführung bedeutend nachstehen.</p><lb/>
        <p>Besonders merkwürdig sind in diesen Schichten die<lb/>
mit den mannichfaltigsten symbolischen Zeichen be-<lb/>
deckten Terracottakugeln, wovon ich zwei in 5 Meter<lb/>
Tiefe gefundene beschreiben will. Die Oberfläche der<lb/>
einen ist durch Linien in acht gleiche Theile getheilt, und<lb/>
sieht man in der einen Abtheilung eine Sonne mit zehn<lb/>
Strahlen, wovon nur vier gerade sind, während die übrigen<lb/>
alle religiöse Symbole vorzustellen scheinen. Ein Strahl<lb/>
ist in Form des phönizischen &#x201E;Nun&#x201C; und muss den Blitz<lb/>
bedeuten, ein anderer Strahl ist in Schlangenform, ein<lb/>
noch anderer in Form einer Drei, ein vierter hat die Ge-<lb/>
stalt eines mecklenburger Wegweisers und die beiden<lb/>
übrigen die Form von Angelhaken; neben der Sonne<lb/>
ist ein Stern. Im folgenden Fach ist ein Baum mit<lb/>
acht Zweigen, ein Viereck mit zwei Sternen, und ein<lb/>
Dreieck mit vier Sternen. Das dritte Feld enthält einen<lb/>
Baum mit zwölf Zweigen, einen Kreis mit einem Sterne<lb/>
und neben und über einem Strich zwölf Sterne, wovon<lb/>
der eine einen Punkt im Centrum hat. Vielleicht be-<lb/>
zeichnen diese zwölf Sternchen die zwölf Zeichen des<lb/>
Thierkreises, welche als die zwölf Stationen der Sonne<lb/>
im Rigvêda personificirt sind durch die zwölf Adityâs,<lb/>
Söhne der Aditi, des untheilbaren unendlichen Raumes.<lb/>
Das vierte Feld enthält einen Baum mit nur sechs<lb/>
Zweigen, ein Dreieck mit drei Abtheilungen, in deren<lb/>
einer ein Strich ist, und ferner zwei Vierecke. Das<lb/>
fünfte Feld hat wieder eine Sonne mit sechs krummen<lb/>
Strahlen und einem geraden Strahl. Das sechste Feld hat<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[120/0186] terracottakugeln mit symbolen. nischen Schutzgöttin, welche zwar jenen in 10 bis 7 Me- ter Tiefe an Grösse ungefähr gleichkommen, aber in der Ausführung bedeutend nachstehen. Besonders merkwürdig sind in diesen Schichten die mit den mannichfaltigsten symbolischen Zeichen be- deckten Terracottakugeln, wovon ich zwei in 5 Meter Tiefe gefundene beschreiben will. Die Oberfläche der einen ist durch Linien in acht gleiche Theile getheilt, und sieht man in der einen Abtheilung eine Sonne mit zehn Strahlen, wovon nur vier gerade sind, während die übrigen alle religiöse Symbole vorzustellen scheinen. Ein Strahl ist in Form des phönizischen „Nun“ und muss den Blitz bedeuten, ein anderer Strahl ist in Schlangenform, ein noch anderer in Form einer Drei, ein vierter hat die Ge- stalt eines mecklenburger Wegweisers und die beiden übrigen die Form von Angelhaken; neben der Sonne ist ein Stern. Im folgenden Fach ist ein Baum mit acht Zweigen, ein Viereck mit zwei Sternen, und ein Dreieck mit vier Sternen. Das dritte Feld enthält einen Baum mit zwölf Zweigen, einen Kreis mit einem Sterne und neben und über einem Strich zwölf Sterne, wovon der eine einen Punkt im Centrum hat. Vielleicht be- zeichnen diese zwölf Sternchen die zwölf Zeichen des Thierkreises, welche als die zwölf Stationen der Sonne im Rigvêda personificirt sind durch die zwölf Adityâs, Söhne der Aditi, des untheilbaren unendlichen Raumes. Das vierte Feld enthält einen Baum mit nur sechs Zweigen, ein Dreieck mit drei Abtheilungen, in deren einer ein Strich ist, und ferner zwei Vierecke. Das fünfte Feld hat wieder eine Sonne mit sechs krummen Strahlen und einem geraden Strahl. Das sechste Feld hat

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schliemann_trojanische_1874
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schliemann_trojanische_1874/186
Zitationshilfe: Schliemann, Heinrich: Trojanische Alterthümer. Bericht über die Ausgrabungen in Troja. Leipzig, 1874, S. 120. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schliemann_trojanische_1874/186>, abgerufen am 03.05.2024.