lichen Ende meiner grossen Plateforme so unendlich viele Schwierigkeiten machte, kann die Baustelle des uralten Tempels unmöglich identisch sein mit der des von Lysimachos erbauten; sie muss durchaus etwas westlicher sein und etwa am westlichen Ende desselben anfangen.
Nach meinem Berichte vom 23. v. M. fing ich an, die steinfesten untern Erdwände mit jenen ungeheuern, bereits beschriebenen eisernen Hebeln loszubrechen. Es wollte mir jedoch nicht glücken, denn nachdem ich an einer durch Schornsteine und Minen wohlvorberei- teten, 5 Meter hohen, 5 Meter breiten und 3 Meter dicken Erdwand drei Stunden lang mit 40 Mann gear- beitet hatte, um sie mit den grossen Hebeln und Win- den loszubrechen, und dies nur mit der allergrössten Mühe gelungen, nachdem die dicksten Ketten mehrmals gerissen waren, fiel die nächste Erdwand ganz von selbst und begrub den Georgios Photidas und einen Arbeiter, welche mit dem Untergraben beschäftigt waren und sich durch untergestellte, 60 Centimeter hohe, 25 Centi- meter dicke Holzblöcke, die mit 8 Centimeter dicken Bretern bedeckt waren, vollkommen sicher geglaubt hatten. Wir alle glaubten natürlich, die beiden Menschen wären zermalmt unter der gewaltigen Stein- und Erd- masse von 75 Kubikmetern, welche die dicken Breter zersplittert hatte, und unser Schreck war entsetzlich. Aber ohne einen Augenblick zu verlieren, gingen wir an die Arbeit, die Unglücklichen herauszuholen. Kaum hatten wir damit angefangen, so hörten wir das Aech- zen beider unter der Erdlast, denn die Blöcke waren nur umgefallen und unterstützten noch, in der Länge
einsturz einer erdwand; gefahren dabei.
lichen Ende meiner grossen Plateforme so unendlich viele Schwierigkeiten machte, kann die Baustelle des uralten Tempels unmöglich identisch sein mit der des von Lysimachos erbauten; sie muss durchaus etwas westlicher sein und etwa am westlichen Ende desselben anfangen.
Nach meinem Berichte vom 23. v. M. fing ich an, die steinfesten untern Erdwände mit jenen ungeheuern, bereits beschriebenen eisernen Hebeln loszubrechen. Es wollte mir jedoch nicht glücken, denn nachdem ich an einer durch Schornsteine und Minen wohlvorberei- teten, 5 Meter hohen, 5 Meter breiten und 3 Meter dicken Erdwand drei Stunden lang mit 40 Mann gear- beitet hatte, um sie mit den grossen Hebeln und Win- den loszubrechen, und dies nur mit der allergrössten Mühe gelungen, nachdem die dicksten Ketten mehrmals gerissen waren, fiel die nächste Erdwand ganz von selbst und begrub den Georgios Photidas und einen Arbeiter, welche mit dem Untergraben beschäftigt waren und sich durch untergestellte, 60 Centimeter hohe, 25 Centi- meter dicke Holzblöcke, die mit 8 Centimeter dicken Bretern bedeckt waren, vollkommen sicher geglaubt hatten. Wir alle glaubten natürlich, die beiden Menschen wären zermalmt unter der gewaltigen Stein- und Erd- masse von 75 Kubikmetern, welche die dicken Breter zersplittert hatte, und unser Schreck war entsetzlich. Aber ohne einen Augenblick zu verlieren, gingen wir an die Arbeit, die Unglücklichen herauszuholen. Kaum hatten wir damit angefangen, so hörten wir das Aech- zen beider unter der Erdlast, denn die Blöcke waren nur umgefallen und unterstützten noch, in der Länge
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einsturz einer erdwand; gefahren dabei.
lichen Ende meiner grossen Plateforme so unendlich
viele Schwierigkeiten machte, kann die Baustelle des
uralten Tempels unmöglich identisch sein mit der des
von Lysimachos erbauten; sie muss durchaus etwas
westlicher sein und etwa am westlichen Ende desselben
anfangen.
Nach meinem Berichte vom 23. v. M. fing ich an,
die steinfesten untern Erdwände mit jenen ungeheuern,
bereits beschriebenen eisernen Hebeln loszubrechen.
Es wollte mir jedoch nicht glücken, denn nachdem ich
an einer durch Schornsteine und Minen wohlvorberei-
teten, 5 Meter hohen, 5 Meter breiten und 3 Meter
dicken Erdwand drei Stunden lang mit 40 Mann gear-
beitet hatte, um sie mit den grossen Hebeln und Win-
den loszubrechen, und dies nur mit der allergrössten
Mühe gelungen, nachdem die dicksten Ketten mehrmals
gerissen waren, fiel die nächste Erdwand ganz von selbst
und begrub den Georgios Photidas und einen Arbeiter,
welche mit dem Untergraben beschäftigt waren und
sich durch untergestellte, 60 Centimeter hohe, 25 Centi-
meter dicke Holzblöcke, die mit 8 Centimeter dicken
Bretern bedeckt waren, vollkommen sicher geglaubt
hatten. Wir alle glaubten natürlich, die beiden Menschen
wären zermalmt unter der gewaltigen Stein- und Erd-
masse von 75 Kubikmetern, welche die dicken Breter
zersplittert hatte, und unser Schreck war entsetzlich.
Aber ohne einen Augenblick zu verlieren, gingen wir
an die Arbeit, die Unglücklichen herauszuholen. Kaum
hatten wir damit angefangen, so hörten wir das Aech-
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Schliemann, Heinrich: Trojanische Alterthümer. Bericht über die Ausgrabungen in Troja. Leipzig, 1874, S. 103. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schliemann_trojanische_1874/169>, abgerufen am 23.11.2024.
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