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Schliemann, Heinrich: Trojanische Alterthümer. Bericht über die Ausgrabungen in Troja. Leipzig, 1874.

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irdene doppelbecher und andere thongefässe.
Verzierungen hinwies, dauern bis zum Urboden fort,
und ich finde dicht über demselben eine grosse Menge
Bruchstücke glänzend schwarzer, auch bisweilen rother
und brauner, mit eingeschnittenen Verzierungen ge-
schmückter Töpferarbeit so ausgezeichneter Qualität,
wie sie mir bisjetzt selbst in den höchsten Schichten
unter den Trümmern aus griechischer Zeit noch nie vor-
gekommen ist. Auch fand ich mehrere Bruchstücke von
Bechern, deren unterer Theil auch einen, obwol nicht
grossen, Becher bildet, und ich zweifle daher nicht daran,
dass es Bruchstücke von Doppelbechern (depas amphiku-
pellon) sind. Bei Homer scheinen zwar alle Doppel-
becher von Gold oder Silber mit vergoldetem Rand zu
sein (z. B. Ilias, XI, 633--635; Odyssee, XV, 116 und 446),
doch zweifle ich nicht, dass es gleichzeitig auch irdene
Doppelbecher gab.

Die übrigen Gefässe, wovon ich Bruchstücke fand,
sind, wie zwei auf jeder Seite nebeneinander fortlaufende
Röhren beweisen, zum Tragen an Schnüren bestimmt
gewesen. Auch den Kopf einer glänzend schwarzen
Kanne mit hintenüber gebogenem, schnabelartigem
Munde fand ich auf dem Urboden, sowie ein Bruchstück
eines weissbemalten, durch horizontal gezogene schwarze
Streifen in zwei Fächer getheilten Gefässes; das obere
Fach enthält wellenförmig gezogene schwarze Linien,
welche wol Wasser vorstellen sollen, während das un-
tere gefüllt ist mit einer Reihe pfeilartiger Verzierungen,
die einen viereckigen, spitzzulaufenden Kopf haben, in
dessen Mitte immer ein Punkt ist.

Von grossen Wasser- oder Leichenurnen fand ich
in gleicher Tiefe Bruchstücke mit eingravirten Ver-

irdene doppelbecher und andere thongefässe.
Verzierungen hinwies, dauern bis zum Urboden fort,
und ich finde dicht über demselben eine grosse Menge
Bruchstücke glänzend schwarzer, auch bisweilen rother
und brauner, mit eingeschnittenen Verzierungen ge-
schmückter Töpferarbeit so ausgezeichneter Qualität,
wie sie mir bisjetzt selbst in den höchsten Schichten
unter den Trümmern aus griechischer Zeit noch nie vor-
gekommen ist. Auch fand ich mehrere Bruchstücke von
Bechern, deren unterer Theil auch einen, obwol nicht
grossen, Becher bildet, und ich zweifle daher nicht daran,
dass es Bruchstücke von Doppelbechern (δέπας ἀμφικύ-
πελλον) sind. Bei Homer scheinen zwar alle Doppel-
becher von Gold oder Silber mit vergoldetem Rand zu
sein (z. B. Ilias, XI, 633—635; Odyssee, XV, 116 und 446),
doch zweifle ich nicht, dass es gleichzeitig auch irdene
Doppelbecher gab.

Die übrigen Gefässe, wovon ich Bruchstücke fand,
sind, wie zwei auf jeder Seite nebeneinander fortlaufende
Röhren beweisen, zum Tragen an Schnüren bestimmt
gewesen. Auch den Kopf einer glänzend schwarzen
Kanne mit hintenüber gebogenem, schnabelartigem
Munde fand ich auf dem Urboden, sowie ein Bruchstück
eines weissbemalten, durch horizontal gezogene schwarze
Streifen in zwei Fächer getheilten Gefässes; das obere
Fach enthält wellenförmig gezogene schwarze Linien,
welche wol Wasser vorstellen sollen, während das un-
tere gefüllt ist mit einer Reihe pfeilartiger Verzierungen,
die einen viereckigen, spitzzulaufenden Kopf haben, in
dessen Mitte immer ein Punkt ist.

Von grossen Wasser- oder Leichenurnen fand ich
in gleicher Tiefe Bruchstücke mit eingravirten Ver-

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[84/0150] irdene doppelbecher und andere thongefässe. Verzierungen hinwies, dauern bis zum Urboden fort, und ich finde dicht über demselben eine grosse Menge Bruchstücke glänzend schwarzer, auch bisweilen rother und brauner, mit eingeschnittenen Verzierungen ge- schmückter Töpferarbeit so ausgezeichneter Qualität, wie sie mir bisjetzt selbst in den höchsten Schichten unter den Trümmern aus griechischer Zeit noch nie vor- gekommen ist. Auch fand ich mehrere Bruchstücke von Bechern, deren unterer Theil auch einen, obwol nicht grossen, Becher bildet, und ich zweifle daher nicht daran, dass es Bruchstücke von Doppelbechern (δέπας ἀμφικύ- πελλον) sind. Bei Homer scheinen zwar alle Doppel- becher von Gold oder Silber mit vergoldetem Rand zu sein (z. B. Ilias, XI, 633—635; Odyssee, XV, 116 und 446), doch zweifle ich nicht, dass es gleichzeitig auch irdene Doppelbecher gab. Die übrigen Gefässe, wovon ich Bruchstücke fand, sind, wie zwei auf jeder Seite nebeneinander fortlaufende Röhren beweisen, zum Tragen an Schnüren bestimmt gewesen. Auch den Kopf einer glänzend schwarzen Kanne mit hintenüber gebogenem, schnabelartigem Munde fand ich auf dem Urboden, sowie ein Bruchstück eines weissbemalten, durch horizontal gezogene schwarze Streifen in zwei Fächer getheilten Gefässes; das obere Fach enthält wellenförmig gezogene schwarze Linien, welche wol Wasser vorstellen sollen, während das un- tere gefüllt ist mit einer Reihe pfeilartiger Verzierungen, die einen viereckigen, spitzzulaufenden Kopf haben, in dessen Mitte immer ein Punkt ist. Von grossen Wasser- oder Leichenurnen fand ich in gleicher Tiefe Bruchstücke mit eingravirten Ver-

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Zitationshilfe: Schliemann, Heinrich: Trojanische Alterthümer. Bericht über die Ausgrabungen in Troja. Leipzig, 1874, S. 84. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schliemann_trojanische_1874/150>, abgerufen am 02.05.2024.