dazu benutzt, wenn auch nur von einem einzigen Ar- beiter, kleine Löcher graben zu lassen.
Clarke und Barker Webb, Paris 1844, stellen die Theorie auf: Troja hätte auf den Hügeln von Chiblak oder Tschiplak gelegen. Leider aber haben auch sie sich nicht die Mühe gemacht, dort nachzugraben, denn sonst würden sie sich mit gar leichter Mühe überzeugt haben, dass alle Hügel in und um Chiblak, bis zur Ringmauer von Ilium, nur reinen Urboden enthalten.
H. N. Ulrichs (Rheinisches Museum, Neue Folge, III, S. 573--608) stellt die Theorie auf: Troja habe auf den Hügeln von Atzik-kioi, welches ich auf meiner Karte Eski Akschi köi nenne, gelegen. Ich habe aber auch diese Hügel untersucht und gefunden, dass sie aus reinem Urboden bestehen. Ich habe bei dieser Untersuchung einen Spaten gehabt, aber ein Taschenmesser würde hingereicht haben.
Ich begreife gar nicht, wie es nur möglich ist, dass man die Lösung des grossen Räthsels "ubi Troia fuit", welche doch die ganze civilisirte Welt aufs höchste in- teressirt, von jeher so leichtfertig hat behandeln können, und sich, nach einem Besuch von ein paar Stunden in der Ebene von Troja, zu Hause hinzusetzen und volumi- nöse Werke zu schreiben, um eine Theorie zu verthei- digen, deren Nichtigkeit man eingesehen hätte, wenn man auch nur eine einzige Stunde hätte nachgraben lassen.
Ich kann zu meiner Freude rühmend Doctor Wilhelm Büchner (Jahresbericht über das Gymnasium Fridericia- num, Schwerin 1871 und 1872), Doctor G. von Eckenbrecher (im Rheinischen Museum, Neue Folge 2. Jahrg., S. 1 fg.)
einleitung.
dazu benutzt, wenn auch nur von einem einzigen Ar- beiter, kleine Löcher graben zu lassen.
Clarke und Barker Webb, Paris 1844, stellen die Theorie auf: Troja hätte auf den Hügeln von Chiblak oder Tschiplak gelegen. Leider aber haben auch sie sich nicht die Mühe gemacht, dort nachzugraben, denn sonst würden sie sich mit gar leichter Mühe überzeugt haben, dass alle Hügel in und um Chiblak, bis zur Ringmauer von Ilium, nur reinen Urboden enthalten.
H. N. Ulrichs (Rheinisches Museum, Neue Folge, III, S. 573—608) stellt die Theorie auf: Troja habe auf den Hügeln von Atzik-kioï, welches ich auf meiner Karte Eski Akschi köi nenne, gelegen. Ich habe aber auch diese Hügel untersucht und gefunden, dass sie aus reinem Urboden bestehen. Ich habe bei dieser Untersuchung einen Spaten gehabt, aber ein Taschenmesser würde hingereicht haben.
Ich begreife gar nicht, wie es nur möglich ist, dass man die Lösung des grossen Räthsels „ubi Troia fuit“, welche doch die ganze civilisirte Welt aufs höchste in- teressirt, von jeher so leichtfertig hat behandeln können, und sich, nach einem Besuch von ein paar Stunden in der Ebene von Troja, zu Hause hinzusetzen und volumi- nöse Werke zu schreiben, um eine Theorie zu verthei- digen, deren Nichtigkeit man eingesehen hätte, wenn man auch nur eine einzige Stunde hätte nachgraben lassen.
Ich kann zu meiner Freude rühmend Doctor Wilhelm Büchner (Jahresbericht über das Gymnasium Fridericia- num, Schwerin 1871 und 1872), Doctor G. von Eckenbrecher (im Rheinischen Museum, Neue Folge 2. Jahrg., S. 1 fg.)
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[XLV/0051]
einleitung.
dazu benutzt, wenn auch nur von einem einzigen Ar-
beiter, kleine Löcher graben zu lassen.
Clarke und Barker Webb, Paris 1844, stellen die
Theorie auf: Troja hätte auf den Hügeln von Chiblak
oder Tschiplak gelegen. Leider aber haben auch sie
sich nicht die Mühe gemacht, dort nachzugraben, denn
sonst würden sie sich mit gar leichter Mühe überzeugt
haben, dass alle Hügel in und um Chiblak, bis zur
Ringmauer von Ilium, nur reinen Urboden enthalten.
H. N. Ulrichs (Rheinisches Museum, Neue Folge, III,
S. 573—608) stellt die Theorie auf: Troja habe auf den
Hügeln von Atzik-kioï, welches ich auf meiner Karte
Eski Akschi köi nenne, gelegen. Ich habe aber auch
diese Hügel untersucht und gefunden, dass sie aus reinem
Urboden bestehen. Ich habe bei dieser Untersuchung
einen Spaten gehabt, aber ein Taschenmesser würde
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Ich begreife gar nicht, wie es nur möglich ist, dass
man die Lösung des grossen Räthsels „ubi Troia fuit“,
welche doch die ganze civilisirte Welt aufs höchste in-
teressirt, von jeher so leichtfertig hat behandeln können,
und sich, nach einem Besuch von ein paar Stunden in
der Ebene von Troja, zu Hause hinzusetzen und volumi-
nöse Werke zu schreiben, um eine Theorie zu verthei-
digen, deren Nichtigkeit man eingesehen hätte, wenn
man auch nur eine einzige Stunde hätte nachgraben
lassen.
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Schliemann, Heinrich: Trojanische Alterthümer. Bericht über die Ausgrabungen in Troja. Leipzig, 1874, S. XLV. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schliemann_trojanische_1874/51>, abgerufen am 23.11.2024.
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