kommen muß, nämlich Stoff und Form oder Gestalt, welche beide gleich nothwendig sind, um insbesondere den Begriff eines Organis- mus zu vollenden. Die bestimmte räumliche Abgrenzung der Materie ist gerade das, was uns als Hauptmerkmal eines individualisirten Naturkörpers gilt. Die uns umgebende körperliche Welt zeigt sich uns, wie wir uns auch stellen mögen, immer von drei ganz verschiedenen Seiten und jede derselben giebt uns Gelegenheit zur Entwicklung eines eigenthümlichen wissenschaftlichen Systems. Es liegt weit über die Voraussicht aller Menschen hinaus ob es jemals gelingen werde, zwei dieser Systeme oder gar alle in eine gemeinsame von einem Princip auslaufende wissenschaftliche Weltanschauung zu umfassen. -- Am Einfachsten und Verständlichsten lassen sich diese drei Systeme, welche die Hauptabtheilungen unserer gesammten Naturwissenschaft sind, an der Betrachtung unseres Sonnensystems nachweisen. Wir finden in demselben zuerst große Körper, die aus Stoffen ver- schiedener Art gebildet sind. Diese Stoffe, ihre Eigenschaften, die Masse, die dem ganzen System zu Grunde liegt, ist die erste Aufgabe für unsere Untersuchung, daraus bildet sich die Lehre von den Stoffen oder die Hylologie. Wir bemerken aber auch eben so früh, daß diese schweren Massen des Stofflichen niemals in Ruhe sind, daß rastlose Veränderung ihrer gegenseitigen Stellungen sie durch den Raum treibt. Diese Bewegungen und ihre Gesetzmäßigkeit bilden die zweite Auf- gabe für unsere Forschung, die Bewegungslehre oder Phoronomie. Aber mit beiden haben wir die Kenntniß des Sonnensystems noch nicht erschöpft. Weder aus den Eigenschaften des Stoffes, noch aus den Gesetzen der Bewegung läßt sich ableiten weshalb gerade 14 Planeten die Sonne umkreisen, weshalb nur Erde, Jupiter, Saturn und Uranus Trabanten, weshalb nur der Saturn einen Ring habe, weshalb die Ebenen der Planetenbahn gerade diese und keine andere Neigung gegen einander haben u. s. w. Kurz es giebt noch bestimmte, feststehende, gewordene, räumliche Verhältnisse, welche nicht aus dem Gesetze der Bewegung folgen, welche nicht als Eigenschaft der Materie, des Stoffes überhaupt betrachtet werden können, Verhält-
kommen muß, nämlich Stoff und Form oder Geſtalt, welche beide gleich nothwendig ſind, um insbeſondere den Begriff eines Organis- mus zu vollenden. Die beſtimmte räumliche Abgrenzung der Materie iſt gerade das, was uns als Hauptmerkmal eines individualiſirten Naturkörpers gilt. Die uns umgebende körperliche Welt zeigt ſich uns, wie wir uns auch ſtellen mögen, immer von drei ganz verſchiedenen Seiten und jede derſelben giebt uns Gelegenheit zur Entwicklung eines eigenthümlichen wiſſenſchaftlichen Syſtems. Es liegt weit über die Vorausſicht aller Menſchen hinaus ob es jemals gelingen werde, zwei dieſer Syſteme oder gar alle in eine gemeinſame von einem Princip auslaufende wiſſenſchaftliche Weltanſchauung zu umfaſſen. — Am Einfachſten und Verſtändlichſten laſſen ſich dieſe drei Syſteme, welche die Hauptabtheilungen unſerer geſammten Naturwiſſenſchaft ſind, an der Betrachtung unſeres Sonnenſyſtems nachweiſen. Wir finden in demſelben zuerſt große Körper, die aus Stoffen ver- ſchiedener Art gebildet ſind. Dieſe Stoffe, ihre Eigenſchaften, die Maſſe, die dem ganzen Syſtem zu Grunde liegt, iſt die erſte Aufgabe für unſere Unterſuchung, daraus bildet ſich die Lehre von den Stoffen oder die Hylologie. Wir bemerken aber auch eben ſo früh, daß dieſe ſchweren Maſſen des Stofflichen niemals in Ruhe ſind, daß raſtloſe Veränderung ihrer gegenſeitigen Stellungen ſie durch den Raum treibt. Dieſe Bewegungen und ihre Geſetzmäßigkeit bilden die zweite Auf- gabe für unſere Forſchung, die Bewegungslehre oder Phoronomie. Aber mit beiden haben wir die Kenntniß des Sonnenſyſtems noch nicht erſchöpft. Weder aus den Eigenſchaften des Stoffes, noch aus den Geſetzen der Bewegung läßt ſich ableiten weshalb gerade 14 Planeten die Sonne umkreiſen, weshalb nur Erde, Jupiter, Saturn und Uranus Trabanten, weshalb nur der Saturn einen Ring habe, weshalb die Ebenen der Planetenbahn gerade dieſe und keine andere Neigung gegen einander haben u. ſ. w. Kurz es giebt noch beſtimmte, feſtſtehende, gewordene, räumliche Verhältniſſe, welche nicht aus dem Geſetze der Bewegung folgen, welche nicht als Eigenſchaft der Materie, des Stoffes überhaupt betrachtet werden können, Verhält-
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kommen muß, nämlich Stoff und Form oder Geſtalt, welche beide
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mus zu vollenden. Die beſtimmte räumliche Abgrenzung der Materie
iſt gerade das, was uns als Hauptmerkmal eines individualiſirten
Naturkörpers gilt. Die uns umgebende körperliche Welt zeigt ſich uns,
wie wir uns auch ſtellen mögen, immer von drei ganz verſchiedenen
Seiten und jede derſelben giebt uns Gelegenheit zur Entwicklung eines
eigenthümlichen wiſſenſchaftlichen Syſtems. Es liegt weit über die
Vorausſicht aller Menſchen hinaus ob es jemals gelingen werde,
zwei dieſer Syſteme oder gar alle in eine gemeinſame von einem
Princip auslaufende wiſſenſchaftliche Weltanſchauung zu umfaſſen. —
Am Einfachſten und Verſtändlichſten laſſen ſich dieſe drei Syſteme,
welche die Hauptabtheilungen unſerer geſammten Naturwiſſenſchaft
ſind, an der Betrachtung unſeres Sonnenſyſtems nachweiſen. Wir
finden in demſelben zuerſt große Körper, die aus Stoffen ver-
ſchiedener Art gebildet ſind. Dieſe Stoffe, ihre Eigenſchaften, die
Maſſe, die dem ganzen Syſtem zu Grunde liegt, iſt die erſte Aufgabe
für unſere Unterſuchung, daraus bildet ſich die Lehre von den Stoffen
oder die Hylologie. Wir bemerken aber auch eben ſo früh, daß dieſe
ſchweren Maſſen des Stofflichen niemals in Ruhe ſind, daß raſtloſe
Veränderung ihrer gegenſeitigen Stellungen ſie durch den Raum treibt.
Dieſe Bewegungen und ihre Geſetzmäßigkeit bilden die zweite Auf-
gabe für unſere Forſchung, die Bewegungslehre oder Phoronomie.
Aber mit beiden haben wir die Kenntniß des Sonnenſyſtems noch
nicht erſchöpft. Weder aus den Eigenſchaften des Stoffes, noch aus
den Geſetzen der Bewegung läßt ſich ableiten weshalb gerade 14
Planeten die Sonne umkreiſen, weshalb nur Erde, Jupiter, Saturn
und Uranus Trabanten, weshalb nur der Saturn einen Ring habe,
weshalb die Ebenen der Planetenbahn gerade dieſe und keine andere
Neigung gegen einander haben u. ſ. w. Kurz es giebt noch beſtimmte,
feſtſtehende, gewordene, räumliche Verhältniſſe, welche nicht aus
dem Geſetze der Bewegung folgen, welche nicht als Eigenſchaft der
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Schleiden, Matthias Jacob: Die Pflanze und ihr Leben. Leipzig, 1848, S. 78. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schleiden_pflanze_1848/94>, abgerufen am 05.12.2024.
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