weisen. Hierzu gehören unter andern Eiweiß, Gummi, Zucker und die angenehmen Säuren unserer Früchte, z. B. Aepfel- und Citronen- säure. Der Saft z. B. in den Zellen des Zuckerrohrs ist vollkom- men klar und durchsichtig, erst wenn er ausgepreßt ist und abgedampft wird scheidet sich der aufgelöste Zucker aus.
Dagegen zeigen sich die flüssigen Oele recht deutlich unterm Microscop, sowohl die fetten, die in Gestalt kleiner glänzender gelber Kügelchen im Zellsafte herumschwimmen wie in dem Kern der Man- del, als auch die wohlriechenden (ätherischen) Oele, welche gewöhn- lich ganz allein in Einem großen Tropfen eine Zelle ausfüllen.
Zwei der wichtigsten Bestandtheile in den Pflanzenzellen sind aber der halbflüssige, halbkörnige Schleim, welcher, aus einer stick- stoffhaltigen Substanz gebildet, die Zellen entweder ganz ausfüllt, oder neben Oel oder Stärkemehl vorkommt und dann dieses Letztere selbst. -- Gewisse stickstoffhaltige Bestandtheile bilden den eigentli- chen Nahrungsstoff in den Pflanzen. Ein Theil derselben kommt auf- gelöst im Zellsafte vor, wie namentlich das Eiweiß, ein anderer und zwar der wichtigere Theil in kleinen schleimigen Körnchen. Wenn wir einen Durchschnitt durch ein Weizen- oder Roggenkorn machen, so erkennen wir von Außen nach Innen unterm Microscop sehr ver- schiedene Lagen. Die äußern derselben gehören der Frucht und Saa- menschaale an (Taf. II. Fig. 2, a.) und werden beim Mahlen des Ge- treides als Kleie abgeschieden. Aber der Mühlstein trennt nicht so genau wie der Blick durch's Microscop zu unterscheiden vermag, nicht einmal so genau als das Messer des Pflanzenanatomen und so wird zugleich mit der Kleie auch noch die ganze äußere Zellenlage des Kerns und selbst einige der darauf folgenden Schichten entfernt. Ein Blick auf die Abbildung der Taf. II. Fig. 2. zeigt aber sogleich, daß die äußeren Zellen des Kerns einen ganz andern Inhalt haben als die innern Zellen, während diese sehr viel Stärkemehl und nur sehr wenig stick- stoffreiche Substanz enthalten, findet sich in der äußern Zellenlage nur die letztere, die man bei den Getreidearten Kleber zu nennen pflegt und so erklärt sich aus der anatomischen Untersuchung eines solchen
Schleiden, Pflanze. 4
weiſen. Hierzu gehören unter andern Eiweiß, Gummi, Zucker und die angenehmen Säuren unſerer Früchte, z. B. Aepfel- und Citronen- ſäure. Der Saft z. B. in den Zellen des Zuckerrohrs iſt vollkom- men klar und durchſichtig, erſt wenn er ausgepreßt iſt und abgedampft wird ſcheidet ſich der aufgelöſte Zucker aus.
Dagegen zeigen ſich die flüſſigen Oele recht deutlich unterm Microſcop, ſowohl die fetten, die in Geſtalt kleiner glänzender gelber Kügelchen im Zellſafte herumſchwimmen wie in dem Kern der Man- del, als auch die wohlriechenden (ätheriſchen) Oele, welche gewöhn- lich ganz allein in Einem großen Tropfen eine Zelle ausfüllen.
Zwei der wichtigſten Beſtandtheile in den Pflanzenzellen ſind aber der halbflüſſige, halbkörnige Schleim, welcher, aus einer ſtick- ſtoffhaltigen Subſtanz gebildet, die Zellen entweder ganz ausfüllt, oder neben Oel oder Stärkemehl vorkommt und dann dieſes Letztere ſelbſt. — Gewiſſe ſtickſtoffhaltige Beſtandtheile bilden den eigentli- chen Nahrungsſtoff in den Pflanzen. Ein Theil derſelben kommt auf- gelöſt im Zellſafte vor, wie namentlich das Eiweiß, ein anderer und zwar der wichtigere Theil in kleinen ſchleimigen Körnchen. Wenn wir einen Durchſchnitt durch ein Weizen- oder Roggenkorn machen, ſo erkennen wir von Außen nach Innen unterm Microſcop ſehr ver- ſchiedene Lagen. Die äußern derſelben gehören der Frucht und Saa- menſchaale an (Taf. II. Fig. 2, a.) und werden beim Mahlen des Ge- treides als Kleie abgeſchieden. Aber der Mühlſtein trennt nicht ſo genau wie der Blick durch's Microſcop zu unterſcheiden vermag, nicht einmal ſo genau als das Meſſer des Pflanzenanatomen und ſo wird zugleich mit der Kleie auch noch die ganze äußere Zellenlage des Kerns und ſelbſt einige der darauf folgenden Schichten entfernt. Ein Blick auf die Abbildung der Taf. II. Fig. 2. zeigt aber ſogleich, daß die äußeren Zellen des Kerns einen ganz andern Inhalt haben als die innern Zellen, während dieſe ſehr viel Stärkemehl und nur ſehr wenig ſtick- ſtoffreiche Subſtanz enthalten, findet ſich in der äußern Zellenlage nur die letztere, die man bei den Getreidearten Kleber zu nennen pflegt und ſo erklärt ſich aus der anatomiſchen Unterſuchung eines ſolchen
Schleiden, Pflanze. 4
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weiſen. Hierzu gehören unter andern Eiweiß, Gummi, Zucker und
die angenehmen Säuren unſerer Früchte, z. B. Aepfel- und Citronen-
ſäure. Der Saft z. B. in den Zellen des Zuckerrohrs iſt vollkom-
men klar und durchſichtig, erſt wenn er ausgepreßt iſt und abgedampft
wird ſcheidet ſich der aufgelöſte Zucker aus.
Dagegen zeigen ſich die flüſſigen Oele recht deutlich unterm
Microſcop, ſowohl die fetten, die in Geſtalt kleiner glänzender gelber
Kügelchen im Zellſafte herumſchwimmen wie in dem Kern der Man-
del, als auch die wohlriechenden (ätheriſchen) Oele, welche gewöhn-
lich ganz allein in Einem großen Tropfen eine Zelle ausfüllen.
Zwei der wichtigſten Beſtandtheile in den Pflanzenzellen ſind
aber der halbflüſſige, halbkörnige Schleim, welcher, aus einer ſtick-
ſtoffhaltigen Subſtanz gebildet, die Zellen entweder ganz ausfüllt,
oder neben Oel oder Stärkemehl vorkommt und dann dieſes Letztere
ſelbſt. — Gewiſſe ſtickſtoffhaltige Beſtandtheile bilden den eigentli-
chen Nahrungsſtoff in den Pflanzen. Ein Theil derſelben kommt auf-
gelöſt im Zellſafte vor, wie namentlich das Eiweiß, ein anderer und
zwar der wichtigere Theil in kleinen ſchleimigen Körnchen. Wenn
wir einen Durchſchnitt durch ein Weizen- oder Roggenkorn machen,
ſo erkennen wir von Außen nach Innen unterm Microſcop ſehr ver-
ſchiedene Lagen. Die äußern derſelben gehören der Frucht und Saa-
menſchaale an (Taf. II. Fig. 2, a.) und werden beim Mahlen des Ge-
treides als Kleie abgeſchieden. Aber der Mühlſtein trennt nicht ſo genau
wie der Blick durch's Microſcop zu unterſcheiden vermag, nicht einmal
ſo genau als das Meſſer des Pflanzenanatomen und ſo wird zugleich
mit der Kleie auch noch die ganze äußere Zellenlage des Kerns und
ſelbſt einige der darauf folgenden Schichten entfernt. Ein Blick auf die
Abbildung der Taf. II. Fig. 2. zeigt aber ſogleich, daß die äußeren
Zellen des Kerns einen ganz andern Inhalt haben als die innern
Zellen, während dieſe ſehr viel Stärkemehl und nur ſehr wenig ſtick-
ſtoffreiche Subſtanz enthalten, findet ſich in der äußern Zellenlage
nur die letztere, die man bei den Getreidearten Kleber zu nennen pflegt
und ſo erklärt ſich aus der anatomiſchen Unterſuchung eines ſolchen
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Schleiden, Matthias Jacob: Die Pflanze und ihr Leben. Leipzig, 1848, S. 49. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schleiden_pflanze_1848/65>, abgerufen am 04.05.2024.
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