Blättern der Pisangarten, in Mexico liefern die Blätter einiger wil- den Ananas einen ähnlichen Stoff. In neuerer Zeit ist für die eng- lische Marine besonders der sogenannte neuseeländische Flachs wich- tig geworden, welcher aus den Blättern eines lilienartigen Gewäch- ses gewonnen wird. Eigenthümliche Zeuge werden ohne Spinnen und Weben auf den westindischen Inseln aus dem Bast des soge- nannten Spitzenbaums (Palo di laghetto der Spanier) und auf Otaheite aus dem des Papiermaulbeerbaums bereitet. Zu Stricken werden noch eine unendliche Menge von Pflanzen benutzt, indem fast jedes Land seine eignen Pflanzen dazu anwendet. Durch die Güte eines Freundes in Berlin erhielt ich einst ein Endchen Bind- faden, mit dem ein Weinkrug in Pompeji zugebunden gewesen war und fand zu meinem Erstaunen, daß er aus den leicht erkennbaren Bastzellen der Seidenpflanze (Asclepias syriaca) oder einer ver- wandten bereitet sei, die, soviel bekannt, jetzt nirgends mehr zu die- sem Zwecke angewendet werden.
Sehr verschieden von diesen Bastfasern ist die Baumwolle, welche als Haarschopf die Saamen der Baumwollenstaude umgiebt. Dies sind zwar auch sehr lange, aber ganz dünnwandige Zellen, wes- halb sie im trocknen Zustande zusammengefallen ein plattes Band mit etwas rundlichen Rändern und nicht wie die Bastfasern einen über- all gleich dicken cylindrischen Faden bilden (Taf. I. Fig. 9). Durch diesen scharfen Unterschied ist man in den Stand gesetzt, jede Ver- mischung des Leinens mit Baumwolle augenblicklich unter dem Mi- croscop zu erkennen und selbst an den Zeugen, mit denen die ägypti- schen Mumien umwickelt sind, noch ihren Ursprung auszumachen. Beiläufig mag hier bemerkt werden, daß die Wollenfaser (Taf. I. Fig. 11) und der feine Faden des Seidenwurmes (Taf. I. Fig. 10) ebenso auffallende Merkmale darbieten, wie ein Blick auf die beige- gebene Tafel sogleich zeigt, und in der That ist das Microscop vielleicht das einzige vollkommen sichere Mittel, um jede Ver- mischung dieser verschiedenen Fäden in einem Gewebe augenblicklich zu erkennen.
Blättern der Piſangarten, in Mexico liefern die Blätter einiger wil- den Ananas einen ähnlichen Stoff. In neuerer Zeit iſt für die eng- liſche Marine beſonders der ſogenannte neuſeeländiſche Flachs wich- tig geworden, welcher aus den Blättern eines lilienartigen Gewäch- ſes gewonnen wird. Eigenthümliche Zeuge werden ohne Spinnen und Weben auf den weſtindiſchen Inſeln aus dem Baſt des ſoge- nannten Spitzenbaums (Palo di laghetto der Spanier) und auf Otaheite aus dem des Papiermaulbeerbaums bereitet. Zu Stricken werden noch eine unendliche Menge von Pflanzen benutzt, indem faſt jedes Land ſeine eignen Pflanzen dazu anwendet. Durch die Güte eines Freundes in Berlin erhielt ich einſt ein Endchen Bind- faden, mit dem ein Weinkrug in Pompeji zugebunden geweſen war und fand zu meinem Erſtaunen, daß er aus den leicht erkennbaren Baſtzellen der Seidenpflanze (Asclepias syriaca) oder einer ver- wandten bereitet ſei, die, ſoviel bekannt, jetzt nirgends mehr zu die- ſem Zwecke angewendet werden.
Sehr verſchieden von dieſen Baſtfaſern iſt die Baumwolle, welche als Haarſchopf die Saamen der Baumwollenſtaude umgiebt. Dies ſind zwar auch ſehr lange, aber ganz dünnwandige Zellen, wes- halb ſie im trocknen Zuſtande zuſammengefallen ein plattes Band mit etwas rundlichen Rändern und nicht wie die Baſtfaſern einen über- all gleich dicken cylindriſchen Faden bilden (Taf. I. Fig. 9). Durch dieſen ſcharfen Unterſchied iſt man in den Stand geſetzt, jede Ver- miſchung des Leinens mit Baumwolle augenblicklich unter dem Mi- croſcop zu erkennen und ſelbſt an den Zeugen, mit denen die ägypti- ſchen Mumien umwickelt ſind, noch ihren Urſprung auszumachen. Beiläufig mag hier bemerkt werden, daß die Wollenfaſer (Taf. I. Fig. 11) und der feine Faden des Seidenwurmes (Taf. I. Fig. 10) ebenſo auffallende Merkmale darbieten, wie ein Blick auf die beige- gebene Tafel ſogleich zeigt, und in der That iſt das Microſcop vielleicht das einzige vollkommen ſichere Mittel, um jede Ver- miſchung dieſer verſchiedenen Fäden in einem Gewebe augenblicklich zu erkennen.
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Blättern der Piſangarten, in Mexico liefern die Blätter einiger wil-
den Ananas einen ähnlichen Stoff. In neuerer Zeit iſt für die eng-
liſche Marine beſonders der ſogenannte neuſeeländiſche Flachs wich-
tig geworden, welcher aus den Blättern eines lilienartigen Gewäch-
ſes gewonnen wird. Eigenthümliche Zeuge werden ohne Spinnen
und Weben auf den weſtindiſchen Inſeln aus dem Baſt des ſoge-
nannten Spitzenbaums (Palo di laghetto der Spanier) und auf
Otaheite aus dem des Papiermaulbeerbaums bereitet. Zu Stricken
werden noch eine unendliche Menge von Pflanzen benutzt, indem
faſt jedes Land ſeine eignen Pflanzen dazu anwendet. Durch die
Güte eines Freundes in Berlin erhielt ich einſt ein Endchen Bind-
faden, mit dem ein Weinkrug in Pompeji zugebunden geweſen war
und fand zu meinem Erſtaunen, daß er aus den leicht erkennbaren
Baſtzellen der Seidenpflanze (Asclepias syriaca) oder einer ver-
wandten bereitet ſei, die, ſoviel bekannt, jetzt nirgends mehr zu die-
ſem Zwecke angewendet werden.
Sehr verſchieden von dieſen Baſtfaſern iſt die Baumwolle,
welche als Haarſchopf die Saamen der Baumwollenſtaude umgiebt.
Dies ſind zwar auch ſehr lange, aber ganz dünnwandige Zellen, wes-
halb ſie im trocknen Zuſtande zuſammengefallen ein plattes Band mit
etwas rundlichen Rändern und nicht wie die Baſtfaſern einen über-
all gleich dicken cylindriſchen Faden bilden (Taf. I. Fig. 9). Durch
dieſen ſcharfen Unterſchied iſt man in den Stand geſetzt, jede Ver-
miſchung des Leinens mit Baumwolle augenblicklich unter dem Mi-
croſcop zu erkennen und ſelbſt an den Zeugen, mit denen die ägypti-
ſchen Mumien umwickelt ſind, noch ihren Urſprung auszumachen.
Beiläufig mag hier bemerkt werden, daß die Wollenfaſer (Taf. I.
Fig. 11) und der feine Faden des Seidenwurmes (Taf. I. Fig. 10)
ebenſo auffallende Merkmale darbieten, wie ein Blick auf die beige-
gebene Tafel ſogleich zeigt, und in der That iſt das Microſcop
vielleicht das einzige vollkommen ſichere Mittel, um jede Ver-
miſchung dieſer verſchiedenen Fäden in einem Gewebe augenblicklich
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Schleiden, Matthias Jacob: Die Pflanze und ihr Leben. Leipzig, 1848, S. 46. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schleiden_pflanze_1848/62>, abgerufen am 05.12.2024.
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