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Schleiden, Matthias Jacob: Die Pflanze und ihr Leben. Leipzig, 1848.

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sondern, Viele in dem eiteln Drange, etwas Absonderliches sagen
zu wollen, reihen mühsam gesuchte Worte, die doch kein Bild geben,
aneinander, oder überlassen sich dem Uebermaaß der Gefühle und
dem Fluge einer ungezügelten Phantasie. Selten sind die classische
Objectivität und die plastische Anschaulichkeit, welche die Natur-
schilderungen des klaren Göthe, des reichen und lebendigen Seats-
field
, vor Allen aber den Meister der Wissenschaft, der künstleri-
schen Auffassung und der Sprache, Alexander von Humboldt
auszeichnen.

Ich habe jene Formen aneinander gereiht, je nachdem sie blos
die nackte Erde bekleiden oder sich über derselben zu selbstständigen
Gestalten erheben und die letzteren, je nachdem sie vorzugsweise durch
Blattbildung oder mehr durch das charakteristische Hervortreten der
Stämme oder endlich durch eine Verbindung und Verschmelzung Bei-
der den besonderen Eindruck hervorrufen, den eine von ihnen bestimmte
Landschaft auf den Beschauer macht. Es ließen sich aber wohl
noch andere, wichtigere, mehr dem künstlerischen Standpunkte ent-
nommene Eintheilungsgründe geltend machen. So wie wir die
Landschaft selbst eintheilen in Vorgrund, Mittelgrund und Hinter-
grund, so müßten auch vor Allem die charakteristischen Pflanzenformen
in ihrer verschiedenen Bedeutung für diese drei Theile jedes Natur-
gemäldes aufgefasst und mit sicherer Zeichnung hingestellt werden.
Die kleinen Formen der Gräser, nur in dem Totaleindruck ihrer
Massen bedeutsam, verlieren nichts durch die größere Ferne, während
Pisang- und Aroideengewächse wegen der schönen Form ihrer
großen Blätter selbst den nächsten Vorgrund vertragen. Dagegen
verschwimmen die feinen Linien der Mimosenblätter im Hintergrunde
in eine grüne Masse, während die höheren Palmen, zu nahe gestellt,
der Totalanschauung überlegen werden, so daß ihre Schönheit auf-
hört wirksam zu seyn.

Nachfolgende Reisende werden die Zahl der Pflanzenformen ver-
mehren, ihre Bedeutung bestimmter hervorheben und die zarten
Nüancirungen auffassen lehren, welche jene größeren Gruppen noch

ſondern, Viele in dem eiteln Drange, etwas Abſonderliches ſagen
zu wollen, reihen mühſam geſuchte Worte, die doch kein Bild geben,
aneinander, oder überlaſſen ſich dem Uebermaaß der Gefühle und
dem Fluge einer ungezügelten Phantaſie. Selten ſind die claſſiſche
Objectivität und die plaſtiſche Anſchaulichkeit, welche die Natur-
ſchilderungen des klaren Göthe, des reichen und lebendigen Seats-
field
, vor Allen aber den Meiſter der Wiſſenſchaft, der künſtleri-
ſchen Auffaſſung und der Sprache, Alexander von Humboldt
auszeichnen.

Ich habe jene Formen aneinander gereiht, je nachdem ſie blos
die nackte Erde bekleiden oder ſich über derſelben zu ſelbſtſtändigen
Geſtalten erheben und die letzteren, je nachdem ſie vorzugsweiſe durch
Blattbildung oder mehr durch das charakteriſtiſche Hervortreten der
Stämme oder endlich durch eine Verbindung und Verſchmelzung Bei-
der den beſonderen Eindruck hervorrufen, den eine von ihnen beſtimmte
Landſchaft auf den Beſchauer macht. Es ließen ſich aber wohl
noch andere, wichtigere, mehr dem künſtleriſchen Standpunkte ent-
nommene Eintheilungsgründe geltend machen. So wie wir die
Landſchaft ſelbſt eintheilen in Vorgrund, Mittelgrund und Hinter-
grund, ſo müßten auch vor Allem die charakteriſtiſchen Pflanzenformen
in ihrer verſchiedenen Bedeutung für dieſe drei Theile jedes Natur-
gemäldes aufgefaſſt und mit ſicherer Zeichnung hingeſtellt werden.
Die kleinen Formen der Gräſer, nur in dem Totaleindruck ihrer
Maſſen bedeutſam, verlieren nichts durch die größere Ferne, während
Piſang- und Aroideengewächſe wegen der ſchönen Form ihrer
großen Blätter ſelbſt den nächſten Vorgrund vertragen. Dagegen
verſchwimmen die feinen Linien der Mimoſenblätter im Hintergrunde
in eine grüne Maſſe, während die höheren Palmen, zu nahe geſtellt,
der Totalanſchauung überlegen werden, ſo daß ihre Schönheit auf-
hört wirkſam zu ſeyn.

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mehren, ihre Bedeutung beſtimmter hervorheben und die zarten
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[310/0326] ſondern, Viele in dem eiteln Drange, etwas Abſonderliches ſagen zu wollen, reihen mühſam geſuchte Worte, die doch kein Bild geben, aneinander, oder überlaſſen ſich dem Uebermaaß der Gefühle und dem Fluge einer ungezügelten Phantaſie. Selten ſind die claſſiſche Objectivität und die plaſtiſche Anſchaulichkeit, welche die Natur- ſchilderungen des klaren Göthe, des reichen und lebendigen Seats- field, vor Allen aber den Meiſter der Wiſſenſchaft, der künſtleri- ſchen Auffaſſung und der Sprache, Alexander von Humboldt auszeichnen. Ich habe jene Formen aneinander gereiht, je nachdem ſie blos die nackte Erde bekleiden oder ſich über derſelben zu ſelbſtſtändigen Geſtalten erheben und die letzteren, je nachdem ſie vorzugsweiſe durch Blattbildung oder mehr durch das charakteriſtiſche Hervortreten der Stämme oder endlich durch eine Verbindung und Verſchmelzung Bei- der den beſonderen Eindruck hervorrufen, den eine von ihnen beſtimmte Landſchaft auf den Beſchauer macht. Es ließen ſich aber wohl noch andere, wichtigere, mehr dem künſtleriſchen Standpunkte ent- nommene Eintheilungsgründe geltend machen. So wie wir die Landſchaft ſelbſt eintheilen in Vorgrund, Mittelgrund und Hinter- grund, ſo müßten auch vor Allem die charakteriſtiſchen Pflanzenformen in ihrer verſchiedenen Bedeutung für dieſe drei Theile jedes Natur- gemäldes aufgefaſſt und mit ſicherer Zeichnung hingeſtellt werden. Die kleinen Formen der Gräſer, nur in dem Totaleindruck ihrer Maſſen bedeutſam, verlieren nichts durch die größere Ferne, während Piſang- und Aroideengewächſe wegen der ſchönen Form ihrer großen Blätter ſelbſt den nächſten Vorgrund vertragen. Dagegen verſchwimmen die feinen Linien der Mimoſenblätter im Hintergrunde in eine grüne Maſſe, während die höheren Palmen, zu nahe geſtellt, der Totalanſchauung überlegen werden, ſo daß ihre Schönheit auf- hört wirkſam zu ſeyn. Nachfolgende Reiſende werden die Zahl der Pflanzenformen ver- mehren, ihre Bedeutung beſtimmter hervorheben und die zarten Nüancirungen auffaſſen lehren, welche jene größeren Gruppen noch

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Zitationshilfe: Schleiden, Matthias Jacob: Die Pflanze und ihr Leben. Leipzig, 1848, S. 310. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schleiden_pflanze_1848/326>, abgerufen am 25.11.2024.