wir zu einigen merkwürdigen Gesetzen. Wir finden, daß eine und dieselbe Pflanze immer nahebei die gleiche relative Menge Asche giebt, daß diese Asche innerhalb gewisser sehr enge nach chemischen Grund- sätzen beschränkter Grenzen ganz gleichmäßig zusammengesetzt ist. Wir entdecken endlich, daß verschiedene Pflanzen eine aus sehr verschiedenen Substanzen zusammengesetzte oder doch sehr verschieden gemischte Asche nach dem Verbrennen hinterlassen.
So wenig wie es vernunftgemäß ist, vorauszusetzen, daß die Pfeilwurzel blos deshalb ein so reines Stärkemehl bildet, damit wir unsere Kinder und Kranken damit nähren können, ohne daß diese Substanz eine ganz bestimmte Bedeutung auch für das Leben der Pflanze selbst hätte, ebenso verkehrt würde es seyn, anzunehmen, daß eine Pflanze ganz bestimmte Mengen von Aschenbestandtheilen nur deshalb aus dem Boden aufnehme, damit wir hin und wieder etwas Pottasche daraus gewinnen können, oder damit diese Asche uns ein lästiger Rückstand im Ofen bleibe. Wir müssen vielmehr durch die Erscheinung, daß gewisse Pflanzen ganz gesetzmäßig gewisse unorga- nische Mineralbestandtheile aus dem Boden aufnehmen, zu der An- sicht geführt werden, daß diese Bestandtheile eben so wesentlich für das Bestehen und folglich für die Ernährung der Pflanze sind, als jene Ele- mente, aus denen dieselbe ihre organischen Bildungen zusammensetzt. Dabei ist es zunächst ganz gleichgültig, ob wir durch den Stand unserer Wissenschaft schon befähigt sind, in jedem einzelnen Falle nachzuweisen, welche Bedeutung diesem oder jenem bestimmten Stoffe im Leben der Pflanze zukomme. Genug, daß wir wissen, daß diese Stoffe unerläß- liche Bedingung für das gesunde Gedeihen gewisser Pflanzen sind.
So neu und fremdartig Manchem auch jetzt die Behauptung erscheinen mag, daß die unbedeutende Aschenmenge in einer Pflanze überhaupt im Leben derselben berücksichtigt zu werden verdiene, so wird man sie doch leicht gelten lassen und sich an dieselbe gewöhnen, so lange und weil man dieses Verhältniß immerhin nur für eine wenn auch in ihrer Weise nothwendige Nebensache ansieht. Aber ganz an- ders nimmt es sich aus, wenn wir, vertraut mit den Grundprincipien
wir zu einigen merkwürdigen Geſetzen. Wir finden, daß eine und dieſelbe Pflanze immer nahebei die gleiche relative Menge Aſche giebt, daß dieſe Aſche innerhalb gewiſſer ſehr enge nach chemiſchen Grund- ſätzen beſchränkter Grenzen ganz gleichmäßig zuſammengeſetzt iſt. Wir entdecken endlich, daß verſchiedene Pflanzen eine aus ſehr verſchiedenen Subſtanzen zuſammengeſetzte oder doch ſehr verſchieden gemiſchte Aſche nach dem Verbrennen hinterlaſſen.
So wenig wie es vernunftgemäß iſt, vorauszuſetzen, daß die Pfeilwurzel blos deshalb ein ſo reines Stärkemehl bildet, damit wir unſere Kinder und Kranken damit nähren können, ohne daß dieſe Subſtanz eine ganz beſtimmte Bedeutung auch für das Leben der Pflanze ſelbſt hätte, ebenſo verkehrt würde es ſeyn, anzunehmen, daß eine Pflanze ganz beſtimmte Mengen von Aſchenbeſtandtheilen nur deshalb aus dem Boden aufnehme, damit wir hin und wieder etwas Pottaſche daraus gewinnen können, oder damit dieſe Aſche uns ein läſtiger Rückſtand im Ofen bleibe. Wir müſſen vielmehr durch die Erſcheinung, daß gewiſſe Pflanzen ganz geſetzmäßig gewiſſe unorga- niſche Mineralbeſtandtheile aus dem Boden aufnehmen, zu der An- ſicht geführt werden, daß dieſe Beſtandtheile eben ſo weſentlich für das Beſtehen und folglich für die Ernährung der Pflanze ſind, als jene Ele- mente, aus denen dieſelbe ihre organiſchen Bildungen zuſammenſetzt. Dabei iſt es zunächſt ganz gleichgültig, ob wir durch den Stand unſerer Wiſſenſchaft ſchon befähigt ſind, in jedem einzelnen Falle nachzuweiſen, welche Bedeutung dieſem oder jenem beſtimmten Stoffe im Leben der Pflanze zukomme. Genug, daß wir wiſſen, daß dieſe Stoffe unerläß- liche Bedingung für das geſunde Gedeihen gewiſſer Pflanzen ſind.
So neu und fremdartig Manchem auch jetzt die Behauptung erſcheinen mag, daß die unbedeutende Aſchenmenge in einer Pflanze überhaupt im Leben derſelben berückſichtigt zu werden verdiene, ſo wird man ſie doch leicht gelten laſſen und ſich an dieſelbe gewöhnen, ſo lange und weil man dieſes Verhältniß immerhin nur für eine wenn auch in ihrer Weiſe nothwendige Nebenſache anſieht. Aber ganz an- ders nimmt es ſich aus, wenn wir, vertraut mit den Grundprincipien
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[155/0171]
wir zu einigen merkwürdigen Geſetzen. Wir finden, daß eine und
dieſelbe Pflanze immer nahebei die gleiche relative Menge Aſche giebt,
daß dieſe Aſche innerhalb gewiſſer ſehr enge nach chemiſchen Grund-
ſätzen beſchränkter Grenzen ganz gleichmäßig zuſammengeſetzt iſt. Wir
entdecken endlich, daß verſchiedene Pflanzen eine aus ſehr verſchiedenen
Subſtanzen zuſammengeſetzte oder doch ſehr verſchieden gemiſchte Aſche
nach dem Verbrennen hinterlaſſen.
So wenig wie es vernunftgemäß iſt, vorauszuſetzen, daß die
Pfeilwurzel blos deshalb ein ſo reines Stärkemehl bildet, damit
wir unſere Kinder und Kranken damit nähren können, ohne daß dieſe
Subſtanz eine ganz beſtimmte Bedeutung auch für das Leben der
Pflanze ſelbſt hätte, ebenſo verkehrt würde es ſeyn, anzunehmen, daß
eine Pflanze ganz beſtimmte Mengen von Aſchenbeſtandtheilen nur
deshalb aus dem Boden aufnehme, damit wir hin und wieder etwas
Pottaſche daraus gewinnen können, oder damit dieſe Aſche uns ein
läſtiger Rückſtand im Ofen bleibe. Wir müſſen vielmehr durch die
Erſcheinung, daß gewiſſe Pflanzen ganz geſetzmäßig gewiſſe unorga-
niſche Mineralbeſtandtheile aus dem Boden aufnehmen, zu der An-
ſicht geführt werden, daß dieſe Beſtandtheile eben ſo weſentlich für das
Beſtehen und folglich für die Ernährung der Pflanze ſind, als jene Ele-
mente, aus denen dieſelbe ihre organiſchen Bildungen zuſammenſetzt.
Dabei iſt es zunächſt ganz gleichgültig, ob wir durch den Stand unſerer
Wiſſenſchaft ſchon befähigt ſind, in jedem einzelnen Falle nachzuweiſen,
welche Bedeutung dieſem oder jenem beſtimmten Stoffe im Leben der
Pflanze zukomme. Genug, daß wir wiſſen, daß dieſe Stoffe unerläß-
liche Bedingung für das geſunde Gedeihen gewiſſer Pflanzen ſind.
So neu und fremdartig Manchem auch jetzt die Behauptung
erſcheinen mag, daß die unbedeutende Aſchenmenge in einer Pflanze
überhaupt im Leben derſelben berückſichtigt zu werden verdiene, ſo
wird man ſie doch leicht gelten laſſen und ſich an dieſelbe gewöhnen,
ſo lange und weil man dieſes Verhältniß immerhin nur für eine wenn
auch in ihrer Weiſe nothwendige Nebenſache anſieht. Aber ganz an-
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Schleiden, Matthias Jacob: Die Pflanze und ihr Leben. Leipzig, 1848, S. 155. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schleiden_pflanze_1848/171>, abgerufen am 22.11.2024.
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