Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schleiden, Matthias Jacob: Das Alter des Menschengeschlechts, die Entstehung der Arten und die Stellung des Menschen in der Natur. Leipzig, 1863.

Bild:
<< vorherige Seite

Dritte Vorlesung.
menschlichen Gehirn (Fig. ll.) den schematischen Umriß von dem Ge¬
hirn eines Weißfisches (Fig.III.) vergleichen, bei welchem die Buchsta¬

Fig. II.

Fig. III.

[Abbildung]
[Abbildung]

ben dieselbe Bedeutung haben. Hier ist das große Gehirn (A) der
kleinste Theil bedeutend übertroffen von dem kleinen (C), während die
bei weitem größte Masse vom Mittelgehirn (B) dargestellt wird. Wie
wir nun in dem Thierreiche vom Fische bis zum Menschen aufwärts
schreiten, tritt das Mittelhirn immer mehr gegen die andern beiden
Theile zurück, die auffallendste Entwicklung erfährt aber das große Ge¬
hirn, welches schließlich das mittlere und kleine Gehirn vollständig von
oben her überdeckt und bisweilen mehr als die Hälfte des ganzen Hirn¬
volumens ausmacht. -- Vergleichen wir nun in dieser Beziehung wie¬
derum den Menschen mit dem Affen*), so sehen wir auch hier keinen
wesentlichen Unterschied, welcher, die geringeren Abweichungen, die
unter den Menschenstämmen selbst stattfinden, überträfe oder auch nur
erreichte. -- In dieser Beziehung hat Owen sich durch Mangelhaftig¬
keit ihm zu Gebote stehender Präparate und Zeichnungen auf das
schlimmste getäuscht und eine Eintheilung zwischen Menschen und Affen

*) Hierbei dient wieder die Skizze A, auf welcher c das große, a das kleine
Gehirn bezeichnet.

Dritte Vorleſung.
menſchlichen Gehirn (Fig. ll.) den ſchematiſchen Umriß von dem Ge¬
hirn eines Weißfiſches (Fig.III.) vergleichen, bei welchem die Buchſta¬

Fig. II.

Fig. III.

[Abbildung]
[Abbildung]

ben dieſelbe Bedeutung haben. Hier iſt das große Gehirn (A) der
kleinſte Theil bedeutend übertroffen von dem kleinen (C), während die
bei weitem größte Maſſe vom Mittelgehirn (B) dargeſtellt wird. Wie
wir nun in dem Thierreiche vom Fiſche bis zum Menſchen aufwärts
ſchreiten, tritt das Mittelhirn immer mehr gegen die andern beiden
Theile zurück, die auffallendſte Entwicklung erfährt aber das große Ge¬
hirn, welches ſchließlich das mittlere und kleine Gehirn vollſtändig von
oben her überdeckt und bisweilen mehr als die Hälfte des ganzen Hirn¬
volumens ausmacht. — Vergleichen wir nun in dieſer Beziehung wie¬
derum den Menſchen mit dem Affen*), ſo ſehen wir auch hier keinen
weſentlichen Unterſchied, welcher, die geringeren Abweichungen, die
unter den Menſchenſtämmen ſelbſt ſtattfinden, überträfe oder auch nur
erreichte. — In dieſer Beziehung hat Owen ſich durch Mangelhaftig¬
keit ihm zu Gebote ſtehender Präparate und Zeichnungen auf das
ſchlimmſte getäuſcht und eine Eintheilung zwiſchen Menſchen und Affen

*) Hierbei dient wieder die Skizze A, auf welcher c das große, a das kleine
Gehirn bezeichnet.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0064" n="54"/><fw place="top" type="header">Dritte Vorle&#x017F;ung.<lb/></fw>men&#x017F;chlichen Gehirn (Fig. <hi rendition="#aq">ll</hi>.) den &#x017F;chemati&#x017F;chen Umriß von dem Ge¬<lb/>
hirn eines Weißfi&#x017F;ches (Fig.<hi rendition="#aq">III</hi>.) vergleichen, bei welchem die Buch&#x017F;ta¬</p><lb/>
        <p>Fig. <hi rendition="#aq">II</hi>.<lb/></p>
        <p>Fig. <hi rendition="#aq">III</hi>.</p><lb/>
        <figure/>
        <figure/>
        <p>ben die&#x017F;elbe Bedeutung haben. Hier i&#x017F;t das große Gehirn (<hi rendition="#aq">A</hi>) der<lb/>
klein&#x017F;te Theil bedeutend übertroffen von dem kleinen (<hi rendition="#aq">C</hi>), während die<lb/>
bei weitem größte Ma&#x017F;&#x017F;e vom Mittelgehirn (<hi rendition="#aq">B</hi>) darge&#x017F;tellt wird. Wie<lb/>
wir nun in dem Thierreiche vom Fi&#x017F;che bis zum Men&#x017F;chen aufwärts<lb/>
&#x017F;chreiten, tritt das Mittelhirn immer mehr gegen die andern beiden<lb/>
Theile zurück, die auffallend&#x017F;te Entwicklung erfährt aber das große Ge¬<lb/>
hirn, welches &#x017F;chließlich das mittlere und kleine Gehirn voll&#x017F;tändig von<lb/>
oben her überdeckt und bisweilen mehr als die Hälfte des ganzen Hirn¬<lb/>
volumens ausmacht. &#x2014; Vergleichen wir nun in die&#x017F;er Beziehung wie¬<lb/>
derum den Men&#x017F;chen mit dem Affen<note place="foot" n="*)">Hierbei dient wieder die Skizze <hi rendition="#aq">A</hi>, auf welcher <hi rendition="#aq">c</hi> das große, <hi rendition="#aq">a</hi> das kleine<lb/>
Gehirn bezeichnet.<lb/></note>, &#x017F;o &#x017F;ehen wir auch hier keinen<lb/>
we&#x017F;entlichen Unter&#x017F;chied, welcher, die geringeren Abweichungen, die<lb/>
unter den Men&#x017F;chen&#x017F;tämmen &#x017F;elb&#x017F;t &#x017F;tattfinden, überträfe oder auch nur<lb/>
erreichte. &#x2014; In die&#x017F;er Beziehung hat Owen &#x017F;ich durch Mangelhaftig¬<lb/>
keit ihm zu Gebote &#x017F;tehender Präparate und Zeichnungen auf das<lb/>
&#x017F;chlimm&#x017F;te getäu&#x017F;cht und eine Eintheilung zwi&#x017F;chen Men&#x017F;chen und Affen<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[54/0064] Dritte Vorleſung. menſchlichen Gehirn (Fig. ll.) den ſchematiſchen Umriß von dem Ge¬ hirn eines Weißfiſches (Fig.III.) vergleichen, bei welchem die Buchſta¬ Fig. II. Fig. III. [Abbildung] [Abbildung] ben dieſelbe Bedeutung haben. Hier iſt das große Gehirn (A) der kleinſte Theil bedeutend übertroffen von dem kleinen (C), während die bei weitem größte Maſſe vom Mittelgehirn (B) dargeſtellt wird. Wie wir nun in dem Thierreiche vom Fiſche bis zum Menſchen aufwärts ſchreiten, tritt das Mittelhirn immer mehr gegen die andern beiden Theile zurück, die auffallendſte Entwicklung erfährt aber das große Ge¬ hirn, welches ſchließlich das mittlere und kleine Gehirn vollſtändig von oben her überdeckt und bisweilen mehr als die Hälfte des ganzen Hirn¬ volumens ausmacht. — Vergleichen wir nun in dieſer Beziehung wie¬ derum den Menſchen mit dem Affen *), ſo ſehen wir auch hier keinen weſentlichen Unterſchied, welcher, die geringeren Abweichungen, die unter den Menſchenſtämmen ſelbſt ſtattfinden, überträfe oder auch nur erreichte. — In dieſer Beziehung hat Owen ſich durch Mangelhaftig¬ keit ihm zu Gebote ſtehender Präparate und Zeichnungen auf das ſchlimmſte getäuſcht und eine Eintheilung zwiſchen Menſchen und Affen *) Hierbei dient wieder die Skizze A, auf welcher c das große, a das kleine Gehirn bezeichnet.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schleiden_menschengeschlecht_1863
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schleiden_menschengeschlecht_1863/64
Zitationshilfe: Schleiden, Matthias Jacob: Das Alter des Menschengeschlechts, die Entstehung der Arten und die Stellung des Menschen in der Natur. Leipzig, 1863, S. 54. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schleiden_menschengeschlecht_1863/64>, abgerufen am 04.05.2024.