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Schleicher, August: Compendium der vergleichenden Grammatik der indogermanischen Sprachen. Bd. 2. Weimar, 1862.

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Partic. auf -ta. Lit., Got. Partic. auf -na.
= urspr. star (extendere); kle-tu, wurz. klin (exsecrari) u. s. f.§. 217.
Doch komt auch bei vocalisch auß lautenden wurzeln nicht sel-
ten die im folgenden paragraphen erörterte bildung in anwen-
dung. Das vereinzelte (otu-) vrus-tu, wurz. vruz, 1. sg. praes.
otu-vruz-a (aperio), ist ein beispil erhaltener bildung diser art
nach consonantischem wurzelaußlaute; als adjectivum gilt ves-tu
(notus) für *ved-tu (§. 182, B), wurz. ved (scire, auß vid ge-
steigert), dem man wol noch einige beispile an reihen könte.

Litauisch. Das suffix -ta, nom. sg. masc. -ta-s, fem. -ta,
ist bei verbalstämmen aller art bräuchlich, z. b. kep-ta, wurz.
kep (coquere); suk-ta, wurz. suk (torquere); taiky-ta, verbal-
stamm taiky (coaptare); augin-ta, verbalstamm augin (augere)
u. s. f.

Gotisch. Das suffix -ta, d. i. gotisch -da, nom. sg. msc.
-ths für *-da-s, ntr. -th für *da-m (§. 113. §. 202, 4), fem. -da,
ist fast außschließlich bei ab geleiteten verbalstämmen im ge-
brauche, z. b. sati-da, 3. sg. praes. satji-th, grundf. sadaja-ti
(collocat); veihai-da, 3. sg. praes. veihai-th (sanctificat); fisko-da,
3. sg. praes. fisco-th (piscatur) u. s. f. Ferner bei denen, wel-
che den perfectstamm in der function eines praesens brauchen,
z. b. mah-ta für *mag-da vom perfectstamme mag (possum),
und bei einzelnen verben wie thah-ta für *thak-da, 1. sg. praes.
thagk-ja, wurz. thak (cogitare); brah-ta für *brag-da, 1. sg. praes.
brigga, wurz. brag (afferre; über die wandlung der auß lauten-
den consonanten der wurzel mit dem folgenden dental, s. §.
202, 1) u. s. f.

Das participium auf ursprünglich -na. Participium§. 218.
praeteriti passivi, mit dem auf -ta gleich fungierend.

Als regelmäßige bildung findet sich bei gewissen verbal-
stämmen diß participium nur im altindischen, slawischen, deut-
schen, wodurch das vorhandensein diser bildung in der indo-
germanischen ursprache hinlänglich verbürgt ist. Auch erscheint
-na in den indogermanischen sprachen häufig als nominalstämme
bildendes suffix. Daß -na in der indogermanischen ursprache
auch bereits die function gehabt habe participia praet. passivi
zu bilden, ist durch die übereinstimmung der sprachen erwisen.

Partic. auf -ta. Lit., Got. Partic. auf -na.
= urspr. star (extendere); klę-tŭ, wurz. klĭn (exsecrari) u. s. f.§. 217.
Doch komt auch bei vocalisch auß lautenden wurzeln nicht sel-
ten die im folgenden paragraphen erörterte bildung in anwen-
dung. Das vereinzelte (otŭ-) vrŭs-tŭ, wurz. vrŭz, 1. sg. praes.
otŭ-vrŭz-ą (aperio), ist ein beispil erhaltener bildung diser art
nach consonantischem wurzelaußlaute; als adjectivum gilt věs-tŭ
(notus) für *věd-tŭ (§. 182, B), wurz. věd (scire, auß vid ge-
steigert), dem man wol noch einige beispile an reihen könte.

Litauisch. Das suffix -ta, nom. sg. masc. -ta-s, fem. -ta,
ist bei verbalstämmen aller art bräuchlich, z. b. kèp-ta, wurz.
kep (coquere); sùk-ta, wurz. suk (torquere); táiky-ta, verbal-
stamm táiky (coaptare); áugin-ta, verbalstamm áugin (augere)
u. s. f.

Gotisch. Das suffix -ta, d. i. gotisch -da, nom. sg. msc.
-ths für *-da-s, ntr. -th für *da-m (§. 113. §. 202, 4), fem. -da,
ist fast außschließlich bei ab geleiteten verbalstämmen im ge-
brauche, z. b. sati-da, 3. sg. praes. satji-th, grundf. sâdaja-ti
(collocat); veihai-da, 3. sg. praes. veihai-th (sanctificat); fiskô-da,
3. sg. praes. fiscô-th (piscatur) u. s. f. Ferner bei denen, wel-
che den perfectstamm in der function eines praesens brauchen,
z. b. mah-ta für *mag-da vom perfectstamme mag (possum),
und bei einzelnen verben wie thah-ta für *thak-da, 1. sg. praes.
thagk-ja, wurz. thak (cogitare); brah-ta für *brag-da, 1. sg. praes.
brigga, wurz. brag (afferre; über die wandlung der auß lauten-
den consonanten der wurzel mit dem folgenden dental, s. §.
202, 1) u. s. f.

Das participium auf ursprünglich -na. Participium§. 218.
praeteriti passivi, mit dem auf -ta gleich fungierend.

Als regelmäßige bildung findet sich bei gewissen verbal-
stämmen diß participium nur im altindischen, slawischen, deut-
schen, wodurch das vorhandensein diser bildung in der indo-
germanischen ursprache hinlänglich verbürgt ist. Auch erscheint
-na in den indogermanischen sprachen häufig als nominalstämme
bildendes suffix. Daß -na in der indogermanischen ursprache
auch bereits die function gehabt habe participia praet. passivi
zu bilden, ist durch die übereinstimmung der sprachen erwisen.

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[325/0051] Partic. auf -ta. Lit., Got. Partic. auf -na. = urspr. star (extendere); klę-tŭ, wurz. klĭn (exsecrari) u. s. f. Doch komt auch bei vocalisch auß lautenden wurzeln nicht sel- ten die im folgenden paragraphen erörterte bildung in anwen- dung. Das vereinzelte (otŭ-) vrŭs-tŭ, wurz. vrŭz, 1. sg. praes. otŭ-vrŭz-ą (aperio), ist ein beispil erhaltener bildung diser art nach consonantischem wurzelaußlaute; als adjectivum gilt věs-tŭ (notus) für *věd-tŭ (§. 182, B), wurz. věd (scire, auß vid ge- steigert), dem man wol noch einige beispile an reihen könte. §. 217. Litauisch. Das suffix -ta, nom. sg. masc. -ta-s, fem. -ta, ist bei verbalstämmen aller art bräuchlich, z. b. kèp-ta, wurz. kep (coquere); sùk-ta, wurz. suk (torquere); táiky-ta, verbal- stamm táiky (coaptare); áugin-ta, verbalstamm áugin (augere) u. s. f. Gotisch. Das suffix -ta, d. i. gotisch -da, nom. sg. msc. -ths für *-da-s, ntr. -th für *da-m (§. 113. §. 202, 4), fem. -da, ist fast außschließlich bei ab geleiteten verbalstämmen im ge- brauche, z. b. sati-da, 3. sg. praes. satji-th, grundf. sâdaja-ti (collocat); veihai-da, 3. sg. praes. veihai-th (sanctificat); fiskô-da, 3. sg. praes. fiscô-th (piscatur) u. s. f. Ferner bei denen, wel- che den perfectstamm in der function eines praesens brauchen, z. b. mah-ta für *mag-da vom perfectstamme mag (possum), und bei einzelnen verben wie thah-ta für *thak-da, 1. sg. praes. thagk-ja, wurz. thak (cogitare); brah-ta für *brag-da, 1. sg. praes. brigga, wurz. brag (afferre; über die wandlung der auß lauten- den consonanten der wurzel mit dem folgenden dental, s. §. 202, 1) u. s. f. Das participium auf ursprünglich -na. Participium praeteriti passivi, mit dem auf -ta gleich fungierend. §. 218. Als regelmäßige bildung findet sich bei gewissen verbal- stämmen diß participium nur im altindischen, slawischen, deut- schen, wodurch das vorhandensein diser bildung in der indo- germanischen ursprache hinlänglich verbürgt ist. Auch erscheint -na in den indogermanischen sprachen häufig als nominalstämme bildendes suffix. Daß -na in der indogermanischen ursprache auch bereits die function gehabt habe participia praet. passivi zu bilden, ist durch die übereinstimmung der sprachen erwisen.

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Zitationshilfe: Schleicher, August: Compendium der vergleichenden Grammatik der indogermanischen Sprachen. Bd. 2. Weimar, 1862, S. 325. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schleicher_indogermanische02_1862/51>, abgerufen am 04.05.2024.