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Schleicher, August: Compendium der vergleichenden Grammatik der indogermanischen Sprachen. Bd. 2. Weimar, 1862.

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Perfectstamm. Latein.
durch s; eine analogie, die wol von den häufigen wurzeln und§. 291
stämmen auf dentale, wie z. b. pepeis-mai, wurzel pith, iren
außgang genommen hat; z. b. pe-pleus-tai, wurzel plu.

Alles einzelne überlaßen wir der speciellen grammatik des
griechischen.

Lateinisch. Das perfectum im lateinischen teilt die re-
duplication und die endung ti, urspr. ta d. 2. sing. mit den
perfectformen der übrigen sprachen; den außlaut des perfect-
stammes hat es jedoch nur in wenigen veralteten formen un-
verändert bewart, z. b. in den mit dem perfectstamm zusam-
men gesezten formen, wie (fe-) fac-so, (fe-) fac-sim, (fe-) fac-sem,
vgl. osk. fefac-ust. Außerdem tritt ein i an den außlaut des
perfectstammes, z. b. in *fefaci-siem, darauß *fefici-siem, *feci-
siem, fece-rim;
*fefaci-sam, d. i. *feci-sam, fece-ram, welche
form aber ebenfals nur in zusammensetzungen erhalten ist; im
indicat. perfecti ligen nur formen des perfectstammes auf is vor,
z. b. 2. sing. fecis-ti auß *fefacis-ti, *feficis-ti, vgl. tutudis-ti
(die vereinzelte schreibung -eisti ist unrichtige verwechslung
der positionslänge mit ei = ei; vgl. kürzungen wie scrips-ti für
scripsisti, duxti für duxisti und dergl., welche deutlich für die
kürze des i zeugen); 2. plur. fecis-tis, der 2. sing. völlig ana-
log; 3. plur. fecer-unt (fecerunt ist spätere denung, vgl. altlat.
dedro = dederunt), d. i. *fecis-onti auß *fefacis-onti. Die
3. sing. hat in der älteren sprache die endung -eit, et, z. b.
dedet, dede, fuet, fueit; für die länge des ei und e zeugt,
außer der meßung der dichter, auch die schreibung -eit, z. b.
redieit, dedeit u. a. Diß -eit, -et, -eit dürfte doch nur auß ei-
ner allerdings ungewönlichen wandlung von -is-t zu erklären
sein. Das -ei, -ei der ersten person sing. faßen wir für älteres
-eim, auß lautendes m ist bekantlich im alten latein ser flüch-
tig, übrigens ist ja auch fero = *feromi; dises -eim muß für
*-is-m stehen, so daß also für den verlust des s ersazsteigerung
ein getreten wäre. Die 1. plur. -imus hat entweder das s
nicht an genommen, oder es steht, trotz des i, -imus für
-ismus, wie camena (neben carmen) für casmena, wurzel cas,
altind. cas, cams (narrare, dicere). Die älteren formen des

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Perfectstamm. Latein.
durch s; eine analogie, die wol von den häufigen wurzeln und§. 291
stämmen auf dentale, wie z. b. πέπεισ-μαι, wurzel πιθ, iren
außgang genommen hat; z. b. πέ-πλευσ-ται, wurzel πλυ.

Alles einzelne überlaßen wir der speciellen grammatik des
griechischen.

Lateinisch. Das perfectum im lateinischen teilt die re-
duplication und die endung ti, urspr. ta d. 2. sing. mit den
perfectformen der übrigen sprachen; den außlaut des perfect-
stammes hat es jedoch nur in wenigen veralteten formen un-
verändert bewart, z. b. in den mit dem perfectstamm zusam-
men gesezten formen, wie (fe-) fac-so, (fe-) fac-sim, (fe-) fac-sem,
vgl. osk. fefac-ust. Außerdem tritt ein i an den außlaut des
perfectstammes, z. b. in *fefaci-siêm, darauß *fefici-siêm, *fêci-
siêm, fece-rim;
*fefaci-sam, d. i. *fêci-sam, fêce-ram, welche
form aber ebenfals nur in zusammensetzungen erhalten ist; im
indicat. perfecti ligen nur formen des perfectstammes auf is vor,
z. b. 2. sing. fêcis-ti auß *fefacis-ti, *feficis-ti, vgl. tutudis-ti
(die vereinzelte schreibung -eisti ist unrichtige verwechslung
der positionslänge mit î = ei; vgl. kürzungen wie scrips-ti für
scripsisti, duxti für duxisti und dergl., welche deutlich für die
kürze des i zeugen); 2. plur. fêcis-tis, der 2. sing. völlig ana-
log; 3. plur. fêcĕr-unt (fecêrunt ist spätere denung, vgl. altlat.
dedro = dedĕrunt), d. i. *fêcis-onti auß *fefacis-onti. Die
3. sing. hat in der älteren sprache die endung -ît, êt, z. b.
dedêt, dedê, fuêt, fuît; für die länge des î und ê zeugt,
außer der meßung der dichter, auch die schreibung -eit, z. b.
redieit, dedeit u. a. Diß -eit, -êt, -ît dürfte doch nur auß ei-
ner allerdings ungewönlichen wandlung von -ĭs-t zu erklären
sein. Das -î, -ei der ersten person sing. faßen wir für älteres
-eim, auß lautendes m ist bekantlich im alten latein ser flüch-
tig, übrigens ist ja auch fero = *ferômi; dises -eim muß für
*-is-m stehen, so daß also für den verlust des s ersazsteigerung
ein getreten wäre. Die 1. plur. -ĭmus hat entweder das s
nicht an genommen, oder es steht, trotz des ĭ, -ĭmus für
-ĭsmus, wie cămêna (neben carmen) für casmena, wurzel cas,
altind. ças, çaṁs (narrare, dicere). Die älteren formen des

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[559/0285] Perfectstamm. Latein. durch s; eine analogie, die wol von den häufigen wurzeln und stämmen auf dentale, wie z. b. πέπεισ-μαι, wurzel πιθ, iren außgang genommen hat; z. b. πέ-πλευσ-ται, wurzel πλυ. §. 291 Alles einzelne überlaßen wir der speciellen grammatik des griechischen. Lateinisch. Das perfectum im lateinischen teilt die re- duplication und die endung ti, urspr. ta d. 2. sing. mit den perfectformen der übrigen sprachen; den außlaut des perfect- stammes hat es jedoch nur in wenigen veralteten formen un- verändert bewart, z. b. in den mit dem perfectstamm zusam- men gesezten formen, wie (fe-) fac-so, (fe-) fac-sim, (fe-) fac-sem, vgl. osk. fefac-ust. Außerdem tritt ein i an den außlaut des perfectstammes, z. b. in *fefaci-siêm, darauß *fefici-siêm, *fêci- siêm, fece-rim; *fefaci-sam, d. i. *fêci-sam, fêce-ram, welche form aber ebenfals nur in zusammensetzungen erhalten ist; im indicat. perfecti ligen nur formen des perfectstammes auf is vor, z. b. 2. sing. fêcis-ti auß *fefacis-ti, *feficis-ti, vgl. tutudis-ti (die vereinzelte schreibung -eisti ist unrichtige verwechslung der positionslänge mit î = ei; vgl. kürzungen wie scrips-ti für scripsisti, duxti für duxisti und dergl., welche deutlich für die kürze des i zeugen); 2. plur. fêcis-tis, der 2. sing. völlig ana- log; 3. plur. fêcĕr-unt (fecêrunt ist spätere denung, vgl. altlat. dedro = dedĕrunt), d. i. *fêcis-onti auß *fefacis-onti. Die 3. sing. hat in der älteren sprache die endung -ît, êt, z. b. dedêt, dedê, fuêt, fuît; für die länge des î und ê zeugt, außer der meßung der dichter, auch die schreibung -eit, z. b. redieit, dedeit u. a. Diß -eit, -êt, -ît dürfte doch nur auß ei- ner allerdings ungewönlichen wandlung von -ĭs-t zu erklären sein. Das -î, -ei der ersten person sing. faßen wir für älteres -eim, auß lautendes m ist bekantlich im alten latein ser flüch- tig, übrigens ist ja auch fero = *ferômi; dises -eim muß für *-is-m stehen, so daß also für den verlust des s ersazsteigerung ein getreten wäre. Die 1. plur. -ĭmus hat entweder das s nicht an genommen, oder es steht, trotz des ĭ, -ĭmus für -ĭsmus, wie cămêna (neben carmen) für casmena, wurzel cas, altind. ças, çaṁs (narrare, dicere). Die älteren formen des 36*

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Zitationshilfe: Schleicher, August: Compendium der vergleichenden Grammatik der indogermanischen Sprachen. Bd. 2. Weimar, 1862, S. 559. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schleicher_indogermanische02_1862/285>, abgerufen am 24.11.2024.