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Schleicher, August: Compendium der vergleichenden Grammatik der indogermanischen Sprachen. Bd. 2. Weimar, 1862.

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Persönl. pron. Pluralis. Lit., Got.
mi haben die gewönlichen endungen diser casus = ursprüngl.§. 266.
-bhjam-s, -bhi-s; genitiv und locativ haben aber hier das s der
endungen gen. -sam, loc. -su erhalten und nicht, wie in der
pronominalen declination, in -chu gewandelt (vgl. §. 256, pg. 467).

Litauisch. Nomin. I. mes, II. jus scheinen die gedenten
reste der vorauß zu setzenden stämme ma-sma-, ju-sma- zu
sein; das selbe gilt vom

Acc. I. mus, II. jus, auf dessen gestaltung die accusativ-
endung der a-stämme (z. b. vilkus) ein gewirkt zu haben scheint.

Loc. I. musyje, musy; II. jusyje, jusy fürt auf einen
i-stamm musi, jusi, ein offenbar junges gebilde; die endung
ist die des singulars.

Im dat. altlit. I. mu-mus, II. ju-mus, später I. mu-ms, II.
ju-ms und im

Instrumentalis I. mu-mis, II. ju-mis, erscheinen mu und
ju als stämme, an welche die gewönlichen endungen diser ca-
sus an treten (vgl. no-bis, vo-bis; slaw. na-mu, va-mu, instr.
na-mi, va-mi).

Gen. I. musu, II. jusu, zemaitisch I. munsu, II. junsu; die
endung u (u, jezt aber meist zu u verkürzt) ist die gewön-
liche dises casus; mus und jus sind hier als die stämme behan-
delt; das zemaitische I. muns, II. juns scheint durch umstellung
auß mu-sm, ju-sm, grundf. ma-sma, tva-sma entstanden zu sein
und wir haben also auch in andern casus das litauische mus,
jus
für regelrechte veränderung eines älteren muns, juns zu
halten u. dem zu folge eigentlich mus zu schreiben (pg. 110).

Gotisch. Nom. I. veis, plural eines i-stammes vi, wol auß
*mi, *ma; II. jus, wol = lit. jus.

Acc. und dat. I. unsi-s, uns, abgekürzte form; II. izvi-s;
s
ist wol nach analogie des dat. sing. gebildet, die stämme I.
unsi, II. izvi sind wol kaum anders denn als veränderungen
von I. ma-sma, II. tva-sma zu faßen; unsi erinnert an das li-
tauische muns- (im zemait. genit. munsu).

Genitiv I. unsara, II. izvara sind adjectivische stämme
in dem selben casus wie sing. meina, theina, seina, also mut-
maßlich genitiv pluralis.

Persönl. pron. Pluralis. Lit., Got.
mi haben die gewönlichen endungen diser casus = ursprüngl.§. 266.
-bhjam-s, -bhi-s; genitiv und locativ haben aber hier das s der
endungen gen. -sâm, loc. -su erhalten und nicht, wie in der
pronominalen declination, in -chŭ gewandelt (vgl. §. 256, pg. 467).

Litauisch. Nomin. I. més, II. jús scheinen die gedenten
reste der vorauß zu setzenden stämme ma-sma-, ju-sma- zu
sein; das selbe gilt vom

Acc. I. mùs, II. jùs, auf dessen gestaltung die accusativ-
endung der a-stämme (z. b. vilkùs) ein gewirkt zu haben scheint.

Loc. I. mūsyjè, mūsý; II. jūsyjè, jusý fürt auf einen
i-stamm mūsi, jūsi, ein offenbar junges gebilde; die endung
ist die des singulars.

Im dat. altlit. I. mu-mus, II. ju-mus, später I. mù-ms, II.
ju-ms und im

Instrumentalis I. mu-mìs, II. ju-mìs, erscheinen mu und
ju als stämme, an welche die gewönlichen endungen diser ca-
sus an treten (vgl. nô-bis, vô-bis; slaw. na-mŭ, va-mŭ, instr.
na-mi, va-mi).

Gen. I. músu, II. júsu, żemaitisch I. munsu, II. junsu; die
endung u (ū, jezt aber meist zu ŭ verkürzt) ist die gewön-
liche dises casus; mūs und jūs sind hier als die stämme behan-
delt; das żemaitische I. muns, II. juns scheint durch umstellung
auß mu-sm, ju-sm, grundf. ma-sma, tva-sma entstanden zu sein
und wir haben also auch in andern casus das litauische mus,
jus
für regelrechte veränderung eines älteren muns, juns zu
halten u. dem zu folge eigentlich mųs zu schreiben (pg. 110).

Gotisch. Nom. I. veis, plural eines i-stammes vi, wol auß
*mi, *ma; II. jus, wol = lit. jus.

Acc. und dat. I. unsi-s, uns, abgekürzte form; II. izvi-s;
s
ist wol nach analogie des dat. sing. gebildet, die stämme I.
unsi, II. izvi sind wol kaum anders denn als veränderungen
von I. ma-sma, II. tva-sma zu faßen; unsi erinnert an das li-
tauische muns- (im żemait. genit. munsu).

Genitiv I. unsara, II. izvara sind adjectivische stämme
in dem selben casus wie sing. meina, theina, seina, also mut-
maßlich genitiv pluralis.

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[501/0227] Persönl. pron. Pluralis. Lit., Got. mi haben die gewönlichen endungen diser casus = ursprüngl. -bhjam-s, -bhi-s; genitiv und locativ haben aber hier das s der endungen gen. -sâm, loc. -su erhalten und nicht, wie in der pronominalen declination, in -chŭ gewandelt (vgl. §. 256, pg. 467). §. 266. Litauisch. Nomin. I. més, II. jús scheinen die gedenten reste der vorauß zu setzenden stämme ma-sma-, ju-sma- zu sein; das selbe gilt vom Acc. I. mùs, II. jùs, auf dessen gestaltung die accusativ- endung der a-stämme (z. b. vilkùs) ein gewirkt zu haben scheint. Loc. I. mūsyjè, mūsý; II. jūsyjè, jusý fürt auf einen i-stamm mūsi, jūsi, ein offenbar junges gebilde; die endung ist die des singulars. Im dat. altlit. I. mu-mus, II. ju-mus, später I. mù-ms, II. ju-ms und im Instrumentalis I. mu-mìs, II. ju-mìs, erscheinen mu und ju als stämme, an welche die gewönlichen endungen diser ca- sus an treten (vgl. nô-bis, vô-bis; slaw. na-mŭ, va-mŭ, instr. na-mi, va-mi). Gen. I. músu, II. júsu, żemaitisch I. munsu, II. junsu; die endung u (ū, jezt aber meist zu ŭ verkürzt) ist die gewön- liche dises casus; mūs und jūs sind hier als die stämme behan- delt; das żemaitische I. muns, II. juns scheint durch umstellung auß mu-sm, ju-sm, grundf. ma-sma, tva-sma entstanden zu sein und wir haben also auch in andern casus das litauische mus, jus für regelrechte veränderung eines älteren muns, juns zu halten u. dem zu folge eigentlich mųs zu schreiben (pg. 110). Gotisch. Nom. I. veis, plural eines i-stammes vi, wol auß *mi, *ma; II. jus, wol = lit. jus. Acc. und dat. I. unsi-s, uns, abgekürzte form; II. izvi-s; s ist wol nach analogie des dat. sing. gebildet, die stämme I. unsi, II. izvi sind wol kaum anders denn als veränderungen von I. ma-sma, II. tva-sma zu faßen; unsi erinnert an das li- tauische muns- (im żemait. genit. munsu). Genitiv I. unsara, II. izvara sind adjectivische stämme in dem selben casus wie sing. meina, theina, seina, also mut- maßlich genitiv pluralis.

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Zitationshilfe: Schleicher, August: Compendium der vergleichenden Grammatik der indogermanischen Sprachen. Bd. 2. Weimar, 1862, S. 501. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schleicher_indogermanische02_1862/227>, abgerufen am 06.05.2024.