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Schleicher, August: Compendium der vergleichenden Grammatik der indogermanischen Sprachen. Bd. 2. Weimar, 1862.

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Dat. ablat. instr. dual. Altbulg., Lit.; Vocat. Urspr., Altind.
§. 262.*bhjams erhalten; plur. bhjams: dual. bhjams = slaw. plur.
mu: dual. ma.

Consonantische haben die i-form (2. slovesi-ma; 3. kameni-
ma,
5. materi-ma, in der regel mit e für i; auch hier svekruva-ma
nach 10); 8. syno-ma, mit o für u und also wie 10; 9. kosti-ma;
10. masc. vluko-ma für älteres vluku-ma; neutr. delo-ma; die
ja-stämme masc. konje-ma; neutr. polje-ma, nach der regel;
femin. raka-ma, ja-stämme dusa-ma = *duchja-ma.

Litauisch. Von der ganzen endung ist nur m übrig. Es
tritt an wie das -ms des plural. Demnach (3. akmeni-m, 5.
moteri-m, nach analogie der i-stämme) 8. sunu-m; 9. avi-m;
10. vilka-m (dalgia-m) mit denung des stammaußlautes; fem.
ranko-m (zole-m).

§. 263.

Vocativ. Der vocativ ist kein casus, sondern das nomen
in der form der interjection, also seiner form nach nicht ein-
mal ein wort. Von einem casussuffix kann demnach gar nicht
die rede sein. Nur der singular hat im indogermanischen eine
vocativform, welche also auß dem reinen wortstamme (durch
den ruf verkürzt oder auch wol gedent und gesteigert) besteht.
Plural und dual haben keine vocativform, sondern der nomina-
tiv (im altind. stäts mit ton auf der ersten silbe) gilt als vo-
cativ; auch im singular wird leicht in den sprachen der nomi-
nativ anstatt des vocativs gebraucht.

Indog. urspr. 1. vak; 2. manas u. s. f. die reinen stam-
formen; so warscheinlich auch bei den vocalischen 3. sunu; 9.
pati, 10. akva; femin. akva, villeicht akva.

Altindisch. Ton stäts auf der ersten silbe. Consonan-
tische zeigen den reinen stamm; masc. femin. der i- und u-
stämme steigern den stammaußlaut, was vedisch jedoch biswei-
len unterbleibt; feminina auf a (10) wandeln a in e, hierin ist
eine schwächung von a zu sehen; besonders vedisch findet sich
bei gewissen nominibus im femin. auch a. Diphthongische und
solche auf wurzelhaften langen vocal bilden keinen vocativ,
sondern gebrauchen die nominativform als vocativ.

1. vak (§. 122, schluß); 2. manas; 3. taksan, naman; 4.
bharan für bharant (§. 131, 1), in reduplicierten, wo n felt,

Dat. ablat. instr. dual. Altbulg., Lit.; Vocat. Urspr., Altind.
§. 262.*bhjâms erhalten; plur. bhjams: dual. bhjâms = slaw. plur.
mŭ: dual. ma.

Consonantische haben die i-form (2. slovesĭ-ma; 3. kamenĭ-
ma,
5. materĭ-ma, in der regel mit e für ĭ; auch hier svekrŭva-ma
nach 10); 8. syno-ma, mit o für ŭ und also wie 10; 9. kostĭ-ma;
10. masc. vlŭko-ma für älteres vlŭkŭ-ma; neutr. dělo-ma; die
ja-stämme masc. konje-ma; neutr. polje-ma, nach der regel;
femin. rąka-ma, ja-stämme duša-ma = *duchja-ma.

Litauisch. Von der ganzen endung ist nur m übrig. Es
tritt an wie das -ms des plural. Demnach (3. akmenì-m, 5.
moterì-m, nach analogie der i-stämme) 8. sunù-m; 9. avì-m;
10. vilká-m (dàlgia-m) mit denung des stammaußlautes; fem.
rànkô-m (żôlė́-m).

§. 263.

Vocativ. Der vocativ ist kein casus, sondern das nomen
in der form der interjection, also seiner form nach nicht ein-
mal ein wort. Von einem casussuffix kann demnach gar nicht
die rede sein. Nur der singular hat im indogermanischen eine
vocativform, welche also auß dem reinen wortstamme (durch
den ruf verkürzt oder auch wol gedent und gesteigert) besteht.
Plural und dual haben keine vocativform, sondern der nomina-
tiv (im altind. stäts mit ton auf der ersten silbe) gilt als vo-
cativ; auch im singular wird leicht in den sprachen der nomi-
nativ anstatt des vocativs gebraucht.

Indog. urspr. 1. vâk; 2. manas u. s. f. die reinen stam-
formen; so warscheinlich auch bei den vocalischen 3. sunu; 9.
pati, 10. akva; femin. akvâ, villeicht akva.

Altindisch. Ton stäts auf der ersten silbe. Consonan-
tische zeigen den reinen stamm; masc. femin. der i- und u-
stämme steigern den stammaußlaut, was vêdisch jedoch biswei-
len unterbleibt; feminina auf â (10) wandeln â in ê, hierin ist
eine schwächung von â zu sehen; besonders vêdisch findet sich
bei gewissen nominibus im femin. auch a. Diphthongische und
solche auf wurzelhaften langen vocal bilden keinen vocativ,
sondern gebrauchen die nominativform als vocativ.

1. vâk (§. 122, schluß); 2. mánas; 3. tákśan, nấman; 4.
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[480/0206] Dat. ablat. instr. dual. Altbulg., Lit.; Vocat. Urspr., Altind. *bhjâms erhalten; plur. bhjams: dual. bhjâms = slaw. plur. mŭ: dual. ma. §. 262. Consonantische haben die i-form (2. slovesĭ-ma; 3. kamenĭ- ma, 5. materĭ-ma, in der regel mit e für ĭ; auch hier svekrŭva-ma nach 10); 8. syno-ma, mit o für ŭ und also wie 10; 9. kostĭ-ma; 10. masc. vlŭko-ma für älteres vlŭkŭ-ma; neutr. dělo-ma; die ja-stämme masc. konje-ma; neutr. polje-ma, nach der regel; femin. rąka-ma, ja-stämme duša-ma = *duchja-ma. Litauisch. Von der ganzen endung ist nur m übrig. Es tritt an wie das -ms des plural. Demnach (3. akmenì-m, 5. moterì-m, nach analogie der i-stämme) 8. sunù-m; 9. avì-m; 10. vilká-m (dàlgia-m) mit denung des stammaußlautes; fem. rànkô-m (żôlė́-m). Vocativ. Der vocativ ist kein casus, sondern das nomen in der form der interjection, also seiner form nach nicht ein- mal ein wort. Von einem casussuffix kann demnach gar nicht die rede sein. Nur der singular hat im indogermanischen eine vocativform, welche also auß dem reinen wortstamme (durch den ruf verkürzt oder auch wol gedent und gesteigert) besteht. Plural und dual haben keine vocativform, sondern der nomina- tiv (im altind. stäts mit ton auf der ersten silbe) gilt als vo- cativ; auch im singular wird leicht in den sprachen der nomi- nativ anstatt des vocativs gebraucht. Indog. urspr. 1. vâk; 2. manas u. s. f. die reinen stam- formen; so warscheinlich auch bei den vocalischen 3. sunu; 9. pati, 10. akva; femin. akvâ, villeicht akva. Altindisch. Ton stäts auf der ersten silbe. Consonan- tische zeigen den reinen stamm; masc. femin. der i- und u- stämme steigern den stammaußlaut, was vêdisch jedoch biswei- len unterbleibt; feminina auf â (10) wandeln â in ê, hierin ist eine schwächung von â zu sehen; besonders vêdisch findet sich bei gewissen nominibus im femin. auch a. Diphthongische und solche auf wurzelhaften langen vocal bilden keinen vocativ, sondern gebrauchen die nominativform als vocativ. 1. vâk (§. 122, schluß); 2. mánas; 3. tákśan, nấman; 4. bháran für bhárant (§. 131, 1), in reduplicierten, wo n felt,

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Zitationshilfe: Schleicher, August: Compendium der vergleichenden Grammatik der indogermanischen Sprachen. Bd. 2. Weimar, 1862, S. 480. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schleicher_indogermanische02_1862/206>, abgerufen am 06.05.2024.