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Schleicher, August: Compendium der vergleichenden Grammatik der indogermanischen Sprachen. Bd. 2. Weimar, 1862.

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Genit. locat. dual. Altbaktr., Altir. Altbulg. Instr. sing. I.
§. 257.

Altbaktrische formen des gen. loc. dual. sind z. b. 8. bazv-o
zu stamm bazu (brachium), anhv-o, anhu-j-aos (Spiegel, Beitr.
II, 30) zu stamm anhu (mundus); 10. acpa-j-o, belegt ist
zacta-j-o zu zasta (manus); ubo-j-o für uba-j-o (§. 27, 5) zu
uba (ambo). Die bildung dises casus stimt also im wesentl. zu
der der altindischen.

Altirische formen wie 1. rig (cathrach); 3. talman; 5.
athar; 8. betha; 9. faithe, fatha; 10. masc. fer, ball, femin.
rann, ja-st. masc. rannaire, femin. caile (e = ja oder ja, §.
75) zeigen die wirkungen eines nicht i enthaltenden vocales;
genaueres läßt sich wol kaum ermitteln.

Altbulg. u tritt an, vorher gehendes i wird zu ij ge-
spalten, u als vertreter von urspr. a und u schwindet. Dem-
nach 2. nebes-u; 8. synu; 9. kostij-u; 10. vluku, femin. raku.

§. 258.

Instrumentalis singularis I*). Der instrumentalis
singularis wird im indogermanischen durch zwei völlig verschi-
dene suffixe gegeben und wir müßen daher an nemen, daß
zwei ursprünglich verschidene casus vor ligen, die wir hier zu
trennen versuchen. Da der instrumentalis auch zwei verschi-
dene functionen hat, indem er sowol das verbundensein, als
das mittel und werkzeug bezeichnet, so ligt es nahe zu ver-
muten, daß jeder diser functionen ursprünglich eines der bei-
den suffixe entsprochen habe, von denen jedoch im vor ligen-
den zustande der sprache ein jedes beide zeigt (wie z. b. auch
im deutschen 'mit' nunmer beide functionen zusammen auf
treten; wie der echte dativ, z. b. gotisch vulfa, grundform
varkai, eben so auch locativische function hat, wie der echte
locativ, z. b. gotisch brothr, grundform bhratari, auch dati-
vische u. s. f.).

Dem singular ist das eine diser beiden instrumentalsuffixa
nämlich a eigentümlich (a ist bekantlich ein in der stambil-
dung ser vil an gewanter demonstrativer pronominalstamm, von
welchem dises instrumentalsuffix durch steigerung gebildet zu

*) Disen abschnitt habe ich mit einigen änderungen bereits in Beitr.
II, pg. 454 flg. ab drucken laßen.
Genit. locat. dual. Altbaktr., Altir. Altbulg. Instr. sing. I.
§. 257.

Altbaktrische formen des gen. loc. dual. sind z. b. 8. bâzv-ô
zu stamm bâzu (brachium), aṅhv-ô, aṅhu-j-aos (Spiegel, Beitr.
II, 30) zu stamm aṅhu (mundus); 10. açpa-j-ô, belegt ist
zaçta-j-ô zu zasta (manus); ubô-j-ô für uba-j-ô (§. 27, 5) zu
uba (ambo). Die bildung dises casus stimt also im wesentl. zu
der der altindischen.

Altirische formen wie 1. ríg (cathrach); 3. talman; 5.
athar; 8. betha; 9. fáithe, fátha; 10. masc. fer, ball, femin.
rann, ja-st. masc. rannaire, femin. caile (e = ja oder jâ, §.
75) zeigen die wirkungen eines nicht i enthaltenden vocales;
genaueres läßt sich wol kaum ermitteln.

Altbulg. u tritt an, vorher gehendes i wird zu ij ge-
spalten, ŭ als vertreter von urspr. a und u schwindet. Dem-
nach 2. nebes-u; 8. synu; 9. kostij-u; 10. vlŭku, femin. rąku.

§. 258.

Instrumentalis singularis I*). Der instrumentalis
singularis wird im indogermanischen durch zwei völlig verschi-
dene suffixe gegeben und wir müßen daher an nemen, daß
zwei ursprünglich verschidene casus vor ligen, die wir hier zu
trennen versuchen. Da der instrumentalis auch zwei verschi-
dene functionen hat, indem er sowol das verbundensein, als
das mittel und werkzeug bezeichnet, so ligt es nahe zu ver-
muten, daß jeder diser functionen ursprünglich eines der bei-
den suffixe entsprochen habe, von denen jedoch im vor ligen-
den zustande der sprache ein jedes beide zeigt (wie z. b. auch
im deutschen ‘mit’ nunmer beide functionen zusammen auf
treten; wie der echte dativ, z. b. gotisch vulfa, grundform
varkâi, eben so auch locativische function hat, wie der echte
locativ, z. b. gotisch brôthr, grundform bhrâtari, auch dati-
vische u. s. f.).

Dem singular ist das eine diser beiden instrumentalsuffixa
nämlich â eigentümlich (a ist bekantlich ein in der stambil-
dung ser vil an gewanter demonstrativer pronominalstamm, von
welchem dises instrumentalsuffix durch steigerung gebildet zu

*) Disen abschnitt habe ich mit einigen änderungen bereits in Beitr.
II, pg. 454 flg. ab drucken laßen.
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[468/0194] Genit. locat. dual. Altbaktr., Altir. Altbulg. Instr. sing. I. Altbaktrische formen des gen. loc. dual. sind z. b. 8. bâzv-ô zu stamm bâzu (brachium), aṅhv-ô, aṅhu-j-aos (Spiegel, Beitr. II, 30) zu stamm aṅhu (mundus); 10. açpa-j-ô, belegt ist zaçta-j-ô zu zasta (manus); ubô-j-ô für uba-j-ô (§. 27, 5) zu uba (ambo). Die bildung dises casus stimt also im wesentl. zu der der altindischen. Altirische formen wie 1. ríg (cathrach); 3. talman; 5. athar; 8. betha; 9. fáithe, fátha; 10. masc. fer, ball, femin. rann, ja-st. masc. rannaire, femin. caile (e = ja oder jâ, §. 75) zeigen die wirkungen eines nicht i enthaltenden vocales; genaueres läßt sich wol kaum ermitteln. Altbulg. u tritt an, vorher gehendes i wird zu ij ge- spalten, ŭ als vertreter von urspr. a und u schwindet. Dem- nach 2. nebes-u; 8. synu; 9. kostij-u; 10. vlŭku, femin. rąku. Instrumentalis singularis I *). Der instrumentalis singularis wird im indogermanischen durch zwei völlig verschi- dene suffixe gegeben und wir müßen daher an nemen, daß zwei ursprünglich verschidene casus vor ligen, die wir hier zu trennen versuchen. Da der instrumentalis auch zwei verschi- dene functionen hat, indem er sowol das verbundensein, als das mittel und werkzeug bezeichnet, so ligt es nahe zu ver- muten, daß jeder diser functionen ursprünglich eines der bei- den suffixe entsprochen habe, von denen jedoch im vor ligen- den zustande der sprache ein jedes beide zeigt (wie z. b. auch im deutschen ‘mit’ nunmer beide functionen zusammen auf treten; wie der echte dativ, z. b. gotisch vulfa, grundform varkâi, eben so auch locativische function hat, wie der echte locativ, z. b. gotisch brôthr, grundform bhrâtari, auch dati- vische u. s. f.). Dem singular ist das eine diser beiden instrumentalsuffixa nämlich â eigentümlich (a ist bekantlich ein in der stambil- dung ser vil an gewanter demonstrativer pronominalstamm, von welchem dises instrumentalsuffix durch steigerung gebildet zu *) Disen abschnitt habe ich mit einigen änderungen bereits in Beitr. II, pg. 454 flg. ab drucken laßen.

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Zitationshilfe: Schleicher, August: Compendium der vergleichenden Grammatik der indogermanischen Sprachen. Bd. 2. Weimar, 1862, S. 468. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schleicher_indogermanische02_1862/194>, abgerufen am 03.05.2024.