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Schleicher, August: Compendium der vergleichenden Grammatik der indogermanischen Sprachen. Bd. 1. Weimar, 1861.

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Altbulg. Consonantische lautgesetze. Assimilation.
pelung zweier gleicher laute (im slaw. wenigstens), wird auf dise
weise ersezt, z. b. nesu = *nes-su, praes. nes-a (fero), grundf.
ist nak-ami (mit s = k, vgl. griech. wurz. e-nek, s. oben §.
176, 1). Dise angleichung findet one ersazdenung statt z. b.
in po-grese auß *-greb-se, praes. po-greb-a (sepelio) neben po-
gresu
auß -greb-su mit ersazdenung; jasu, jase und, mit der
jüngeren wandlung von s zu ch, jachu, jase (sihe unten 6) auß
*jad-su, *jad-se, älter *ad-sam, *ad-sant, zu praes. jami auß
*jad-mi (edo). In disen zulezt an gefürten fällen läßt sich nicht
entscheiden, ob ersazdenung statt findet oder nicht, da das a
in disen aoristformen möglicher weise lang gewesen sein kann.

2. Volkommene angleichung des folgenden con-
sonanten an den vorher gehenden
. Im inlaute finden
sich für dise art der assimilation wol schwerlich beispile. In
zusammensetzung mit der praeposition obu, welche ir u verliert,
assimiliert sich an lautendes v dem b, z. b. obi-ti (circumvol-
vere) für *ob-bi-ti auß *ob-vi-ti wurz. vi; obezati (involvere) für
*ob-vez-ati wurz. vez u. s. f.

3. Anänlichung des vorher gehenden consonan-
ten an den folgenden laut
.

a. Wie in andern sprachen, so gehen auch hier vor stum-
men lauten die tönenden in stumme, vor tönenden die stum-
men in tönende über. Diß zeigt sich namentlich bei z und s,
nicht nur im außlaute von praepositionen, sondern auch im in-
laute der worte, z. b. noz-dri (nasus) von nosu (dass); mez-dra
(corticis pars interior, das fleischige der rinde) zu mes-o (caro);
ves-ti (infinit.) neben vez-a (veho); l wirkt als ein stummer laut,
z. b. ves-lo (remus) wurz. vez (vehere); mas-lo (oleum), vgl.
maz-ati (ungere); u-ves-lo (mitra), vgl. u-vez-ati (ligare), vez-nati
(coronare).

b. Die gutturalen wandeln sich vor palatalen vocalen (i,
i = urspr. i, e = in, im oder em, e und e) in linguale und
dentale laute; und zwar wird k zu c und c, g zu z und z, ch
zu s und s.

Vor e findet nur die wandlung in die lingualen laute c (=
ts), z, s statt, z. b. cetyrije, vgl. lit. keturi (quatuor); im vocat.

Altbulg. Consonantische lautgesetze. Assimilation.
pelung zweier gleicher laute (im slaw. wenigstens), wird auf dise
weise ersezt, z. b. něsu = *nes-sŭ, praes. nes-ą (fero), grundf.
ist nak-âmi (mit s = k, vgl. griech. wurz. ἐ-νεϰ, s. oben §.
176, 1). Dise angleichung findet one ersazdenung statt z. b.
in po-gresę auß *-greb-sę, praes. po-greb-ą (sepelio) neben po-
grěsŭ
auß -greb-sŭ mit ersazdenung; jasŭ, jasę und, mit der
jüngeren wandlung von s zu ch, jachŭ, jašę (sihe unten 6) auß
*jad-sŭ, *jad-sę, älter *ad-sam, *ad-sant, zu praes. jamĭ auß
*jad-mĭ (edo). In disen zulezt an gefürten fällen läßt sich nicht
entscheiden, ob ersazdenung statt findet oder nicht, da das a
in disen aoristformen möglicher weise lang gewesen sein kann.

2. Volkommene angleichung des folgenden con-
sonanten an den vorher gehenden
. Im inlaute finden
sich für dise art der assimilation wol schwerlich beispile. In
zusammensetzung mit der praeposition obŭ, welche ir ŭ verliert,
assimiliert sich an lautendes v dem b, z. b. obi-ti (circumvol-
vere) für *ob-bi-ti auß *ob-vi-ti wurz. vi; obęzati (involvere) für
*ob-vęz-ati wurz. vęz u. s. f.

3. Anänlichung des vorher gehenden consonan-
ten an den folgenden laut
.

a. Wie in andern sprachen, so gehen auch hier vor stum-
men lauten die tönenden in stumme, vor tönenden die stum-
men in tönende über. Diß zeigt sich namentlich bei z und s,
nicht nur im außlaute von praepositionen, sondern auch im in-
laute der worte, z. b. noz-dri (nasus) von nosŭ (dass); męz-dra
(corticis pars interior, das fleischige der rinde) zu męs-o (caro);
ves-ti (infinit.) neben vez-ą (veho); l wirkt als ein stummer laut,
z. b. ves-lo (remus) wurz. vez (vehere); mas-lo (oleum), vgl.
maz-ati (ungere); u-vęs-lo (mitra), vgl. u-vęz-ati (ligare), vęz-nąti
(coronare).

b. Die gutturalen wandeln sich vor palatalen vocalen (i,
ĭ = urspr. i, ę = in, im oder em, ě und e) in linguale und
dentale laute; und zwar wird k zu č und c, g zu ž und z, ch
zu š und s.

Vor e findet nur die wandlung in die lingualen laute č (=
tš), ž, š statt, z. b. četyrije, vgl. lit. keturì (quatuor); im vocat.

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[245/0259] Altbulg. Consonantische lautgesetze. Assimilation. pelung zweier gleicher laute (im slaw. wenigstens), wird auf dise weise ersezt, z. b. něsu = *nes-sŭ, praes. nes-ą (fero), grundf. ist nak-âmi (mit s = k, vgl. griech. wurz. ἐ-νεϰ, s. oben §. 176, 1). Dise angleichung findet one ersazdenung statt z. b. in po-gresę auß *-greb-sę, praes. po-greb-ą (sepelio) neben po- grěsŭ auß -greb-sŭ mit ersazdenung; jasŭ, jasę und, mit der jüngeren wandlung von s zu ch, jachŭ, jašę (sihe unten 6) auß *jad-sŭ, *jad-sę, älter *ad-sam, *ad-sant, zu praes. jamĭ auß *jad-mĭ (edo). In disen zulezt an gefürten fällen läßt sich nicht entscheiden, ob ersazdenung statt findet oder nicht, da das a in disen aoristformen möglicher weise lang gewesen sein kann. 2. Volkommene angleichung des folgenden con- sonanten an den vorher gehenden. Im inlaute finden sich für dise art der assimilation wol schwerlich beispile. In zusammensetzung mit der praeposition obŭ, welche ir ŭ verliert, assimiliert sich an lautendes v dem b, z. b. obi-ti (circumvol- vere) für *ob-bi-ti auß *ob-vi-ti wurz. vi; obęzati (involvere) für *ob-vęz-ati wurz. vęz u. s. f. 3. Anänlichung des vorher gehenden consonan- ten an den folgenden laut. a. Wie in andern sprachen, so gehen auch hier vor stum- men lauten die tönenden in stumme, vor tönenden die stum- men in tönende über. Diß zeigt sich namentlich bei z und s, nicht nur im außlaute von praepositionen, sondern auch im in- laute der worte, z. b. noz-dri (nasus) von nosŭ (dass); męz-dra (corticis pars interior, das fleischige der rinde) zu męs-o (caro); ves-ti (infinit.) neben vez-ą (veho); l wirkt als ein stummer laut, z. b. ves-lo (remus) wurz. vez (vehere); mas-lo (oleum), vgl. maz-ati (ungere); u-vęs-lo (mitra), vgl. u-vęz-ati (ligare), vęz-nąti (coronare). b. Die gutturalen wandeln sich vor palatalen vocalen (i, ĭ = urspr. i, ę = in, im oder em, ě und e) in linguale und dentale laute; und zwar wird k zu č und c, g zu ž und z, ch zu š und s. Vor e findet nur die wandlung in die lingualen laute č (= tš), ž, š statt, z. b. četyrije, vgl. lit. keturì (quatuor); im vocat.

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Zitationshilfe: Schleicher, August: Compendium der vergleichenden Grammatik der indogermanischen Sprachen. Bd. 1. Weimar, 1861, S. 245. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schleicher_indogermanische01_1861/259>, abgerufen am 05.12.2024.