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Schleicher, August: Compendium der vergleichenden Grammatik der indogermanischen Sprachen. Bd. 1. Weimar, 1861.

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Altbulgarisch. Vocalische lautgesetze. Außlautsgesetz.
ja von orilu grundf. arilas (aquila) die grundf. von orili ist,
wie die übrigen casus ergeben, ariljas, wofür zunächst *orilju
ein zu treten hätte; po-koj = *-koju grundf. kaja-s (quies, vgl.
§. 81); igo = *jugo grundf. u. altind. jugam (jugum) u. s. f.

Anm. Es ist ser warscheinlich, daß diß i = ji, ju wie ji zu spre
chen ist, vgl. unten 5. und das anlautsgesetz §. 89.

3. je wird ji, d. i. i, z. b. rybe, dat. loc. sg. von ryba (pis-
cis) aber dusi = *duchje (chj = s) von dusa = *duchja (ani-
ma) u. s. f.

4. Nach j tritt e als nasalvocal ein, außnamsweise a, nie-
mals aber y, z. b. vezy (nom. sg. msc. part. praes. act.) grundf.
vaghan-ts wurz. vez urspr. vagh (vehere), aber bij-e grundf.
bijan-ts, die selbe form von wurzel bi (percutere), von welcher
bij-a, bij-ati (1. sg. 3. plur. praes.) grundf. bijami, bijanti ge-
bildet wird one wandlung von a zu e. Änliche beispile bietet
auch die declination.

5. Für ji wird nur i geschriben, höchst warscheinlich aber
ji gesprochen, z. b. moi, d. i. moji nom. plur. masc. zu sing.
moj = *moju (s. o. 2; meus), wie z. b. rabi zu rabu (servus).
Vgl. oben 3.

Gesetz des außlautes *), so weit es die vocale betrift.§. 88.
Vgl. das änliche außlautsgesetz des gotischen.

A. Kurze vocale. Ursprünglich, oder nach abfall eines
ursprünglich schließenden consonanten auß lautendes 1. a und
u wird in u, i in i verflüchtigt. Außnamsweise bleibt 2. a bis-
weilen als o oder e; 3. i bisweilen als i, was aber meist als
archaismus zu betrachten ist.

B. Lange vocale und diphthonge. 4. Ursprünglich
auß lautendes a wird a, ja wird ja, nur 5. in wenigen, be-
stimten fällen ji. 6. ei wird i; 7. au wird y; 8. ai und ai blei-
ben als e, nur außnamsweise erscheint i für e = ai; 9. au
wird u.

*) Vgl. August Schleicher, das außlautsgesetz des altkirchenslawi-
schen (altbulgarischen) und die behandlung ursprünglich vocalischen anlau-
tes in der genanten sprache in Beitr. I, pg. 401 -- 426.

Altbulgarisch. Vocalische lautgesetze. Außlautsgesetz.
ja von orĭlŭ grundf. arilas (aquila) die grundf. von orĭlĭ ist,
wie die übrigen casus ergeben, ariljas, wofür zunächst *orĭljŭ
ein zu treten hätte; po-koj = *-kojŭ grundf. kaja-s (quies, vgl.
§. 81); igo = *jŭgo grundf. u. altind. jugám (jugum) u. s. f.

Anm. Es ist ser warscheinlich, daß diß i = , wie ji zu spre
chen ist, vgl. unten 5. und das anlautsgesetz §. 89.

3. wird ji, d. i. i, z. b. rybě, dat. loc. sg. von ryba (pis-
cis) aber duši = *duchjě (chj = š) von duša = *duchja (ani-
ma) u. s. f.

4. Nach j tritt ę als nasalvocal ein, außnamsweise ą, nie-
mals aber y, z. b. vezy (nom. sg. msc. part. praes. act.) grundf.
vaghan-ts wurz. vez urspr. vagh (vehere), aber bij-ę grundf.
bijan-ts, die selbe form von wurzel bi (percutere), von welcher
bij-ą, bij-ątĭ (1. sg. 3. plur. praes.) grundf. bijâmi, bijanti ge-
bildet wird one wandlung von ą zu ę. Änliche beispile bietet
auch die declination.

5. Für ji wird nur i geschriben, höchst warscheinlich aber
ji gesprochen, z. b. moi, d. i. moji nom. plur. masc. zu sing.
moj = *mojŭ (s. o. 2; meus), wie z. b. rabi zu rabŭ (servus).
Vgl. oben 3.

Gesetz des außlautes *), so weit es die vocale betrift.§. 88.
Vgl. das änliche außlautsgesetz des gotischen.

A. Kurze vocale. Ursprünglich, oder nach abfall eines
ursprünglich schließenden consonanten auß lautendes 1. a und
u wird in ŭ, i in ĭ verflüchtigt. Außnamsweise bleibt 2. a bis-
weilen als o oder e; 3. i bisweilen als i, was aber meist als
archaismus zu betrachten ist.

B. Lange vocale und diphthonge. 4. Ursprünglich
auß lautendes â wird a, wird ja, nur 5. in wenigen, be-
stimten fällen ji. 6. î wird i; 7. û wird y; 8. ai und âi blei-
ben als ě, nur außnamsweise erscheint i für ě = ai; 9. au
wird u.

*) Vgl. August Schleicher, das außlautsgesetz des altkirchenslawi-
schen (altbulgarischen) und die behandlung ursprünglich vocalischen anlau-
tes in der genanten sprache in Beitr. I, pg. 401 — 426.
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[105/0119] Altbulgarisch. Vocalische lautgesetze. Außlautsgesetz. ja von orĭlŭ grundf. arilas (aquila) die grundf. von orĭlĭ ist, wie die übrigen casus ergeben, ariljas, wofür zunächst *orĭljŭ ein zu treten hätte; po-koj = *-kojŭ grundf. kaja-s (quies, vgl. §. 81); igo = *jŭgo grundf. u. altind. jugám (jugum) u. s. f. Anm. Es ist ser warscheinlich, daß diß i = jĭ, jŭ wie ji zu spre chen ist, vgl. unten 5. und das anlautsgesetz §. 89. 3. jě wird ji, d. i. i, z. b. rybě, dat. loc. sg. von ryba (pis- cis) aber duši = *duchjě (chj = š) von duša = *duchja (ani- ma) u. s. f. 4. Nach j tritt ę als nasalvocal ein, außnamsweise ą, nie- mals aber y, z. b. vezy (nom. sg. msc. part. praes. act.) grundf. vaghan-ts wurz. vez urspr. vagh (vehere), aber bij-ę grundf. bijan-ts, die selbe form von wurzel bi (percutere), von welcher bij-ą, bij-ątĭ (1. sg. 3. plur. praes.) grundf. bijâmi, bijanti ge- bildet wird one wandlung von ą zu ę. Änliche beispile bietet auch die declination. 5. Für ji wird nur i geschriben, höchst warscheinlich aber ji gesprochen, z. b. moi, d. i. moji nom. plur. masc. zu sing. moj = *mojŭ (s. o. 2; meus), wie z. b. rabi zu rabŭ (servus). Vgl. oben 3. Gesetz des außlautes *), so weit es die vocale betrift. Vgl. das änliche außlautsgesetz des gotischen. §. 88. A. Kurze vocale. Ursprünglich, oder nach abfall eines ursprünglich schließenden consonanten auß lautendes 1. a und u wird in ŭ, i in ĭ verflüchtigt. Außnamsweise bleibt 2. a bis- weilen als o oder e; 3. i bisweilen als i, was aber meist als archaismus zu betrachten ist. B. Lange vocale und diphthonge. 4. Ursprünglich auß lautendes â wird a, jâ wird ja, nur 5. in wenigen, be- stimten fällen ji. 6. î wird i; 7. û wird y; 8. ai und âi blei- ben als ě, nur außnamsweise erscheint i für ě = ai; 9. au wird u. *) Vgl. August Schleicher, das außlautsgesetz des altkirchenslawi- schen (altbulgarischen) und die behandlung ursprünglich vocalischen anlau- tes in der genanten sprache in Beitr. I, pg. 401 — 426.

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Zitationshilfe: Schleicher, August: Compendium der vergleichenden Grammatik der indogermanischen Sprachen. Bd. 1. Weimar, 1861, S. 105. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schleicher_indogermanische01_1861/119>, abgerufen am 02.05.2024.