Schlegel, Friedrich von: Lucinde. Berlin, 1799.in der Natur belebt und beseelt; und C 2
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in der Natur belebt und beſeelt; und
ich erinnere mich noch oft mit Ver-
gnügen daran, wie ſie in einem Al-
ter von nicht viel mehr als einem
Jahre zum erſtenmal eine Puppe ſah
und fühlte. Ein himmliſches Lächeln
blühte auf ihrem kleinen Geſichte und
ſie drückte gleich einen herzlichen Kuß
auf die gefärbten Lippen von Holz.
Gewiß! es liegt tief in der Natur
des Menſchen, daß er alles eſſen
will, was er liebt, und jede neue
Erſcheinung unmittelbar zum Munde
führt, um ſie da wo möglich in ihre
erſten Beſtandtheile zu zergliedern.
Die geſunde Wißbegierde wünſcht
ihren Gegenſtand ganz zu faſſen, bis
in ſein Innerſtes zu durchdringen
und zu zerbeißen. Das Betaſten
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Zitationshilfe: | Schlegel, Friedrich von: Lucinde. Berlin, 1799, S. 35. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_lucinde_1799/40>, abgerufen am 27.07.2024. |