chen manchen Aufschluß geben. Ob nicht dasselbe auch von der Georgianischen Sprache gilt, fehlt es mir an Hülfsmitteln zu entscheiden. Um über das Zend und Pehlvi etwas bestimmtes festzuse- tzen, fehlt es grade an dem wichtigsten, einer ausführlichen Grammatik nehmlich. Die Decli- nation im Zend hat viel Aehnlichkeit mit der geor- gianischen; das Pehlvi kennt den persischen Casus obliquus in ra, mehre persische Endungen der Substantive und Adjective in man u. s. w.; auch der eine Infinitiv in atan könnte mit dem persi- schen in [ - Zeichen fehlt] verglichen werden. Dieß wenige aber, alles was bis jetzt geliefert ward, ist freilich noch sehr unzureichend. Im Arabischen und He- bräischen findet sich nichts mit der indischen Gram- matik übereinstimmendes, als etwa die weibliche Endung in a und i, und das Pronomen [ - Zeichen fehlt], [ - Zeichen fehlt], indisch soh, gothisch sa, wovon noch das altdeutsche so. In den gemeinschaftlichen Wur- zeln aber dürften auch diese Sprachen Spuren die Menge enthalten von dem Gange und der Mischung der Völker in den ältesten Zeiten. Wichtig wäre es genau zu bestimmen, in wie weit die hebräische Sprache an solchen der andern
chen manchen Aufſchluß geben. Ob nicht daſſelbe auch von der Georgianiſchen Sprache gilt, fehlt es mir an Huͤlfsmitteln zu entſcheiden. Um uͤber das Zend und Pehlvi etwas beſtimmtes feſtzuſe- tzen, fehlt es grade an dem wichtigſten, einer ausfuͤhrlichen Grammatik nehmlich. Die Decli- nation im Zend hat viel Aehnlichkeit mit der geor- gianiſchen; das Pehlvi kennt den perſiſchen Caſus obliquus in ra, mehre perſiſche Endungen der Subſtantive und Adjective in man u. ſ. w.; auch der eine Infinitiv in atan koͤnnte mit dem perſi- ſchen in [ – Zeichen fehlt] verglichen werden. Dieß wenige aber, alles was bis jetzt geliefert ward, iſt freilich noch ſehr unzureichend. Im Arabiſchen und He- braͤiſchen findet ſich nichts mit der indiſchen Gram- matik uͤbereinſtimmendes, als etwa die weibliche Endung in a und i, und das Pronomen [ – Zeichen fehlt], [ – Zeichen fehlt], indiſch ſoh, gothiſch ſa, wovon noch das altdeutſche ſo. In den gemeinſchaftlichen Wur- zeln aber duͤrften auch dieſe Sprachen Spuren die Menge enthalten von dem Gange und der Miſchung der Voͤlker in den aͤlteſten Zeiten. Wichtig waͤre es genau zu beſtimmen, in wie weit die hebraͤiſche Sprache an ſolchen der andern
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chen manchen Aufſchluß geben. Ob nicht daſſelbe
auch von der Georgianiſchen Sprache gilt, fehlt
es mir an Huͤlfsmitteln zu entſcheiden. Um uͤber
das Zend und Pehlvi etwas beſtimmtes feſtzuſe-
tzen, fehlt es grade an dem wichtigſten, einer
ausfuͤhrlichen Grammatik nehmlich. Die Decli-
nation im Zend hat viel Aehnlichkeit mit der geor-
gianiſchen; das Pehlvi kennt den perſiſchen Caſus
obliquus in ra, mehre perſiſche Endungen der
Subſtantive und Adjective in man u. ſ. w.; auch
der eine Infinitiv in atan koͤnnte mit dem perſi-
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aber, alles was bis jetzt geliefert ward, iſt freilich
noch ſehr unzureichend. Im Arabiſchen und He-
braͤiſchen findet ſich nichts mit der indiſchen Gram-
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_ , indiſch ſoh, gothiſch ſa, wovon noch das
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zeln aber duͤrften auch dieſe Sprachen Spuren
die Menge enthalten von dem Gange und der
Miſchung der Voͤlker in den aͤlteſten Zeiten.
Wichtig waͤre es genau zu beſtimmen, in wie
weit die hebraͤiſche Sprache an ſolchen der andern
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Schlegel, Friedrich von: Ueber die Sprache und Weisheit der Indier. Heidelberg, 1808, S. 79. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_indier_1808/98>, abgerufen am 16.02.2025.
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