morden, Mord, finden ihren gemeinschaftlichen regelmäßigen Ursprung in der indischen Wurzel mri, wovon mrityuh, morttyah, moro- non u. s. w. Dasselbe gilt von der in allen vier Sprachen, der lateinischen, griechischen, per- sischen und deutschen so weit verbreiteten Wort- familie Stehen und Stand; tisthoti -- er steht -- kömmt am meisten mit dem Griechischen überein; sthanon -- der Ort -- mit dem persi- schen [ - Zeichen fehlt]; sthiro -- unbeweglich -- das deutsche stier, ist schon angeführt worden. Auch janami,gigno, gennao, ist eine sehr frucht- bare Wurzel. Es sind deren zu viel, um sie alle anzuführen.
Als ein besonders lehrreiches Beispiel gemein- schaftlicher Abstammung aus dem Indischen wäh- len wir einige der vornehmsten Worte, die Geist, Denken, Wissen oder Reden bedeuten. Mo- noh, monoson ist das lateinische mens; das Zeitwort monyote -- er denkt -- finden wir in dem deutschen meinet. Motih ist das griechische metis. Eine andre mit dieser und mit dem deutschen Muth verwandte Form liegt wohl in Amodoh -- Vergnügen, Anmuth --
morden, Mord, finden ihren gemeinſchaftlichen regelmaͤßigen Urſprung in der indiſchen Wurzel mri, wovon mrityuh, morttyah, moro- non u. ſ. w. Daſſelbe gilt von der in allen vier Sprachen, der lateiniſchen, griechiſchen, per- ſiſchen und deutſchen ſo weit verbreiteten Wort- familie Stehen und Stand; tiſthoti — er ſteht — koͤmmt am meiſten mit dem Griechiſchen uͤberein; ſthanon — der Ort — mit dem perſi- ſchen [ – Zeichen fehlt]; ſthiro — unbeweglich — das deutſche ſtier, iſt ſchon angefuͤhrt worden. Auch janami,gigno, γενναω, iſt eine ſehr frucht- bare Wurzel. Es ſind deren zu viel, um ſie alle anzufuͤhren.
Als ein beſonders lehrreiches Beiſpiel gemein- ſchaftlicher Abſtammung aus dem Indiſchen waͤh- len wir einige der vornehmſten Worte, die Geiſt, Denken, Wiſſen oder Reden bedeuten. Mo- noh, monoſon iſt das lateiniſche mens; das Zeitwort monyote — er denkt — finden wir in dem deutſchen meinet. Motih iſt das griechiſche μητις. Eine andre mit dieſer und mit dem deutſchen Muth verwandte Form liegt wohl in Amo̅doh — Vergnuͤgen, Anmuth —
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morden, Mord, finden ihren gemeinſchaftlichen
regelmaͤßigen Urſprung in der indiſchen Wurzel
mri, wovon mrityuh, morttyah, moro-
non u. ſ. w. Daſſelbe gilt von der in allen
vier Sprachen, der lateiniſchen, griechiſchen, per-
ſiſchen und deutſchen ſo weit verbreiteten Wort-
familie Stehen und Stand; tiſthoti — er
ſteht — koͤmmt am meiſten mit dem Griechiſchen
uͤberein; ſthanon — der Ort — mit dem perſi-
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deutſche ſtier, iſt ſchon angefuͤhrt worden. Auch
janami, gigno, γενναω, iſt eine ſehr frucht-
bare Wurzel. Es ſind deren zu viel, um ſie alle
anzufuͤhren.
Als ein beſonders lehrreiches Beiſpiel gemein-
ſchaftlicher Abſtammung aus dem Indiſchen waͤh-
len wir einige der vornehmſten Worte, die Geiſt,
Denken, Wiſſen oder Reden bedeuten. Mo-
noh, monoſon iſt das lateiniſche mens; das
Zeitwort monyote — er denkt — finden wir
in dem deutſchen meinet. Motih iſt das
griechiſche μητις. Eine andre mit dieſer und
mit dem deutſchen Muth verwandte Form liegt
wohl in Amo̅doh — Vergnuͤgen, Anmuth —
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Schlegel, Friedrich von: Ueber die Sprache und Weisheit der Indier. Heidelberg, 1808, S. 19. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_indier_1808/38>, abgerufen am 21.11.2024.
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