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Schlegel, Friedrich von: Ueber die Sprache und Weisheit der Indier. Heidelberg, 1808.

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Fern von Zwiespalt 10), o Mächtiger! wird der seelig,
der Bande frei.
Erkenntniß trennen und Handeln thöricht redende
Knaben nur;
Wer an dem Einen stets festhält, findet der beiden
Frucht zugleich.

Hier schon gewinnen den Himmel, deren Geist in der
Gleichheit steht;
Ganz vollkommen und gleich ist Gott, darum ruhen in
Gott sie stets.
Nicht erfreue sich je des Glücks, und nicht klage im
Unglück auch,
Wer festgesinnt, von Thorheit frei, Gott erkennend in
Gott beharrt.
Wen nicht äußres Gefühl anzieht, findet in sich was
seelig ist;
Mit Gott die Einung vollendend, hat er ein unzerstör-
bar Gut.

Wer nun schon hier ertragen kann, noch eh' frei er des
Leibes ward,
10) Dieses ist ganz metaphysisch zu verstehen: fern von aller
Dualität; alles auf die Einheit beziehend, wie es in meh-
ren Stellen des Gedichts zur Genüge auseinander gesetzt
wird.
Fern von Zwieſpalt 10), o Mächtiger! wird der ſeelig,
der Bande frei.
Erkenntniß trennen und Handeln thöricht redende
Knaben nur;
Wer an dem Einen ſtets feſthält, findet der beiden
Frucht zugleich.

Hier ſchon gewinnen den Himmel, deren Geiſt in der
Gleichheit ſteht;
Ganz vollkommen und gleich iſt Gott, darum ruhen in
Gott ſie ſtets.
Nicht erfreue ſich je des Glücks, und nicht klage im
Unglück auch,
Wer feſtgeſinnt, von Thorheit frei, Gott erkennend in
Gott beharrt.
Wen nicht äußres Gefühl anzieht, findet in ſich was
ſeelig iſt;
Mit Gott die Einung vollendend, hat er ein unzerſtör-
bar Gut.

Wer nun ſchon hier ertragen kann, noch eh’ frei er des
Leibes ward,
10) Dieſes iſt ganz metaphyſiſch zu verſtehen: fern von aller
Dualität; alles auf die Einheit beziehend, wie es in meh-
ren Stellen des Gedichts zur Genüge auseinander geſetzt
wird.
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[298/0317] Fern von Zwieſpalt 10), o Mächtiger! wird der ſeelig, der Bande frei. Erkenntniß trennen und Handeln thöricht redende Knaben nur; Wer an dem Einen ſtets feſthält, findet der beiden Frucht zugleich. Hier ſchon gewinnen den Himmel, deren Geiſt in der Gleichheit ſteht; Ganz vollkommen und gleich iſt Gott, darum ruhen in Gott ſie ſtets. Nicht erfreue ſich je des Glücks, und nicht klage im Unglück auch, Wer feſtgeſinnt, von Thorheit frei, Gott erkennend in Gott beharrt. Wen nicht äußres Gefühl anzieht, findet in ſich was ſeelig iſt; Mit Gott die Einung vollendend, hat er ein unzerſtör- bar Gut. Wer nun ſchon hier ertragen kann, noch eh’ frei er des Leibes ward, 10) Dieſes iſt ganz metaphyſiſch zu verſtehen: fern von aller Dualität; alles auf die Einheit beziehend, wie es in meh- ren Stellen des Gedichts zur Genüge auseinander geſetzt wird.

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Zitationshilfe: Schlegel, Friedrich von: Ueber die Sprache und Weisheit der Indier. Heidelberg, 1808, S. 298. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_indier_1808/317>, abgerufen am 05.05.2024.