Schlegel, Friedrich von: Ueber die Sprache und Weisheit der Indier. Heidelberg, 1808.Der Wesen Ursprung ist dunkel, klar nur die Mitte, Bhorots Sohn, Dunkel der Untergang wieder, was ist da nun zu klagen noch? Als Wunder betrachtet der ein' es staunend, als Wunder spricht lehrend davon ein andrer, Als Wunder hört Kunde von ihm ein andrer, und hat er's vernommen, erkennt's doch keiner. Ewig die Leiber durchwandert's, doch zerstörbar in keinem Leib, Drum kein lebendes Wesen nicht darfst du bekla- gen, Bhorots Sohn! Was deine Pflicht, im Aug haltend, solltest du fürder zagen nicht; Nichts wird höher als Kampfes Pflicht für den Krieger gefunden wohl. Wo ganz nach Wunsch vor den Augen sich ja auf- thut des Himmels Thür; Seelig wohl sind die Krieger, Fürst! denen zu Theil wird solch ein Kampf. Wenn aber diesen Beruf du nicht, des Kriegers erfüllen wirst, Dann deine Pflicht, ja die Ehr' auch setzest hintan du, fällst in Schuld. Es werden Schand' auch, ewige, dir nachreden die Wesen all; Des einst Gepriesnen Unehre muß noch jenseit dem Tod bestehn. Der Weſen Urſprung iſt dunkel, klar nur die Mitte, Bhorots Sohn, Dunkel der Untergang wieder, was iſt da nun zu klagen noch? Als Wunder betrachtet der ein’ es ſtaunend, als Wunder ſpricht lehrend davon ein andrer, Als Wunder hört Kunde von ihm ein andrer, und hat er’s vernommen, erkennt’s doch keiner. Ewig die Leiber durchwandert’s, doch zerſtörbar in keinem Leib, Drum kein lebendes Weſen nicht darfſt du bekla- gen, Bhorots Sohn! Was deine Pflicht, im Aug haltend, ſollteſt du fürder zagen nicht; Nichts wird höher als Kampfes Pflicht für den Krieger gefunden wohl. Wo ganz nach Wunſch vor den Augen ſich ja auf- thut des Himmels Thür; Seelig wohl ſind die Krieger, Fürſt! denen zu Theil wird ſolch ein Kampf. Wenn aber dieſen Beruf du nicht, des Kriegers erfüllen wirſt, Dann deine Pflicht, ja die Ehr’ auch ſetzeſt hintan du, fällſt in Schuld. Es werden Schand’ auch, ewige, dir nachreden die Weſen all; Des einſt Gepriesnen Unehre muß noch jenſeit dem Tod beſtehn. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0313" n="294"/> <l>Der Weſen Urſprung iſt dunkel, klar nur die Mitte,</l><lb/> <l><hi rendition="#g">Bhorots</hi> Sohn,</l><lb/> <l>Dunkel der Untergang wieder, was iſt da nun zu</l><lb/> <l>klagen noch?</l><lb/> <l>Als Wunder betrachtet der ein’ es ſtaunend, als Wunder</l><lb/> <l>ſpricht lehrend davon ein andrer,</l><lb/> <l>Als Wunder hört Kunde von ihm ein andrer, und hat</l><lb/> <l>er’s vernommen, erkennt’s doch keiner.</l><lb/> <l>Ewig die Leiber durchwandert’s, doch zerſtörbar in</l><lb/> <l>keinem Leib,</l><lb/> <l>Drum kein lebendes Weſen nicht darfſt du bekla-</l><lb/> <l>gen, <hi rendition="#g">Bhorots</hi> Sohn!</l><lb/> <l>Was deine Pflicht, im Aug haltend, ſollteſt du</l><lb/> <l>fürder zagen nicht;</l><lb/> <l>Nichts wird höher als Kampfes Pflicht für den</l><lb/> <l>Krieger gefunden wohl.</l><lb/> <l>Wo ganz nach Wunſch vor den Augen ſich ja auf-</l><lb/> <l>thut des Himmels Thür;</l><lb/> <l>Seelig wohl ſind die Krieger, Fürſt! denen zu</l><lb/> <l>Theil wird ſolch ein Kampf.</l><lb/> <l>Wenn aber dieſen Beruf du nicht, des Kriegers</l><lb/> <l>erfüllen wirſt,</l><lb/> <l>Dann deine Pflicht, ja die Ehr’ auch ſetzeſt hintan</l><lb/> <l>du, fällſt in Schuld.</l><lb/> <l>Es werden Schand’ auch, ewige, dir nachreden die</l><lb/> <l>Weſen all;</l><lb/> <l>Des einſt Gepriesnen Unehre muß noch jenſeit dem</l><lb/> <l>Tod beſtehn.</l><lb/> </lg> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [294/0313]
Der Weſen Urſprung iſt dunkel, klar nur die Mitte,
Bhorots Sohn,
Dunkel der Untergang wieder, was iſt da nun zu
klagen noch?
Als Wunder betrachtet der ein’ es ſtaunend, als Wunder
ſpricht lehrend davon ein andrer,
Als Wunder hört Kunde von ihm ein andrer, und hat
er’s vernommen, erkennt’s doch keiner.
Ewig die Leiber durchwandert’s, doch zerſtörbar in
keinem Leib,
Drum kein lebendes Weſen nicht darfſt du bekla-
gen, Bhorots Sohn!
Was deine Pflicht, im Aug haltend, ſollteſt du
fürder zagen nicht;
Nichts wird höher als Kampfes Pflicht für den
Krieger gefunden wohl.
Wo ganz nach Wunſch vor den Augen ſich ja auf-
thut des Himmels Thür;
Seelig wohl ſind die Krieger, Fürſt! denen zu
Theil wird ſolch ein Kampf.
Wenn aber dieſen Beruf du nicht, des Kriegers
erfüllen wirſt,
Dann deine Pflicht, ja die Ehr’ auch ſetzeſt hintan
du, fällſt in Schuld.
Es werden Schand’ auch, ewige, dir nachreden die
Weſen all;
Des einſt Gepriesnen Unehre muß noch jenſeit dem
Tod beſtehn.
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