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Schlegel, Friedrich von: Ueber die Sprache und Weisheit der Indier. Heidelberg, 1808.

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wandschaft des Indischen entweder gering, oder
steht doch in gar keinem Verhältniß zu der großen
Uebereinstimmung mit jenen zuvor genannten
Sprache, die wir aus ihr ableiten. Ganz zu
übersehen ist diese obwohl geringe Verwandtschaft
aber dennoch nicht, da sie in der Ordnung, wie
diese Sprachen genannt worden sind, sich selbst
noch wenigstens in einigen grammatischen Formen
kund giebt, in solchen Bestandtheilen die nicht
unter die Zufälligkeiten der Sprachen gerechnet
werden können, sondern zur innern Structur der-
selben gehören.

In der hebräischen Sprache und den verwand-
ten Mundarten dürften sich, so wie in der kop-
tischen noch indische Wurzeln genug finden. Aber
dieß beweist keine ursprüngliche Verwandtschaft,
da es Folge bloßer Einmischung sein kann. Die
Grammatik jener Sprachen ist so wie auch die
baskische grundverschieden von der indischen.

Die große bis jetzt noch nicht völlig bestimm-
bare Menge der übrigen nord- und süd-asiati-
schen oder amerikanischen Sprachen, hat mit der
indischen Sprachfamilie durchaus keine wesentliche
Verwandtschaft. In der Grammatik dieser Spra-

wandſchaft des Indiſchen entweder gering, oder
ſteht doch in gar keinem Verhaͤltniß zu der großen
Uebereinſtimmung mit jenen zuvor genannten
Sprache, die wir aus ihr ableiten. Ganz zu
uͤberſehen iſt dieſe obwohl geringe Verwandtſchaft
aber dennoch nicht, da ſie in der Ordnung, wie
dieſe Sprachen genannt worden ſind, ſich ſelbſt
noch wenigſtens in einigen grammatiſchen Formen
kund giebt, in ſolchen Beſtandtheilen die nicht
unter die Zufaͤlligkeiten der Sprachen gerechnet
werden koͤnnen, ſondern zur innern Structur der-
ſelben gehoͤren.

In der hebraͤiſchen Sprache und den verwand-
ten Mundarten duͤrften ſich, ſo wie in der kop-
tiſchen noch indiſche Wurzeln genug finden. Aber
dieß beweiſt keine urſpruͤngliche Verwandtſchaft,
da es Folge bloßer Einmiſchung ſein kann. Die
Grammatik jener Sprachen iſt ſo wie auch die
baſkiſche grundverſchieden von der indiſchen.

Die große bis jetzt noch nicht voͤllig beſtimm-
bare Menge der uͤbrigen nord- und ſuͤd-aſiati-
ſchen oder amerikaniſchen Sprachen, hat mit der
indiſchen Sprachfamilie durchaus keine weſentliche
Verwandtſchaft. In der Grammatik dieſer Spra-

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[4/0023] wandſchaft des Indiſchen entweder gering, oder ſteht doch in gar keinem Verhaͤltniß zu der großen Uebereinſtimmung mit jenen zuvor genannten Sprache, die wir aus ihr ableiten. Ganz zu uͤberſehen iſt dieſe obwohl geringe Verwandtſchaft aber dennoch nicht, da ſie in der Ordnung, wie dieſe Sprachen genannt worden ſind, ſich ſelbſt noch wenigſtens in einigen grammatiſchen Formen kund giebt, in ſolchen Beſtandtheilen die nicht unter die Zufaͤlligkeiten der Sprachen gerechnet werden koͤnnen, ſondern zur innern Structur der- ſelben gehoͤren. In der hebraͤiſchen Sprache und den verwand- ten Mundarten duͤrften ſich, ſo wie in der kop- tiſchen noch indiſche Wurzeln genug finden. Aber dieß beweiſt keine urſpruͤngliche Verwandtſchaft, da es Folge bloßer Einmiſchung ſein kann. Die Grammatik jener Sprachen iſt ſo wie auch die baſkiſche grundverſchieden von der indiſchen. Die große bis jetzt noch nicht voͤllig beſtimm- bare Menge der uͤbrigen nord- und ſuͤd-aſiati- ſchen oder amerikaniſchen Sprachen, hat mit der indiſchen Sprachfamilie durchaus keine weſentliche Verwandtſchaft. In der Grammatik dieſer Spra-

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Zitationshilfe: Schlegel, Friedrich von: Ueber die Sprache und Weisheit der Indier. Heidelberg, 1808, S. 4. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_indier_1808/23>, abgerufen am 21.11.2024.