wandschaft des Indischen entweder gering, oder steht doch in gar keinem Verhältniß zu der großen Uebereinstimmung mit jenen zuvor genannten Sprache, die wir aus ihr ableiten. Ganz zu übersehen ist diese obwohl geringe Verwandtschaft aber dennoch nicht, da sie in der Ordnung, wie diese Sprachen genannt worden sind, sich selbst noch wenigstens in einigen grammatischen Formen kund giebt, in solchen Bestandtheilen die nicht unter die Zufälligkeiten der Sprachen gerechnet werden können, sondern zur innern Structur der- selben gehören.
In der hebräischen Sprache und den verwand- ten Mundarten dürften sich, so wie in der kop- tischen noch indische Wurzeln genug finden. Aber dieß beweist keine ursprüngliche Verwandtschaft, da es Folge bloßer Einmischung sein kann. Die Grammatik jener Sprachen ist so wie auch die baskische grundverschieden von der indischen.
Die große bis jetzt noch nicht völlig bestimm- bare Menge der übrigen nord- und süd-asiati- schen oder amerikanischen Sprachen, hat mit der indischen Sprachfamilie durchaus keine wesentliche Verwandtschaft. In der Grammatik dieser Spra-
wandſchaft des Indiſchen entweder gering, oder ſteht doch in gar keinem Verhaͤltniß zu der großen Uebereinſtimmung mit jenen zuvor genannten Sprache, die wir aus ihr ableiten. Ganz zu uͤberſehen iſt dieſe obwohl geringe Verwandtſchaft aber dennoch nicht, da ſie in der Ordnung, wie dieſe Sprachen genannt worden ſind, ſich ſelbſt noch wenigſtens in einigen grammatiſchen Formen kund giebt, in ſolchen Beſtandtheilen die nicht unter die Zufaͤlligkeiten der Sprachen gerechnet werden koͤnnen, ſondern zur innern Structur der- ſelben gehoͤren.
In der hebraͤiſchen Sprache und den verwand- ten Mundarten duͤrften ſich, ſo wie in der kop- tiſchen noch indiſche Wurzeln genug finden. Aber dieß beweiſt keine urſpruͤngliche Verwandtſchaft, da es Folge bloßer Einmiſchung ſein kann. Die Grammatik jener Sprachen iſt ſo wie auch die baſkiſche grundverſchieden von der indiſchen.
Die große bis jetzt noch nicht voͤllig beſtimm- bare Menge der uͤbrigen nord- und ſuͤd-aſiati- ſchen oder amerikaniſchen Sprachen, hat mit der indiſchen Sprachfamilie durchaus keine weſentliche Verwandtſchaft. In der Grammatik dieſer Spra-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0023"n="4"/>
wandſchaft des Indiſchen entweder gering, oder<lb/>ſteht doch in gar keinem Verhaͤltniß zu der großen<lb/>
Uebereinſtimmung mit jenen zuvor genannten<lb/>
Sprache, die wir aus ihr ableiten. Ganz zu<lb/>
uͤberſehen iſt dieſe obwohl geringe Verwandtſchaft<lb/>
aber dennoch nicht, da ſie in der Ordnung, wie<lb/>
dieſe Sprachen genannt worden ſind, ſich ſelbſt<lb/>
noch wenigſtens in einigen grammatiſchen Formen<lb/>
kund giebt, in ſolchen Beſtandtheilen die nicht<lb/>
unter die Zufaͤlligkeiten der Sprachen gerechnet<lb/>
werden koͤnnen, ſondern zur innern Structur der-<lb/>ſelben gehoͤren.</p><lb/><p>In der hebraͤiſchen Sprache und den verwand-<lb/>
ten Mundarten duͤrften ſich, ſo wie in der kop-<lb/>
tiſchen noch indiſche Wurzeln genug finden. Aber<lb/>
dieß beweiſt keine urſpruͤngliche Verwandtſchaft,<lb/>
da es Folge bloßer Einmiſchung ſein kann. Die<lb/>
Grammatik jener Sprachen iſt ſo wie auch die<lb/>
baſkiſche grundverſchieden von der indiſchen.</p><lb/><p>Die große bis jetzt noch nicht voͤllig beſtimm-<lb/>
bare Menge der uͤbrigen nord- und ſuͤd-aſiati-<lb/>ſchen oder amerikaniſchen Sprachen, hat mit der<lb/>
indiſchen Sprachfamilie durchaus keine weſentliche<lb/>
Verwandtſchaft. In der Grammatik dieſer Spra-<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[4/0023]
wandſchaft des Indiſchen entweder gering, oder
ſteht doch in gar keinem Verhaͤltniß zu der großen
Uebereinſtimmung mit jenen zuvor genannten
Sprache, die wir aus ihr ableiten. Ganz zu
uͤberſehen iſt dieſe obwohl geringe Verwandtſchaft
aber dennoch nicht, da ſie in der Ordnung, wie
dieſe Sprachen genannt worden ſind, ſich ſelbſt
noch wenigſtens in einigen grammatiſchen Formen
kund giebt, in ſolchen Beſtandtheilen die nicht
unter die Zufaͤlligkeiten der Sprachen gerechnet
werden koͤnnen, ſondern zur innern Structur der-
ſelben gehoͤren.
In der hebraͤiſchen Sprache und den verwand-
ten Mundarten duͤrften ſich, ſo wie in der kop-
tiſchen noch indiſche Wurzeln genug finden. Aber
dieß beweiſt keine urſpruͤngliche Verwandtſchaft,
da es Folge bloßer Einmiſchung ſein kann. Die
Grammatik jener Sprachen iſt ſo wie auch die
baſkiſche grundverſchieden von der indiſchen.
Die große bis jetzt noch nicht voͤllig beſtimm-
bare Menge der uͤbrigen nord- und ſuͤd-aſiati-
ſchen oder amerikaniſchen Sprachen, hat mit der
indiſchen Sprachfamilie durchaus keine weſentliche
Verwandtſchaft. In der Grammatik dieſer Spra-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Schlegel, Friedrich von: Ueber die Sprache und Weisheit der Indier. Heidelberg, 1808, S. 4. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_indier_1808/23>, abgerufen am 24.04.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.