bloßes Bild kindlichen Alterthums halten; die Matra aber, die Samentheilchen des Welt- stoffes, müssen schon eine mehr philosophische Be- ziehung haben. Ob sie, wo nicht schon hier, so doch später, eigentliche Atome sind, ob diejenigen griechischen Gelehrten Recht hatten, welche be- haupteten, daß auch das System der Atome orientalischen Ursprungs sey, wird sich erst ent- scheiden lassen, wenn wir die Sekte der Pa- schandisten, Shoktisten, und die als athei- stisch angeführten Systeme, als Charval, u. s. w., wo nicht aus den vielleicht größtentheils ver- lohrnen Urschriften, so doch wenigstens aus den Widerlegungen der Gegner bestimmter kennen ler- nen, da uns die Philosophie der Phönicier zu wenig und zu unsicher bekannt ist, um etwas entscheidendes über sie festsetzen zu können, so wahrscheinlich es sein mag, daß sie ganz und gar von dieser Art war.
In der aus sehr verschiedenen Bestandtheilen zusammengesetzten und durch manche Stufen all- mählig gebildeten Religion der Indier, nimmt die Anbetung der wilden Naturkraft aber eine nur allzu große Stelle ein. Bald als allvernichtende
bloßes Bild kindlichen Alterthums halten; die Matra aber, die Samentheilchen des Welt- ſtoffes, muͤſſen ſchon eine mehr philoſophiſche Be- ziehung haben. Ob ſie, wo nicht ſchon hier, ſo doch ſpaͤter, eigentliche Atome ſind, ob diejenigen griechiſchen Gelehrten Recht hatten, welche be- haupteten, daß auch das Syſtem der Atome orientaliſchen Urſprungs ſey, wird ſich erſt ent- ſcheiden laſſen, wenn wir die Sekte der Pa- ſchandiſten, Shoktiſten, und die als athei- ſtiſch angefuͤhrten Syſteme, als Charval, u. ſ. w., wo nicht aus den vielleicht groͤßtentheils ver- lohrnen Urſchriften, ſo doch wenigſtens aus den Widerlegungen der Gegner beſtimmter kennen ler- nen, da uns die Philoſophie der Phoͤnicier zu wenig und zu unſicher bekannt iſt, um etwas entſcheidendes uͤber ſie feſtſetzen zu koͤnnen, ſo wahrſcheinlich es ſein mag, daß ſie ganz und gar von dieſer Art war.
In der aus ſehr verſchiedenen Beſtandtheilen zuſammengeſetzten und durch manche Stufen all- maͤhlig gebildeten Religion der Indier, nimmt die Anbetung der wilden Naturkraft aber eine nur allzu große Stelle ein. Bald als allvernichtende
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0137"n="118"/>
bloßes Bild kindlichen Alterthums halten; die<lb/><hirendition="#g">Matra</hi> aber, die Samentheilchen des Welt-<lb/>ſtoffes, muͤſſen ſchon eine mehr philoſophiſche Be-<lb/>
ziehung haben. Ob ſie, wo nicht ſchon hier, ſo<lb/>
doch ſpaͤter, eigentliche Atome ſind, ob diejenigen<lb/>
griechiſchen Gelehrten Recht hatten, welche be-<lb/>
haupteten, daß auch das Syſtem der Atome<lb/>
orientaliſchen Urſprungs ſey, wird ſich erſt ent-<lb/>ſcheiden laſſen, wenn wir die Sekte der <hirendition="#g">Pa-<lb/>ſchandiſten, Shoktiſten</hi>, und die als athei-<lb/>ſtiſch angefuͤhrten Syſteme, als <hirendition="#g">Charval</hi>, u. ſ.<lb/>
w., wo nicht aus den vielleicht groͤßtentheils ver-<lb/>
lohrnen Urſchriften, ſo doch wenigſtens aus den<lb/>
Widerlegungen der Gegner beſtimmter kennen ler-<lb/>
nen, da uns die Philoſophie der Phoͤnicier zu<lb/>
wenig und zu unſicher bekannt iſt, um etwas<lb/>
entſcheidendes uͤber ſie feſtſetzen zu koͤnnen, ſo<lb/>
wahrſcheinlich es ſein mag, daß ſie ganz und gar<lb/>
von dieſer Art war.</p><lb/><p>In der aus ſehr verſchiedenen Beſtandtheilen<lb/>
zuſammengeſetzten und durch manche Stufen all-<lb/>
maͤhlig gebildeten Religion der Indier, nimmt<lb/>
die Anbetung der wilden Naturkraft aber eine nur<lb/>
allzu große Stelle ein. Bald als allvernichtende<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[118/0137]
bloßes Bild kindlichen Alterthums halten; die
Matra aber, die Samentheilchen des Welt-
ſtoffes, muͤſſen ſchon eine mehr philoſophiſche Be-
ziehung haben. Ob ſie, wo nicht ſchon hier, ſo
doch ſpaͤter, eigentliche Atome ſind, ob diejenigen
griechiſchen Gelehrten Recht hatten, welche be-
haupteten, daß auch das Syſtem der Atome
orientaliſchen Urſprungs ſey, wird ſich erſt ent-
ſcheiden laſſen, wenn wir die Sekte der Pa-
ſchandiſten, Shoktiſten, und die als athei-
ſtiſch angefuͤhrten Syſteme, als Charval, u. ſ.
w., wo nicht aus den vielleicht groͤßtentheils ver-
lohrnen Urſchriften, ſo doch wenigſtens aus den
Widerlegungen der Gegner beſtimmter kennen ler-
nen, da uns die Philoſophie der Phoͤnicier zu
wenig und zu unſicher bekannt iſt, um etwas
entſcheidendes uͤber ſie feſtſetzen zu koͤnnen, ſo
wahrſcheinlich es ſein mag, daß ſie ganz und gar
von dieſer Art war.
In der aus ſehr verſchiedenen Beſtandtheilen
zuſammengeſetzten und durch manche Stufen all-
maͤhlig gebildeten Religion der Indier, nimmt
die Anbetung der wilden Naturkraft aber eine nur
allzu große Stelle ein. Bald als allvernichtende
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Schlegel, Friedrich von: Ueber die Sprache und Weisheit der Indier. Heidelberg, 1808, S. 118. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_indier_1808/137>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.