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Schlegel, Johann Elias: Canut. Kopenhagen, 1746.

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Vorbericht.

So wenig diejenigen, welche die Ge-
schichte der alten Zeiten beschreiben, be-
sonders was die Begebenheit betrifft, die
ich zum Grunde dieses Trauerspiels ge-
nommen, in den Nebenumständen übereinstimmen:
so einig sind sie darinnen, daß der zweyte Canut einer
der größten Könige von Dännemark gewesen, wel-
cher durch seine Tapferkeit nach dem Ausdrucke des
Saxo ein Besitzer von sechs Königreichen ward, wie-
wohl er laut eines Documents, das Hvitfeld anführet,
sich nur König über ganz England, Dännemark,
Norwegen und einen Theil von Schweden schrieb,
und daß dieser König sich eben so groß durch seine Ge-
rechtigkeit und Gütigkeit, als durch seine Tapferkeit ge-
macht. Das alte Hof-Recht, oder, wie es genannt
wird, Witherlaghs-Rätt, welches bis auf unsere
Zeiten übrig geblieben ist, und ihn zum ersten Urheber
hat, giebt zu erkennen, wie hoch er die Einigkeit und das
Blut seiner Unterthanen geschätzet, indem er denjeni-
gen, welcher den andern beleidiget und verwundet hätte,
für einen nichtswürdigen Menschen (Nithing) ange-
sehen, und in keinem von seinen Reichen geduldet wissen

wollte.
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Vorbericht.

So wenig diejenigen, welche die Ge-
ſchichte der alten Zeiten beſchreiben, be-
ſonders was die Begebenheit betrifft, die
ich zum Grunde dieſes Trauerſpiels ge-
nommen, in den Nebenumſtaͤnden uͤbereinſtimmen:
ſo einig ſind ſie darinnen, daß der zweyte Canut einer
der groͤßten Koͤnige von Daͤnnemark geweſen, wel-
cher durch ſeine Tapferkeit nach dem Ausdrucke des
Saxo ein Beſitzer von ſechs Koͤnigreichen ward, wie-
wohl er laut eines Documents, das Hvitfeld anfuͤhret,
ſich nur Koͤnig uͤber ganz England, Daͤnnemark,
Norwegen und einen Theil von Schweden ſchrieb,
und daß dieſer Koͤnig ſich eben ſo groß durch ſeine Ge-
rechtigkeit und Guͤtigkeit, als durch ſeine Tapferkeit ge-
macht. Das alte Hof-Recht, oder, wie es genannt
wird, Witherlaghs-Raͤtt, welches bis auf unſere
Zeiten uͤbrig geblieben iſt, und ihn zum erſten Urheber
hat, giebt zu erkennen, wie hoch er die Einigkeit und das
Blut ſeiner Unterthanen geſchaͤtzet, indem er denjeni-
gen, welcher den andern beleidiget und verwundet haͤtte,
fuͤr einen nichtswuͤrdigen Menſchen (Nithing) ange-
ſehen, und in keinem von ſeinen Reichen geduldet wiſſen

wollte.
* 2
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[0009] [Abbildung] Vorbericht. So wenig diejenigen, welche die Ge- ſchichte der alten Zeiten beſchreiben, be- ſonders was die Begebenheit betrifft, die ich zum Grunde dieſes Trauerſpiels ge- nommen, in den Nebenumſtaͤnden uͤbereinſtimmen: ſo einig ſind ſie darinnen, daß der zweyte Canut einer der groͤßten Koͤnige von Daͤnnemark geweſen, wel- cher durch ſeine Tapferkeit nach dem Ausdrucke des Saxo ein Beſitzer von ſechs Koͤnigreichen ward, wie- wohl er laut eines Documents, das Hvitfeld anfuͤhret, ſich nur Koͤnig uͤber ganz England, Daͤnnemark, Norwegen und einen Theil von Schweden ſchrieb, und daß dieſer Koͤnig ſich eben ſo groß durch ſeine Ge- rechtigkeit und Guͤtigkeit, als durch ſeine Tapferkeit ge- macht. Das alte Hof-Recht, oder, wie es genannt wird, Witherlaghs-Raͤtt, welches bis auf unſere Zeiten uͤbrig geblieben iſt, und ihn zum erſten Urheber hat, giebt zu erkennen, wie hoch er die Einigkeit und das Blut ſeiner Unterthanen geſchaͤtzet, indem er denjeni- gen, welcher den andern beleidiget und verwundet haͤtte, fuͤr einen nichtswuͤrdigen Menſchen (Nithing) ange- ſehen, und in keinem von ſeinen Reichen geduldet wiſſen wollte. * 2

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Zitationshilfe: Schlegel, Johann Elias: Canut. Kopenhagen, 1746, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_canut_1746/9>, abgerufen am 28.03.2024.